Theater Harlekin
„Wie die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert!“

Beim Warten auf Godot tauchen skurrile Personen wie Landbesitzer Pozzo und sein am Strick geführter Diener Lucky auf. | Foto: Britta Ressing
  • Beim Warten auf Godot tauchen skurrile Personen wie Landbesitzer Pozzo und sein am Strick geführter Diener Lucky auf.
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Frechen - Das Theater Harlekin startete mit Samuel Becketts „Warten auf
Godot“ in die Herbstspielzeit und bescherte dem Publikum einen
unterhaltsamen Abend.

Warten kann ganz schön langweilig sein. Vor allem, wenn man zunehmend
unsicher wird, ob es überhaupt Sinn macht. So wie Wladimir „Didi“
und Estragon „Gogo“, die Protagonisten in Samuel Becketts absurdem
Theaterstück „Warten auf Godot“. Die beiden alten Freunde, gerne
als Landstreicher interpretiert, warten auf den Unbekannten und
versuchen, sich die Zeit zu vertreiben. Dabei tauchen skurrile
Personen wie Landbesitzer Pozzo und sein am Strick geführter Diener
Lucky auf.

Gar nicht langweilig, sondern sehr unterhaltsam wird das bekannte
Stück vom Frechener Theater Harlekin aufgeführt, erstmals bei der
Premiere am vergangenen Samstag. Wie gewohnt stellt die sehr
reduzierte Requisite – der Vollmond, ein dicker Ast mit kahlen
Zweigen, ein Stuhl und ein Sessel – die schauspielerischen
Leistungen in den Fokus. Dafür ist „Warten auf Godot“ laut
Regisseur Thomas Hardow bestens geeignet: „Gerade dieses Stück ist
für mich Schauspielerfutter, so dass hier der Reiz besteht, die
Schauspieler in der Probenarbeit in den Mittelpunkt zu stellen und
vieles durch Ausprobieren und Improvisation zu entwickeln.“

So lässt Hardow die tiefgründige ebenso wie die heitere Sichtweise
des anspruchsvollen Textes zu. Michael Krause (Didi) und Bodo Lacroix
(Gogo) amüsieren mit teils herrlich naivem Mienenspiel und wecken
Erinnerungen an das Komikerduo Stan und Oliver. Diese wären
tatsächlich Becketts Wunschbesetzung gewesen, sagte der Autor einmal,
der auch Freude an Slapstick-Filmen hatte. „Mit diesem Grundtenor
haben wir angefangen zu proben, und das verselbstständigte sich
zusehends, da beide Schauspieler – gut aufeinander eingespielt –
ziemlich schnell vieles von sich aus angeboten haben“, erklärt
Thomas Hardow.

Es gibt aber auch ernste oder melancholische Szenen, etwa als Estragon
Wladimir verärgert und ihn dann leise und eindringlich bittet, nicht
zu gehen; oder als beide einträchtig den Mond betrachten, wie ein
altes Ehepaar. Die Mischung bekommt dem Stück gut. Zudem schaffen es
die Darsteller, durch Mimik und Sprache verschiedene Stimmungen zu
transportieren. Das Publikum lacht, wird nachdenklich, schreckt auf
oder fühlt mit. Letzteres etwa mit Lucky. Martin Sobetzko zeigt als
Knecht nicht nur vollen Körpereinsatz, sondern bewältigt auch einen
enormen Monolog, der sich vom roboterhaften Herunterrattern bis
beinahe zum Schreien steigert. Thomas Herold lässt Landbesitzer Pozzo
unglaublich arrogant wirken, spielt aber auch überzeugend den
plötzlichen Gefühlsausbruch.

Eine Herausforderung war die Darstellung des Jungen (stimmig: der
junge Luc Lacroix), der Godots Ankunft für den nächsten Tag
ankündigt. Denn die Rolle lässt verschiedene Interpretationen zu.
Diese Schwierigkeit wird erfolgreich gelöst, ebenso der Anspruch des
Ensembles, den Humor nicht zu kurz kommen zu lassen.

Weitere Aufführungen finden an den Wochenenden bis zum 19. November
2017 statt, Termine und Kartenreservierung auf:
www.harlekin-theater.de

- Britta Ressing

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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