50 Jahre Oberbergischer Kreis
HBW: Hilfe seit 50 Jahren

- HBW-Geschäftsführer Jens Kämper und Andreas Lamsfuß (Gesamtleiter) vor dem Haus am Konradsberg.
- Foto: HBW GmbH
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Oberberg. Noch ein Goldjubiläum: 50 Jahre Heimat, Begleitung und Wohnen (HBW).
Als der Verein zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder Oberbergischer Kreis 1975 mit dem Landesverband der Lebenshilfe NW eine „Wohnheim GmbH“ gründete, sprach man noch von „Heimen“ und „Behinderten“. Seitdem ist viel geschehen: Aus der Wohnheim GmbH wurde zuerst die HBW Haus für Behinderte Wiehl GmbH, dann die HBW Haus für Menschen mit Behinderung Wiehl GmbH und 2023 die HBW Heimat. Begleitung. Wohnen. GmbH. Deren Gründer heißt seit 2023 auch nicht mehr Verein zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder Oberbergischer Kreis, sondern ist der Verein „Lebenspfade Oberberg“.
Dass der Begriff „Behinderung“ aus den Namen verschwand, ist Ausdruck einer geänderten Haltung, die sich in den letzten 50 Jahren vollzog, aber immer noch nicht abgeschlossen ist. Den Bewohnenden und Klienten der HBW das Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen und zu erleichtern, ist jedoch auch nach einem halben Jahrhundert rasanter Entwicklung das erklärte Ziel des Wohnanbieters.
Ein Rückblick: Weil es seinerzeit in der Region weder Wohn- und Arbeitsangebote für Menschen mit Handicap noch eine Schulpflicht für Kinder mit Beeinträchtigung gab, schlossen sich Eltern von Kindern mit Beeinträchtigungen 1963 zum „Verein zur Förderung und Betreuung behinderter Kinder Oberbergischer Kreis“ zusammen. 1965 eröffnete der Verein eine Tagesbildungsstätte für Menschen mit Beeinträchtigung. 1970, nachdem die Schulpflicht auch für Menschen mit Beeinträchtigung eingeführt wurde, ging die Trägerschaft an den Oberbergischen Kreis. Damit legte der Elternverein die Hände aber nicht in den Schoß, sondern dachte weiter: Was kommt nach der Schule? Wo sollen unsere Kinder arbeiten und leben, wenn wir zu alt sind, um sie zu betreuen?
Durch die Gründung der BWO GmbH und HBW GmbH schafften die engagierten Eltern fehlende Strukturen selbst. 1980 war es dann so weit: Das „Haus Am Konradsberg“ wurde eröffnet. Vereinsintern wird dieser Meilenstein als Gründung der HBW angesehen und die Jubiläen entsprechend gefeiert. 36 Bewohnende und der „Heimleiter“ Ernst Süßkraut zogen damals in das Haus ein. Sein Nachfolger, Jürgen Grafflage, übernahm 1986 die Heimleitung und wurde 1999 zum neuen Geschäftsführer und Gesamtleiter der HBW neben Dietmar Groß bestellt und übte diese Tätigkeit bis 2012 aus. Dietmar Groß, auch Geschäftsführer der BWO, war von 1986 bis 2018 Geschäftsführer der HBW.
Heute leben im „Haus Am Konradsberg“ 36 zumeist ältere Menschen mit kognitiven und teilweise komplexen Beeinträchtigungen. Den verrenteten Bewohnenden wird eine großflächige Tagesstruktur angeboten. Das wäre in den Anfangsjahren nicht möglich gewesen. Der Gesetzgeber sah vor, dass Wohnplätze nur Menschen zur Verfügung stehen, die auch in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten. Eine Änderung der Rechtslage ebnete den Weg zum Konzept des „Lebenslangen Wohnens“, welches das HBW heute verfolgt.
Insgesamt neun Wohnhäuser mit verschiedenen Wohn- und Betreuungskonzepten betreibt das HBW heute in Wiehl, Waldbröl und Nümbrecht. 1998 kamen die Betreuten Wohnformen hinzu. Zuletzt erweiterte der Wohnanbieter sein Angebot mit der Eröffnung des Kehlinghauses (2016) und Haus Mühlenau (2019) um zwei Häuser, die sich auf die intensive ambulante Betreuung spezialisiert haben.
Herausgefordert fühlen sich der aktuelle Geschäftsführer Jens Kämper sowie Gesamtleiter und Prokurist Andreas Lamsfuß. Durch die Umsetzung neuer gesetzlicher Anforderungen wie dem Bundesteilhabegesetz ändert sich beispielweise die gesamte Abrechnungssystematik mit den Kostenträgern.
Die Haltung gegenüber Menschen mit Beeinträchtigungen entwickelt sich immer weiter in Richtung gesellschaftliche Teilhabe und Partizipation, was Kämper und Lamsfuß begrüßen und an weiteren Konzepten arbeiten. Problematische Seiten wie den immer deutlicher werdenden Fachkräftemangel oder enger werdenden Finanzierungsgrundlagen gilt es allerdings zu begegnen, um auch in Zukunft sichere Wohn- und Betreuungsangebote anbieten zu können.
Redakteur/in:Beate Pack aus Oberberg |
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