Frechener Eltern sauer
Mehrheit entscheidet: OGS-Betreuung wird teurer

Nach dem rheinischen Merksatz „Wat nix kost‘, ist auch nix“,
wird aktuell in der Frechener Politik über die zukünftige
Ganztagsbetreuung an Frechener Grundschulen diskutiert. Gehobene
Ansprüche von Seiten der Elternschaft haben die Politik dazu bewogen,
in einem Arbeitskreis, Qualitätsstandarts für eine hochwertige
Nachmittagsbetreuung zu erarbeiten. Doch das bessere Angebot hat auch
seinen Preis und den will die Stadt nicht allein aus der Stadtkasse
bezahlen.

von Lars Kindermann

Frechen. Gute und schlechte Nachrichten für Eltern mit Kindern im
offenen Ganztag (OGS) nach der Sitzung des Schulausschusses der Stadt
Frechen: Zum Einen präsentierte der - vor rund 1,5 Jahren zu diesem
Zwecke eingerichtete - Arbeitskreis einen Rahmenvertrag, der den
offenen Ganztag in Frechen, in allen sechs Grundschulen „qualitativ
hochwertig“, angleichen soll.

Zum Anderen haben die im Vertrag festgelegten
„Qualitätsstandards“ ihren Preis und den müssen die Eltern
mittragen.

Der Beschluss zur Beitragsanpassung wurde im Schulausschuss von CDU,
FDP, den Grünen und der Perspektive Frechen gegen die Stimmen der SPD
gefasst.

Zukünftig soll, die in Frechen bestehende
„Geschwisterkindregelung“, zum Teil ausgehebelt werden. Bisher
galt: Eltern, die mehr als ein Kind in der OGS-Betreuung haben, zahlen
nur für ein Kind. Sollte der Stadtrat dem Beschluss des
Schulausschusses folgen, müssen Eltern, ab einem
Jahresbrutto-Einkommen von 42.000 Euro aufwärts, im kommenden
Schuljahr die Hälfte für jedes weitere Kind in der OGS-Betreuung, ab
einem Jahresbrutto-Einkommen von über 62.000 Euro sogar mehr als die
Hälfte, zahlen (siehe Tabelle).

Erstmals wird es auch eine Staffelung über die
Jahresbrutto-Einkommensgrenze von 62.000 Euro hinaus geben.
Gutverdiener mit einem Einkommen von 80.000, 100.000, 125.000, 150.000
Euro und mehr werden zukünftig stärker zur Kasse gebeten. Ebenfalls
beschlossen: Eine lineare Anpassung der Beiträge um maximal drei
Prozent pro Jahr.
Eltern, die ein Kind im Kindergarten und ein Kind in der OGS-Betreuung
haben, zahlen weiterhin den meist höheren Betrag für die
Kindergartenbetreuung. Das OGS-Kind bleibt beitragsfrei.
Eine Anpassung der Kindergartenbeiträge sei vorerst auch nicht
vorgesehen, erklärte Stadtsprecher Thorsten Friedmann auf Anfrage der
SonntagsPost.
Vor der Sitzung hatten Frechener Elterninitiativen kurzfristig noch
zur Demonstration vor dem Rathaus und im Ratssaal aufgerufen. Rund 50
Personen, darunter viele Kinder, kamen dem Aufruf nach. Umstimmen
konnte das die Ausschussvertreter allerdings nicht.
Die „Johanneseltern“ eine private Website für Eltern der
Grundschule in Königsdorf hatte bereits im Vorfeld Kritik am
„OGS-Qualitätszirkel“ des Schulausschusses geäußert.
Besonders das Fehlen von Eltern im Arbeitskreis wurde moniert.
„Auftrag des geheim tagenden Qualitätszirkels war es,
Mindeststandards für die OGS-Betriebe in Frechen aufzustellen. Dabei
herausgekommen ist vor allem allerhand unverbindliche Augenwischerei.
Damit hofft man wohl, Politiker einzufangen, die das alles treudoof
abnicken sollen“, steht auf der Internetseite. In den städtischen
Beschlussvorlagen fänden sich „überhaupt keine Elternrechte“.
Der Schulausschuss sieht das anders. Bei der konstruktiven
Zusammenarbeit des Arbeitskreises habe immer das „Wohl des Kindes“
und eine „hochwertige Betreuung“ im Vordergrund gestanden, heißt
es in der Beschlussfassung. Am Dienstag, 21. Februar, 17 Uhr soll die
Beitragsanpassung im Rat der Stadt Frechen beschlossen werden. Bis
dahin wird das Thema in vielen Elternforen diskutiert werden.
Der Jugendamtselternbeirat für Kindertageseinrichtungen (JAEB) hat
sich schon zu Wort gemeldet und ruft zu Protestaktionen auf: „Die
Kita-Kinder der Stadt Frechen sind die zukünftigen OGS Kinder der
Stadt! Aus diesem Grund unterstützt auch der JAEB die Eltern und ruft
alle Eltern auf, sich gegen eine massive Erhöhung der Beiträge und
den Wegfall der Geschwisterkindregel einzusetzen“, sagt der
JAEB-Vorsitzende Benjamin Averbeck.
Alle Eltern seien aufgerufen „Flagge zu zeigen.“ Averbeck: „So
kann und darf man mit Familien in Frechen nicht umgehen!“

- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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