Interview mit den Bläck Fööss über Hans Knipp
„Ohne seine Lieder wäre Köln ärmer“

Hans Knipp hat über 860 Lieder geschrieben und komponiert. Für die Bläck Fööss hat Hans Knipp über 150 Lieder geschrieben. Die Lieder von ihm kennt in Köln jeder, zum Beispiel die beiden Hymnen „In unserem Veedel“ und „Unsere Stammbaum“. Blatt-Gold traf Bömmel Lückerath (links) und Kafi Biermann zum Interview. Sie erzählten uns wie Hans Knipp gewesen war und wie sie mit ihm gearbeitet hatten. Hans Knipp verstarb 2011 und hat viele wunder schöne Lieder hinterlassen. 
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  • Hans Knipp hat über 860 Lieder geschrieben und komponiert. Für die Bläck Fööss hat Hans Knipp über 150 Lieder geschrieben. Die Lieder von ihm kennt in Köln jeder, zum Beispiel die beiden Hymnen „In unserem Veedel“ und „Unsere Stammbaum“. Blatt-Gold traf Bömmel Lückerath (links) und Kafi Biermann zum Interview. Sie erzählten uns wie Hans Knipp gewesen war und wie sie mit ihm gearbeitet hatten. Hans Knipp verstarb 2011 und hat viele wunder schöne Lieder hinterlassen.
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En unserem Veedel, Stammbaum, Mir schenke der Ahl e paar Blömcher, ene Besuch em Zoo - die Lieder von Hans Knipp kennt in Köln jeder.
Wenn man die ersten Töne hört, singt schon jeder mit. Dann rückt man näher zusammen und hält auch mehr zusammen. Sie stärken die Verbundenheit und den Zusammenhalt. Egal, wat och passet. Sie sind im Ohr und im Herzen.

Wir waren auf einem Konzert der Knippschaft zu Ehren von Hans Knipp, der über 860 berühmte Kölsche Lieder geschrieben und komponiert hat. Hans Knipp hat Köln zu dem gemacht, was es heute ist. „Ohne seine Lieder wäre Köln ärmer“, sagt Bömmel Lückerath, der früher bei den Bläck Fööss war. Für die Bläck Fööss hat Hans Knipp über 150 Lieder geschrieben. Bömmel Lückerath sagt: "Hans Knipp ist der wichtigste Kölsche Liedermacher und Komponist der Nachkriegszeit."

Die Knippschaft singt die Lieder von Hans Knipp. Die Musiker*innen der Knippschaft touren durch Säle und singen seine Lieder, die bekannten und auch die unbekannten. Bömmel Lückerath und Kafi Biermann singen da auch mit. Wir trafen Kafi Biermann und Bömmel Lückerath vor dem Konzert zum Interview. Sie erzählten uns wie Hans Knipp gewesen war und wie sie mit ihm gearbeitet hatten. Am 2. Dezember 2011 Jahren ist Hans Knipp gestorben und hat wunderschöne Lieder hinterlassen.

Blatt-Gold: Die Lieder von Hans Knipp kennt jeder. Was erlebt ihr auf den Konzerten der Knippschaft?

Bömmel Lückerath: Wir spielen die Lieder in einer schönen, lockeren und ungezwungenen Form und das haben die Leute so gern. Sie sind froh, die Lieder zu hören, die sie größtenteils kennen. Sie können mitsingen und die Lieder auch etwas genauer kennenlernen, denn sie bekommen Texthefte und haben großen Spaß daran.

Blatt-Gold: Was war das Lied, was ihr mit Hans Knipp als erstes zusammen gemacht habt?

Bömmel Lückerath: Das sind so viele Lieder, bei denen wir zusammengearbeitet haben. Bei „Drink doch ene met“ hat der Hans die 3. Strophe gemacht. Ob das auch das erste Lied war, kann ich gar nicht mehr sagen. Vielleicht „Mer losse d‘r Dom in Kölle“, oder „En unserem Veedel“.

Kafi Biermann: War das nicht Meiers Kättchen?

Bömmel Lückerath: Nein, das kam später, war aber auch eins der ersten… Das hat Hans 100 Prozent selbst geschrieben und die Melodie gemacht. Auch das kam vor.

Blatt-Gold: Wie hat der Hans euch denn seine Lieder vorgestellt? Hat er gesagt: „Hört mal, ich hab‘ da ein Lied komponiert, könnt ihr euch das mal anhören?“ Hatte er ein Kassettenrekorder dabei?

Bömmel Lückerath (lacht): Der Hans hatte einen ganz einfachen Kassettenrekorder und auf diesem Kassettenrekorder hatte er seine Lieder und Ideen aufgenommen. Die Demos hat er uns zugeschickt.
Kafi Biermann: Wir haben dann nur seine Stimme gehört, wie er singt, und seine Gitarre – mehr nicht.
Bömmel Lückerath: Teilweise konnte man sich nicht vorstellen, dass daraus ein schönes Lied werden kann. Er hatte aber auch Lieder aufgenommen, die schon rund und fertig waren.

