IHK-Konjunkturbericht
Dämpfer für den Aufschwung

Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg, stellte den Konjunkturbericht vor.     | Foto: IHK Köln/Nickel
  • Michael Sallmann, Leiter der IHK-Geschäftsstelle Oberberg, stellte den Konjunkturbericht vor.
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Oberberg. Der Aufschwung der regionalen Wirtschaft hat im Winter 2021/22 einen Dämpfer erhalten. Das liegt an den knappen Rohstoffen und Vorprodukten, den hohen Energie- und Rohstoffpreisen sowie an fehlenden Fachkräften, wie der neue Konjunkturbericht der IHK Köln zeigt.

Der Konjunkturklimaindikator für den IHK-Bezirk ist dabei von 117,9 auf 112,7 Punkte gefallen. Das ist immer noch ein deutlicher Wachstumskurs. Der Wert liegt noch über dem langjährigen Durchschnitt von 111 Punkten und im Vergleich zum Corona-Winter 20/21 um 15 Punkte höher. „Die gute Nachricht ist, dass die Nachfrage nach den Produkten und Diensten vieler Unternehmen weiter groß ist“, sagt Michael Sallmann, Leiter der Geschäftsstelle Oberberg der IHK Köln. „Lieferprobleme, der starke Preisanstieg bei der Energie und Vorprodukten sowie der Fachkräftemangel kosten die regionale Wirtschaft aber Wachstum, weil Aufträge nicht oder nur verzögert abgearbeitet werden können.“

Verbesserung der Lage?

Angesichts dieser Schwierigkeiten blicken wieder mehr Unternehmen zurückhaltend in die Zukunft. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate sind im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Herbst von 9,5 Punkten auf 2,3 Punkte gefallen. Das bedeutet, die Unternehmen, die von einer Verbesserung oder Verschlechterung der Lage ausgehen, halten sich in etwa die Waage.

Versicherungswirtschaft, Kreditwirtschaft, Immobilienwirtschaft, chemische und pharmazeutische Industrie sowie der Einzelhandel schauen positiver in die Zukunft. Deutlich pessimistischer als zuletzt blickt pandemiebedingt vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe auf die kommenden Monate.

Geschäftsrisiken

Jeweils 70 Prozent der befragten Unternehmen sehen die hohen Energie- und Rohstoffpreise sowie den Fachkräftemangel als ihr größtes Geschäftsrisiko. „Eine kalkulierbare Ausgestaltung der Energiewende, eine bessere Berufsorientierung in den Schulen und gute Integrationsperspektiven für Fachkräfte aus dem Ausland müssen daher im Fokus der Wirtschaftspolitik stehen, wenn wir Wertschöpfung und Wohlstandsniveau in Deutschland halten und ausbauen wollen“, sagt Sallmann.

Angesichts des womöglich vorgezogenen Kohleausstiegs und des demografischen Wandels dürften ansonsten Skepsis und Verunsicherung bei den Unternehmen weiter zunehmen. Sallmann: „Es wird jetzt darauf ankommen, ob zum Beispiel bei Planungs- und Genehmigungsprozessen die versprochene Beschleunigung der Verfahren wirklich gelingt. Mit dem Rheinischen Revier und den vielen Industrieunternehmen in energieintensiven Branchen steht gerade für unsere Region viel auf dem Spiel.“ Im Winter 2021/22 ist der Lageindikator geringfügig - um 2,7 Punkte - gesunken. 40 Prozent der Unternehmen melden eine gute und 16 Prozent eine schlechte Lage. 70 Prozent der Unternehmen bewerten ihre Finanzlage als unproblematisch. Jeweils rund 15 Prozent klagen jedoch über Eigenkapitalrückgang und Liquiditätsengpässe.

Preisanstieg und Engpässe

Steigende Preise und Lieferschwierigkeiten belasten die Wirtschaft im IHK-Bezirk stark. So geben fast 90 Prozent der Unternehmen an, von Preisanstiegen betroffen zu sein. In der Industrie sind nahezu alle befrag-

ten Unternehmen mit Preissteigerungen konfrontiert, drei Viertel sogar mit erheblichen. Ähnlich ist die Situation im Einzelhandel. Hier melden 95 Prozent der Unternehmen Preisanstiege. Zudem leiden mittlerweile alle Branchen unter anhaltenden Lieferschwierigkeiten. Mit einer schnellen Verbesserung der Lage rechnet kaum ein Unternehmen.

