Knatschdoll mit Geist und Witz
Persiflage-Wagen des "Club Hupp 17" seit 1968

Die Clubbrüder Rolf Schallowetz, Edgar Zens, Peter Krey und Werner Dahm (v.li.) stellten kürzlich ihr Buch über den Club und seine Karnevalswagen vor.  | Foto: Gast
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  • Die Clubbrüder Rolf Schallowetz, Edgar Zens, Peter Krey und Werner Dahm (v.li.) stellten kürzlich ihr Buch über den Club und seine Karnevalswagen vor.
  • Foto: Gast

Oberpleis. Bis auf zwei Ausnahmen - während des Golfkriegs 1991 und in der Pandemie 2021/22 - nahm der der „Club Hupp 17“ seit 1968 alljährlich mit einem eigenen Mottowagen am Oberpleiser Karnevalszug teil und persiflierte lokale Begebenheiten oder allgemeine gesellschaftliche Phänomene wie etwa Rauchverbot in Gaststätten oder Online-Shopping. In einem kürzlich erschienenen, reich bebilderten Buch mit dem Titel „Jeck in Plees“ werden alle bisherigen Karnevalswagen vorgestellt. Aber wer oder was ist eigentlich der „Club Hupp 17“?

Zwölf junge Männer, die der katholischen Pfarrjugend von Sankt Pankratius allmählich entwachsen waren, beschlossen am Rosenmontag 1967, einen Club zu gründen und gaben diesem den fantasievollen Namen „Club Hupp 17“. Ein Teil der Clubmitglieder bereicherte zudem als „Dorfspatzen“ mit musikalischen Auftritten die Karnevalssitzungen der „Narrenzunft“ und von 1970 bis 1982 trat auch der gesamte „Club Hupp 17“ mit musikalischen Sketchen etwa als „katholischer Mütterverein“ oder Jugendfeuerwehr bei den Sitzungen auf. Auch die Oberpleiser Hymne „Pleeser Wind“, die 1972 erstmals auf der Sitzung der „Narrenzunft“ erklang, floss aus der Feder von Clubmitgliedern. Doch nicht nur im Karneval waren die Herren aktiv. In den 1970er-Jahren betätigten sich die Clubmitglieder auch als Pfingstjungen: Sie pflegten den alten Brauch des Pfingsteiersammelns und zogen „Jätt us noch e Pengsei ri-ra-röschen…“ singend von Haus zu Haus. Außerdem wurde, auch als noch kein Clubmitglied Vater war, der Vatertag mit einem feuchtfröhlichen Ausflug begangen.

Doch zu regionaler Berühmtheit gelangte der Club durch seine frechen Karnevalswagen. Die Jungs waren und sind nach eigenem Bekunden „naturbekloppt“, aber mit Stil. Die Bandbreite der persiflierten Themen ist groß und reicht von der Misswahl in den 1960er-Jahren, bei der die damals geltenden Modelmaße einer Twiggy nicht an den Sex-Appeal der „Pleeser Mädche“ heranreichten, über die damalige Obdachlosenunterkunft und das Kammer(pott)-Orchester am Ort bis zu Bausünden und politischen Themen. Auch ein moderner Beichtstuhl und die „Pleeser Pankratius Protz-Poller“ lieferten Stoff für knatschverdötschte Wagen. 1988 kam erstmals ein „Niedrigflurwagen“ zum Einsatz: Unter eine selbstgebastelte Holzplattform hatten die Clubbrüder niedrige Schwerlast-Lenkrollen geschraubt. Dazu Landrat Sebastian Schuster, der seit einigen Jahren mit im „Club Hupp 17“-Wagen fährt und es sich selbst 2016 als Siegburger Prinz nicht nehmen ließ, mit auf dem „Club Hupp 17“-Wagen mitzufahren: „Das Schöne an dem Wagen ist, dass man Bodennähe hat und nicht so hoch oben steht wie etwa im Elferrat- oder Prinzenwagen. Man ist näher bei den Jecken und kann schneller mal zum Bützen absteigen“. Ob Rad ab, fehlende Auflaufbremse oder schwächelnde Zugmaschinen - im Laufe der Jahre kamen unterschiedliche Traktoren zum Einsatz - „et hätt noch immer joot jejange“.

Die Clubbrüder versäumten keinen Zug und fuhren stets bis zum Schluss mit. Schon bevor es Musikanlagen im Zug gab, fuhr der Wagen des „Club Hupp 17“ mit Musik. Edgar Zens hatte seine „Quetsch“ dabei. Erst 1973 kam die Musik aus einer elektrischen Musikanlage mit zwei selbstgebastelten Lautsprecherboxen. Im Laufe der Jahre fuhr hin und wieder auch das ein oder andere Club-Mitglied anstatt auf dem selbstgebauten Club-Wagen eine Etage höher als Prinz mit im Zug. Die Clubbrüder hatten auf ihrem Wagen stets den passenden Kommentar dazu. Bis 1995 gestalteten sie den Aufbau des Wagens jedes Jahr von Hand. Die Bilder und Sprüche wurden auf Tapetenrollen gemalt beziehungsweise geschrieben. Ab 1996 konnten die Motive dank eines Druckers im Club endlich auf Folien geplottet werden. „Das ist eine große Erleichterung“, so Werner Dahm, der seit der Gründung mit dabei ist.

Von dem Dutzend Gründungsmitglieder sind nach 57 Jahren noch drei im Club aktiv. Einige sind verstorben, andere orientierten sich anderweitig und neue kamen hinzu, sodass immer noch ein lustiger Haufen unterwegs ist. In diesem Jahr blickt der Mottowagen des „Club Hupp 17“ in die Zukunft von Oberpleis. Wer mehr wissen will, sollte am Tulpensonntag den Oberpleiser Karnevalszug nicht verpassen und genau hinschauen. Das Buch „Jeck in Plees“ ist übrigens in der Buchhandlung Seidel und Millinger (Dollendorfer Straße 28), im Siebengebirgsmuseum (Kellerstraße 16) und bei den Club-Mitgliedern zu einem „Spott-Preis“ erhältlich.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Christa Gast aus Königswinter

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