Enthüllung der Chanukkia
Sanierung der Synagogen-Ruine ist beendet

Abraham Leher, Roman Kovar, Marie Louise Jung, Mario Dahm und Albert Jacobs (v.re.) vor der Chanukkia. | Foto: Heimermann
  • Abraham Leher, Roman Kovar, Marie Louise Jung, Mario Dahm und Albert Jacobs (v.re.) vor der Chanukkia.
  • Foto: Heimermann

Geistingen. In Geistingen erinnern der jüdische Friedhof und die Gedenkstätte der Synagogen-Ruine an die jüdische Gemeinde in Hennef vor dem Zweiten Weltkrieg. Die 1862 errichtete Synagoge wurde in der Reichspogromnacht 1938 angezündet und brannte bis auf die Grundmauern aus. Die Stadt erwarb das Grundstück 1994 und führt die Ruine seit 1995 als eingetragenes Denkmal, wo jedes Jahr am 10. November bei einem Gedenkgang an die von den Nazis ermordeten 77 Hennefer Juden.

Albert Jacobs vom Verschönerungsverein Hennef beobachtete, dass Risse durch drückendes Erdreich die sichtbare Grundmauer zur Sövener Straße verschob und hat die Dringlichkeit zur Sanierung der Stadt vorgetragen. Für 350.000 Euro sanierte die Stadt die Gedenkstätte mit Zuschuss vom Heimatministerium NRW von Oktober 2023 an, die jetzt mit einer Enthüllungsfeier der neu installierten Chanukkia abschloss. Die freigelegten Grundmauern stabilisierte man mit Beton, das wieder aufgefüllte Gelände wurde neu bepflanzt, die sichtbare Mauer besserte man aus, reinigte sie und die Schrift der Gedenktafel stach Steinmetz Edmund Heller, der neue Vorsitzende des Verschönerungsvereins, ehrenamtlich nach. Oberhalb der Reste der Absis kam ein neues Geländer hin. Im Bereich des ehemaligen Innenraumes steht jetzt eine Infotafel und die neu installierte Chanukkia - ein Kerzenleuchter für das traditionelle achttägige jüdische Lichterfest (Chanukka).

Die Enthüllung der Chanukkia nahm Bürgermeister Mario Dahm gemeinsam mit dem Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland Abraham Leher und den in Hennef lebenden Marie Louise Jung und Roman Kovar von der Jüdischen Gemeinde Bonn vor. „Dies war einst das Zentrum der Jüdischen Gemeinde in Hennef und ist heute ein Mahnmal der Geschichte, an dem wir seit vielen Jahren der Opfer der Shoa in unserer Stadt gedenken“, so Dahm, der an die Verpflichtung, die Erinnerung aufrechtzuerhalten, erinnerte und mahnte: „Wir kennen nicht die Opfer von damals persönlich, aber diejenigen, die morgen Opfer sein könnten. Darum müssen wir nicht nur an die Verbrechen erinnern, sondern wachsam sein, wohin sich unsere Gesellschaft und Demokratie heute entwickelt“.

Die Idee zum Aufstellen der Chanukkia hatte Kulturamtsleiter Dominique Müller-Grothe. Er hob hervor, wie wichtig Erinnerung und Gedenken seien: „Wir stehen hier an einem der vielen Orten, wo Verbrechen an Juden sichtbar wurden. Wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten und neue Verbrechen verhindern. Meine Großeltern kannten keine Juden, wussten aber alles über Juden, wie sie sagten. Sie haben nichts gewusst, es ging ihnen gut in den 30er-Jahren. Was man den Juden angetan hat, wussten sie nicht, wie sie sagten. Sie haben natürlich alles gewusst, wer hinsah, musste es sehen und wissen. Meine Großeltern haben gesehen, geschwiegen und später noch das Sichtbare geleugnet“. Er sieht aber auch die Zunahme antisemitischer Vorfälle aller Art und dass jüdische Einrichtungen von Polizei vermehrt beschützt werden müssen, was uns alle Wachsam machen müsse. Er dankte Michael Herkenrath und Roman Kovar für die wunderbare Umsetzung seiner Idee, wie die Chanukkia aussehen sollte.

„Was nach dem 7. Oktober 2023 hier stattfindet ist für mich und die jüdische Gemeinschaft in NRW ganz fantastisch“ sagte Leher zu den rund 50 Anwesenden aus Vereinen, Politik, Religion und Bürgerschaft. Er war fasziniert von der Idee mit der Chanukkia und dankte auch dafür mit dem Wochenendgruß „Shabbat Shalom“.

Marie Louise Jung erläuterte den achtarmigen Chanukka-Leuchter mit der Dienerleuchte in der Mitte, von der jeden Tag an dem achttägigen jährlichen jüdischen Lichterfest (Chanukka) eines der acht Ölleuchten angezündet wird. „Weil das Öl hier im Zentrum steht, isst man Ölgebackenes wie Reibekuchen, Krapfen und Berliner zu dem Fest“, wusste Jung, die sich freut, dass künftig auch in Hennef das Lichterfest ab dem 25. Dezember acht Tage lang gefeiert wird.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Alfred Heimermann aus Hennef

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