Campus Wiesengut
Tag der offenen Stalltür

- Tag der offenen Tür Campus Wiesengut: Welche Insekten tummeln sich am Campus Wiesengut? Dr. Andreé Hamm und sein Team gehen mit den Besuchenden auf Entdeckungsreise und bestimmen kleine und größere Funde.
- Foto: Volker Lannert/Uni Bonn
Region (red). Wie lässt sich Landwirtschaft mit dem Schutz der Artenvielfalt vereinen? Welche Pflanzen trotzen am besten dem Klimawandel? Und was verraten Kühe über ihr Wohlbefinden? Antworten auf diese Fragen gibt das agrarökologische Versuchsgut der Universität Bonn am Sonntag, 6. Juli: Der Campus Wiesengut in Hennef öffnet von 10 bis 17 Uhr seine Tore für die Öffentlichkeit und lädt ein zum Tag der offenen Tür.
Der Campus Wiesengut liegt idyllisch am Hennefer Siegdeich. Wer dort zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs ist, hat vermutlich schon die rotbraunen Limousin-Rinder auf den Weiden gesehen. Doch was auf den ersten Blick wie ein ganz gewöhnlicher Bauernhof wirkt, ist ein hochmoderner Ort der Forschung: Auf über 80 Hektar ökologisch bewirtschafteter Fläche untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, wie sich landwirtschaftliche Produktion und Biodiversität in Einklang bringen lassen.
Landwirtschaft und Artenvielfalt – kein Widerspruch
„Die Forschenden am Wiesengut beschäftigt, wie Landwirtschaft und Naturschutz zusammenkommen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Döring, der die Forschungsarbeiten am Standort leitet. Im Mittelpunkt stehen Feldversuche zu verschiedenen Anbaumethoden, die sowohl ökologisch verträglich als auch ökonomisch tragfähig sein sollen. Ob Getreide, Kartoffeln, Kleegras oder neue Fruchtfolgen: Die Wissenschaft verfolgt das Ziel, Produktivität mit Artenreichtum zu verbinden.
Und das ist nicht nur Theorie. Beim Tag der offenen Tür können Besuchende direkt erleben, wie geforscht wird – bei Feldrundfahrten, Präsentationen oder Mitmachaktionen. Besonders im Fokus steht dabei der persönliche Austausch: „Wir möchten Wissenschaft nahbar machen“, betont Dr. Martin Berg, wissenschaftlicher Koordinator des Wiesenguts. „Unsere Forschenden stehen bereit, ihre Arbeit zu erklären, Fragen zu beantworten und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.“
Forschung zum Anfassen
So wird Dr. Roman Kemper das Prinzip des sogenannten Streifenanbaus vorstellen. Dabei wechseln sich auf dem Feld verschiedene Nutzpflanzen in schmalen Streifen ab – eine Methode, die Nährstoffe effizienter nutzt, den Schädlingsdruck reduziert und zugleich die Biodiversität fördert. In zwei Demonstrationsanlagen zeigt das Team auch, wie Agrarrobotik zum Einsatz kommt, etwa zur automatisierten Datenerfassung oder Pflanzenpflege.
Ein weiteres Highlight: die Station „So ticken Kühe“. Prof. Dr. Jenny Stracke und ihr Team laden in den Stall ein, wo Besuchende gemeinsam mit den Forschenden beobachten können, wie sich Tierwohl wissenschaftlich messen lässt. Was sagen Verhalten und Körperhaltung über das Befinden einer Kuh aus? Die Gäste dürfen selbst mitforschen – auf Strohballen sitzend, Auge in Auge mit den Tieren.
Wie Tiere sich unbemerkt im Gelände bewegen, zeigen Prof. Dr. Anna Cord und ihr Team. Mit Hilfe von Fotofallen und akustischen Aufnahmen erfassen sie, welche Vogel- und Säugetierarten auf dem Wiesengut leben – und welche Auswirkungen verschiedene Anbauformen auf diese Populationen haben. Die Ergebnisse sind nicht nur für die Forschung spannend, sondern auch für Naturschutz und Landwirtschaftspolitik relevant.
Auch kleine Krabbler stehen im Fokus: Dr. Andreé Hamm geht mit Kescher auf Insektenfang. Besuchende sind eingeladen, selbst mitzumachen – natürlich mit dem Versprechen, dass alle gefangenen Tiere anschließend wieder in die Freiheit entlassen werden. Ziel ist es, die Vielfalt und Bedeutung der Insekten für das Ökosystem verständlich zu machen.
Wissenschaft im Dialog
Neben Infoständen und Vorführungen bieten Kurzvorträge Raum für konzentrierte Gespräche. „Wir möchten nicht nur informieren, sondern ins Gespräch kommen“, so Dr. Berg. Deshalb finden die Vorträge bewusst abseits des Trubels statt – in ruhiger Atmosphäre, wo Fragen gestellt und Hintergründe vertieft werden können.
Wer die Anreise umweltfreundlich gestalten möchte, kann den Tag der offenen Tür mit einer Fahrradtour verbinden: Die Veranstaltung fällt auf den Aktionstag „Siegtal pur“, bei dem die Straßen entlang der Sieg autofrei bleiben. Das Wiesengut liegt direkt an der Strecke – ein ideales Ziel für Radfahrende, Naturinteressierte und Familien.
Ein Tag für alle Generationen
Der Tag der offenen Tür auf dem Wiesengut bietet nicht nur spannende Einblicke in aktuelle Agrarforschung, sondern auch ein buntes Programm für Groß und Klein – von fachlichen Diskussionen bis hin zu praktischen Aktionen. Für das leibliche Wohl ist selbstverständlich gesorgt: Angeboten werden Speisen aus ökologischem Anbau.
Weitere Informationen, das vollständige Programm sowie eine Übersicht aller Stationen und Mitmachaktionen finden Interessierte online unter: www.aussenlabore.uni-bonn.de/wiesengut/de/tag-der-offenen-tuer-2025
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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