Export undInvestitionen in den Umweltschutz

Die Exporterwartungen der Industrieunternehmen sind deutlich zurückhaltender als im Herbst. 16 Prozent der Unternehmen gehen von mehr (vorherige Umfrage: 24 Prozent) und 15 Prozent von weniger Exporten aus. Die Unternehmen planen höhere Investitionen im Ausland als zuletzt. Seit 2016 investieren die Unternehmen Jahr für Jahr stärker in den Umweltschutz. Derzeit planen 27 Prozent der Betriebe entsprechende Ausgaben. Größtes Investitionsmotiv bleibt der Ersatzbedarf (63 Prozent). Weitere Motive sind Rationalisierung (37 Prozent), Produktinnovation (33 Prozent) und Kapazitätsausweitung (29 Prozent). Investitionen in diesen Bereichen gehen häufig gleichzeitig mit einem positiven Umwelteffekt einher.

Einstellungsbereitschaft

Die Einstellungsbereitschaft ist geringfügig zurückhaltender als im Herbst. 26 Prozent der Unternehmen wollen ihr Personal aufstocken,15 Prozent müssen ihr Personal reduzieren, 59 Prozent wollen ihren Beschäftigungsstamm halten. Während Industrie, Dienstleistungswirtschaft und der Großhandel von einer höheren Beschäftigtenzahl ausgehen, planen Hotel- und Gaststättengewerbe, das Papier-, Verlags- und Druckgewerbe sowie die Elektroindustrie mit weniger Personal.

Hotel- und Gaststättengewerbe

Im coronageschädigten Hotel- und Gaststättengewerbe ist die zarte Erholung aus dem vergangenen Herbst dahin. Die Unternehmen bewerten ihre Lage noch einmal deutlich schlechter (Rückgang um 45 Punkte) als in der vorherigen Umfrage und sehen sie fast so kritisch wie im Frühjahr 2021. Auch die Erwartungen (-29 Punkte) sind deutlich pessimistischer. Dementsprechend sind die Investitionsabsichten (-45 Punkte) und die Beschäftigungspläne (-26 Punkte) auch zurückgegangen.

Ergebnisse fürden Oberbergischen Kreis

Im Oberbergischen Kreis bleibt die Stimmung ähnlich gut wie im Herbst 2021, auch wenn die Erwartungen etwas weniger optimistisch sind. 44 Prozent der Unternehmen (vorherige Umfrage: 44 Prozent) melden eine gute und 16 Prozent (15 Prozent) eine schlechte Lage. 23 Prozent (28 Prozent) der Unternehmen rechnen mit einer besseren Geschäftsentwicklung in den kommenden zwölf Monaten und 15 Prozent (14 Prozent) mit einer schlechteren.

Die Investitionspläne haben sich kaum verändert. 37 Prozent (36 Prozent) der Unternehmen wollen mehr investieren. Dagegen planen 17 Prozent (18 Prozent) mit geringeren Ausgaben. Als Hauptmotiv wird der Ersatzbedarf genannt, gefolgt von Rationalisierung und Produktinnovation. Die Beschäftigungspläne sind zurückhaltender als zuletzt. 26 Prozent der Unternehmen planen mit mehr Personal, 17 Prozent jedoch mit weniger Personal als zuvor. Als Hauptrisiken sehen die Unternehmen die Energie- und Rohstoffpreise, den Fachkräftemangel sowie die Inlandsnachfrage.

An der Umfrage haben sich vom 6. Dezember bis 14. Januar 634 Unternehmen aus dem IHK-Bezirk beteiligt (Köln, Leverkusen, Rhein-Erft-Kreis, Rheinisch-Bergischer Kreis, Oberbergischer Kreis).

Ausführlichen Ergebnisse des Konjunkturberichts stehen unter www.ihk-koeln.de/konjunktur.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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