„Viel zu viel Bürokratie“
Christian Lindner spricht auf dem IFU-Frühjahrsempfang

Bei seinem Vortrag zum Thema „Mehr Mut zur Marktwirtschaft" - auf dem IFU-Frühjahrsempfang - verzichtete FDP-Chef Christian Lindner auf das erhöhte Rednerpult und sprach lieber auf Augenhöhe mit den Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung.  | Foto: lk
  • Bei seinem Vortrag zum Thema „Mehr Mut zur Marktwirtschaft" - auf dem IFU-Frühjahrsempfang - verzichtete FDP-Chef Christian Lindner auf das erhöhte Rednerpult und sprach lieber auf Augenhöhe mit den Vertretern aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung.
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Frechen - „Keine Angst, ich singe heute nicht!", beruhigte FDP-Chef
Christian Lindner die Anwesenden beim IFU-Frühjahrsempfang im
„größten Karnevalskaufhaus der Welt", bei Deiters in Frechen.
Hatte der liberale Politiker doch am Vortag für Aufsehen gesorgt, als
er bei der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst, live den
Schlager „Hurra, wir leben noch" schmetterte und dabei nicht immer
ganz den richtigen Ton traf.

Die Interessenvereinigung Frechener Unternehmer (IFU) hatte wieder
einmal eingeladen, um sich mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und
Verwaltung auszutauschen.

Als Ehrengast konnte der IFU-Vorsitzende Horst Winkelhag den
Bundesvorsitzenden und NRW-Landesvorsitzenden der Freien Demokraten
gewinnen. Zur Begrüßung lobte er Lindner als „kämpferischen
Redner" und „Politiker des Jahres 2016". Noch nie habe ein Ehrengast
so viele Interessierte angezogen: „Über 200 Anmeldungen, das hatten
wir noch nie."

Doch bevor der Gastredner über „Mehr Mut zur Marktwirtschaft"
sprach, kam einer zu Wort, der in den vergangenen Jahren viel
wirtschaftlichen Mut bewiesen hat: Gastgeber und Deiters-Chef Herbert
Geiss Junior, der maßgeblich für die Expansion und den stetigen
Ausbau des traditionsreichen Kostüm- und Karnevals-Unternehmens
verantwortlich ist. Seit 14 Jahren leitet der 34-Jährige die
Geschäfte. Sein Leitsatz: „Wer mehr Kostüme verkaufen will, der
muss mehr Anreize zum Verkleiden schaffen". Und so veranstaltet
Deiters die – nach eigenen Aussagen - „größte Halloween-Party
Deutschlands" in der Lanxess-Arena und den Hauptstadtzug in Berlin.
„Wir verkaufen Spaß in einer Gesellschaft, die sich sehr mit dem
Negativen beschäftigt", erklärte Geiss.

Bei aller Expansion sollten Unternehmer ihre sozialen Pflichten nicht
vergessen: „Wir bilden in drei Ausbildungsberufen aus und wir bilden
für Deiters aus, nicht für andere. Wer bei uns eine Ausbildung
macht, der soll anschließend auch an das Unternehmen gebunden
werden", erklärte der werdende Vater. Ebenfalls wichtig: „Wir
beschäftigen hier keine Raketenwissenschaftler. Teilweise sind das
Arbeitnehmer, die nur wenige Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, aber
wir zahlen trotzdem mehr als den Mindestlohn!"

Dann betrat Christian Linder die Bühne, oder eben nicht: Im Gegensatz
zu seinen Vorrednern verzichtete er auf das erhöhte Rednerpult und
blieb auf „Augenhöhe" mit seinen Zuhörern. Gleich zu Beginn
äußerte er, an die vielen anwesenden Kollegen anderer Parteien, den
dringenden Wunsch, dass auch im Wahljahr 2017 „unsere Demokratie
nicht so verroht und verprollt wie die in den USA".

Dass dies nicht gleichbedeutend ist mit einem Kuschel-Wahlkampf machte
er im Anschluss aber deutlich: Redegewand holte er zum Rundumschlag
gegen die rot-grüne Landesregierung und die große Koalition in
Berlin aus. Deutschland ginge es gut, die Geschäfte liefen und selbst
rot-grün in Düsseldorf schaffe es nicht, Schulden zu machen,
erklärte er und erntete die ersten Lacher des Abends. Es sollten
viele weitere folgen.

Er sei überzeugt, dass nicht der Sozialismus eine Gefahr für die
Markwirtschaft sei, sondern der Bürokratismus. Lindner: „Wir
müssen den Menschen wieder mehr Eigenverantwortung gewähren!"
Stattdessen würde die Bürokratie in Deutschland immer stärker
anwachsen. Zuviel sei durch Gesetze und Verordnungen festgelegt.

Der Grund – so Lindner: „Der Staat misstraut dem Mittelstand!" Es
könne nicht sein, dass seine Friseurin – zur Kontrolle des
Mindestlohngesetzes - von „fünf bewaffneten Zöllnern" heimgesucht
würde, während mutmaßliche Terroristen unkontrolliert durch
Deutschland reisen dürften. Lindner: „Da läuft was grundsätzlich
falsch!"

Mit erstaunlichen Entertainer-Qualitäten sprach der FDP-Chef, im
Laufe seines Vortrags, viele Themen an, die den anwesenden
Unternehmern am Herzen liegen. Christian Lindner scheint gut
vorbereitet zu sein, für das Wahlkampfjahr 2017.

- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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