Blatt-Gold: Hans Knipp hat über 150 Lieder für die Bläck Fööss geschrieben. Er hat aber auch für andere Bands geschrieben, zum Beispiel für die Paveier. Welches Lied hättet ihr gerne gehabt davon?

Bömmel Lückerath: Poah, er hat so viele für uns gemacht oder mit uns zusammengeschrieben. Ich würde mir keins groß wünschen, wir haben genug Lieder vom Hans und die sind alle toll. Aber „Heimat es“ könnte ich mir auch gut für die Fööss vorstellen.

Blatt-Gold: Das Lied „Unsere Stammbaum“ hat Kult-Status. Viel Kraft steckt da drin und beschreibt die Lebensart von Köln. Es sind nicht nur Lieder, sondern viel mehr. War ihm das bewusst? Wusste er, dass es eine Hymne wird?

Bömmel Lückerath: Wenn du das Lied machst, hast du einfach Spaß am Thema und arbeitest daran. Ob es eine Hymne wird, weißt du erst später.

Kafi Biermann: Uns war wichtig, das Thema einmal aufzugreifen. Durch „Arsch huh“ war die Bewegung da - Zusammenzurücken mit denen, die nicht hier geborenen sind. Ich erinnere mich, dass meine Kinder von Mitschülern schwärmten, deren Namen ich noch nie gehört hatte. Für sie war das selbstverständlich. Und mit diesem Selbstverständnis sind wir auch an das Lied rangegangen und haben uns gewünscht, dass es auch selbstverständlich von allen aufgenommen wird. Und das ist uns sehr gut gelungen, finde ich.

Blatt-Gold: Viele Lieder von Hans Knipp erzählen Geschichten. Hat er das selbst beobachtet?

Bömmel und Kafi zusammen: JA!

Kafi Biermann: Er kam nie selbst drin vor, also nicht mit seinem Namen, aber mit seiner Gefühlslage, zum Beispiel beim „Et Noßknacker Leed“. Im Refrain heißt es: Dann kütt die Noss en minge Kopp, un dann hauen se mer immer bovven drop.“ Da hat er gesagt: „Das habe ich über mich geschrieben“.

Bömmel Lückerath: Er hat zum Beispiel das Landleben kennengelernt und dann darüber getextet und so seine Erlebnisse verarbeitet. Daher stammt der Text zum Buuredanz. Der Hans hat das Erlebte in seinen Texten wiedergegeben und hat immer eine soziale Komponente reingebracht. Und das war das Geniale. Der Hans hatte viele positive Eigenschaften, dass ihn zum wichtigsten Texter und Liederschreiber der Nachkriegszeit gemacht hat.

Hans Knipp hat Köln mit seinen Liedern und Texten bereichtert

Blatt-Gold: Köln ohne Lieder von Hans Knipp, wie wäre das?

Bömmel Lückerath: Köln wäre ärmer. Hans hat Köln mit seinen Liedern und Texten ganz erheblich bereichert – und er fehlt uns sehr. Seit er tot ist, ist die Qualität der Lieder nicht mehr so stark wie sie mal war.

Blatt-Gold: Also nicht mehr so aussagekräftig und dass die Lieder etwas bedeutet?!

Bömmel Lückerath: Nicht mehr so emotional bewegend.

Kafi Biermann: Hans hatte so ein typisch Kölsches Augenzwinkern. Wenn wir dachten, jetzt ist der Text fertig, kam er, und hat manchmal nur ein Wort verändert und dann war es wunderbar!

Mit Herz und einem kölschen Augenzwinkern

Blatt-Gold: Hans Knipp in drei Worten?

Bömmel Lückerath: Genial.
Kafi Biermann: Kreativ.
Bömmel Lückerath: … und bescheiden.

Blatt-Gold: Was würde er machen, wenn er bei einem Konzert der Knippschaft dabei wäre?
Kafi Biermann: Er würde sich verstecken.

Alle lachen

Kafi Biermann: Er stand nicht gerne im Rampenlicht und auch nicht gerne auf der Bühne. Er wäre lieber hinten und freut sich im Stillen, dass es so schön läuft.

Blatt-Gold: Danke für das Interview. Wir haben uns sehr gefreut, euch kennenzulernen.

Text und Interview (mit Unterstützung): Ralf Faßbender und Jochen Rosenkirchen. Die beiden Reporter mit Lernschwierigkeiten nehmen teil am Projekt „Fit für Medien“, initiiert von der Gold-Kraemer-Stiftung in Kooperation mit der CaritasStiftung im Erzbistum Köln, der Kämpgen-Stiftung und den Reha-Betrieben Erftland.

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