Tafel erinnert an die Dorfgeschichte
Heimatforscher Wilibert Fuhr ist Initiator

Vorstellung der Tafel durch Wilbert Fuhr mit Einwohnern von Gratzfeld und Schwirzpohl. | Foto: Zumbusch
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  • Vorstellung der Tafel durch Wilbert Fuhr mit Einwohnern von Gratzfeld und Schwirzpohl.
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Gratzfeld - Der kleine Königswinterer Ortsteil Gratzfeld ist ein Dörfchen wie
aus dem Bilderbuch.

Malerische Fachwerkhäuser und Hofanlagen liegen verträumt inmitten
grüner Wiesenlandschaft. Am Horizont zeichnet sich das Siebengebirge
ab. Fuchs und Hase sagen sich hier Gute Nacht, die Dorfbewohner, knapp
über 40 an der Zahl, kennen sich alle und das seit ewigen Zeiten. In
der gemütlichen Dorfscheune lässt es sich gut feiern. Anlässe gibt
es genug.

Auch das Jahr 2012 wäre so ein Anlass gewesen

Vor 800 Jahren nämlich wurde Gratzfeld erstmals urkundlich erwähnt
und zwar in Dokumenten und Aufzeichnungen der Probstei Oberpleis.
„Gratisfelt“ wurde das Örtchen vor 800 Jahren genannt und zwei
Höfchen soll es gehabt haben. 1218 bestätigte der Erzbischof
Engelbert zu Köln Probst Gerhard, Probstei „Sankt Pancratil“ zu
Oberpleis, den Besitz eines Gutes in Gartisfelt.

Doch den Anlass, die 800-jährige urkundliche Ersterwähnung zu
feiern, verpassten die Einheimischen des heutigen Gratzfelds. Und das
schlichtweg, weil sie gar nicht wussten, dass es ein Jubiläum zu
feiern gegeben hätte.

Heimatforscher Wilibert Fuhr machte sich auf die Suche

Doch zum Glück gibt es im Oberhau, zu dem Gratzfeld gehört, rührige
Menschen wie Wilbert Fuhr, Heimatforscher aus Leidenschaft und bester
Kenner der Region. Er ahnte, dass Gratzfeld und auch der benachbarte
Ort Schwirzpohl eine jahrhunderte alte Geschichte haben mussten.

Seine Recherchen zur Geschichte des Oberhau brachten ihn auf die
historische Fährte. Fuhr nutzte alle Quellen, die sich ihm
erschlossen. Er vertiefte sich in Chroniken, durchforstete
Archivbestände und machte sogar Hausbesuche, um von den Dorfbewohner
mögliche Informationen zur Geschichte zu ergattern.

Gemeinsam mit dem Verein für Heimat- und Brauchtumspflege Oberhau
wertete Fuhr die Informationen aus und brachte sie in Form.

Infotafel schafft Identität

Die offenbart sich nun in einer großen Infotafel vor der
geschichtsträchtigen Kulisse von Gratzfeld.

Die gesammelten Erkenntnisse vereinen sich jetzt ausschnittsweise
darauf und ein gutes Dutzend Fotos aus alten Zeiten belegen die
historischen Zeiten. Das schafft Identität und vertieft das
Heimatgefühl.

800-jähriger Exkurs durch die Ortsgeschichte

Die Geschichtstafel lässt den staunenden Betrachter inne halten. Von
1212 bis 2010 umreißt die Chronologie ausführlich die historische
Entwicklung der Ortschaften Gratzfeld und Schwirzpohl. Im Jahr 1306
etwa wird das heutige Schwirzpohl als „Swyrzpul“ in den Dokumenten
der Probstei Oberpleis erwähnt. Probst Adolf erwarb seinerzeit von
den Eigentümern, den Eheleuten Everhelmus Ludewicus, das Anwesen, das
als Prostei-Hof „Swyrzpul“ eine erste Hausnummer im Oberhau
erhielt. Von dort aus beaufsichtigten die Mönche der Probstei die
Ländereien und Wälder in der heutigen Musser Heide.

Im Jahr 1555 galt Gratzfeld als sechste Honschaft der Probstei
Oberpleis. Das bedeutete, der Ort zählte über 100 Einwohner. Die
Geschichte nimmt durch die Jahrhunderte ihren Lauf, vieles ist auf der
Tafel umfangreich festgehalten.

So wurden 1845 in Gratzfeld und Schwirzpohl bei einer Volkszählung 14
Wohngebäude und 96 Einwohner gezählt. Anfang des 20. Jahrhunderts
wurde die Bahnstrecke Rostingen-Dachsberg via Gratzfeld für den
Transport von Basalt aus den umliegenden Steinbrüchen freigegeben. Im
zweiten Weltkrieg wurde die Bahntrasse für den Transport von
Militärgütern genutzt. Auch eine Poststelle hat es in Gratzfeld
gegeben und das bis in die 1970er Jahre hinein. 2003 wird Gratzfeld
Museumsort. Karl-Heinz Bluhm eröffnet seine Oberhauer Sammlerscheune.

Projekt wurde durch viele Unterstützer erst möglich

Bei der offiziellen Vorstellung der Tafel dankte Ingo Alda,
Vorsitzender von Oberhau-aktuell, auch den Unterstützern des
Projekts. Dieter Weber hatte die Holzarbeiten für die Tafel in seiner
Schreinerei ausgeführt, Lydia Weber stellte die Ausstellungsfläche
zur Verfügung und Sonja Cochem-Bellinghausen hatte den Satz und das
Layout übernommen. Die Bewohner ließen es sich nicht nehmen, dann
auch ausgiebig die verspätete 800-Jahr-Feier zu genießen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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