Kidical Mass
„Critical Mass“ und „Radentscheid Bonn“ riefen zur Demo auf

362 Radler sind schon eine Menge und die Schlange war dementsprechend lang, zumal von den meisten der Mindestabstand eingehalten wurde. | Foto: Rolf Thienen
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  • 362 Radler sind schon eine Menge und die Schlange war dementsprechend lang, zumal von den meisten der Mindestabstand eingehalten wurde.
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Bonn - Sind wir schon da, fragte ein junger Teilnehmer der ersten
„Kidical-Mass“-Veranstaltung in Bonn. „Eigentlich schon“, so
die Antwort nach rund sechs Kilometern quer durch Bonn, als die
Karawane von annähernd 400 Radlern, davon 128 Kinder, wieder am
Bonner Hofgarten eintraf. Dort, wo sie sich eine gute Stunde zuvor,
begleitet von der Polizei, auf den Weg gemacht hatte.

Worum ging es? Schon seit Jahren gibt es Klagen, dass der Radverkehr
in Bonn nicht sicher ist. Und ebenso lange gibt es die Versicherungen
der Politik, dass da dringend etwas passieren müsse. Es wurden und
werden Pläne erarbeitet, es werden Vorschläge von diversen
Institutionen und Vereinen geprüft, und… es passiert nichts.

Wie war das noch? Wollte Bonn mal nicht Deutschlands Fahrradhauptstadt
werden? Sollte es nicht einen Fahrradschnellweg von Bornheim nach Bonn
geben? Nur zwei Vorhaben, die im Sande verlaufen sind oder
minibruchstückhaft umgesetzt wurden. Und parallel dazu wurden die
Autos immer größer und schneller. Der Platz auf der Straße blieb
allerdings der gleiche und die Autofahrerlobby war zögerlich bis
nicht bereit, auf die Wünsche der Radfahrer und Fußgänger
einzugehen.

Ein SUV ist erheblich breiter als ein „normaler“ PKW und so
drängen diese Gefährte zusammen mit den anderen Autos die Radfahrer
immer weiter ab, was die meisten Radwege in Bonn, so sie vorhanden
sind, zu gefährlichen Pisten machte. Erst recht für Kinder und
Jugendliche. Dazu die vielen Radwege, die sich Fußgänger und Radler
teilen müssen mit den entsprechenden Haltebuchten für den ÖPNV.
Klar, dass es da bei den schwächeren Verkehrsteilnehmer zu Spannungen
kommen muss. Radweg und Fußweg sind manchmal nicht so breit wie ein
SUV, von Lastwagen mal ganz abgesehen.

Seit dem 1. Januar 2014 wendet sich in Bonn eine Aktion gegen diese
Missstände und den daraus nicht gezogenen Konsequenzen: „Critical
Mass“. An jedem letzten Freitag im Monat versammeln sich Radfahrer
an der Hofgartenwiese und fahren im Verbund wechselnde Routen durch
Bonn und wollen damit ihre Anliegen deutlich machen. Waren es zu
Beginn noch wenige Teilnehmer, so steigerte sich diese auf bis zu
1.400 Radler, die am 31. Mai 2019 unterwegs waren. In aller Regel sind
in den Sommermonaten etwa 700 bis 800 Teilnehmer unterwegs, im Winter
entsprechend weniger.

Am vergangenen Sonntag, 5. Juli, kam eine zusätzliche Variante der
„Critical Mass“ hinzu: Die „Critical Mass“ hatte zusammen mit
der Aktion „Radentscheid Bonn“ zu einer „Kidical Mass“
aufgerufen. Diese „Kidical Mass“ soll auf die besonderen Belange
der Kinder und Jugendlichen im Straßenverkehr aufmerksam machen.
„Viele Eltern haben Angst um ihre Kinder und fahren sie lieber mit
dem Auto. „85 Prozent der Befragten in Großstädten und 74 Prozent
insgesamt würden Kinder nur mit schlechtem Gefühl alleine
Fahrradfahren lassen“, so ein Ergebnis des ADFC Fahrradklimatestes
im Jahr 2018. Die Folge: „Immer weniger Kinder können sicher
Radfahren“, so Tobias Mandt, Mitorganisator der „Kidical Mass“.
Und weiter: „Würde ich mein Kind hier allein mit dem Rad fahren
lassen? Wenn die Antwort nein lautet, dann muss etwas passieren.“

Mit dieser gemeinsamen Aktion, die jetzt ebenfalls einmal monatlich
stattfinden soll, werden die Ziele des Radentscheids Bonn auch unter
dem Aspekt der Sicherheit gerade für Kinder und Jugendliche
unterstützt.

Und dann wird es vielleicht schon bald heißen: „Ja, wir sind am
Ziel, am Ziel der gesamten Aktion und nicht nur am Ziel der
Radtour.“

- Rolf Thienen

362 Radler sind schon eine Menge und die Schlange war dementsprechend lang, zumal von den meisten der Mindestabstand eingehalten wurde. | Foto: Rolf Thienen
Er wollte zwar seinen Namen nicht nennen, verkündete aber stolz, dass er zusammen mit seiner Mama jeden Tag mit dem Rad zum Kindergarten fährt. | Foto: Rolf Thienen
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