Sondersitzung zur Freibadsanierung
Arbeiten gehen vorerst weiter

- Sie bleibt in diesem Jahr der einzige Badegast im Terrassenfreibad, falls sie nicht auch unbeabsichtigt entsorgt wurde: Die Nackte auf der Liegewiese im Eingangsbereich des Bades.
- Foto: Archiv/Lars Kindermann
Jede Menge Anschuldigungen gegenüber der Stadt, aufgebrachte Politiker und ein kleines bisschen Wahlkampf hatte die Sondersitzung zur Sanierungsverzögerung des Terrassenfreibads zu bieten.
Frechen. Nachdem die Stadtverwaltung die Öffentlichkeit darüber informiert hatte, dass das Terrassenfreibad, trotz aller vorhergegangenen positiven Prognosen, in diesem Sommer doch nicht öffnen wird (wir berichteten), wurde die Politik in einer Sondersitzung des Sportausschusses über die genauen Hintergründe informiert.
Die relevanten Punkte wurden hinter verschlossenen Türen, im nicht öffentlichen Teil der Sitzung, besprochen und sind somit auch der Presse nicht bekannt. Bereits im öffentlichen Teil wurde aber von der Stadtverwaltung bestätigt, dass eine Kündigung gegen ein, zur Koordination der Sanierungsmaßnahme, beauftragtes Fremdunternehmen ausgesprochen wurde. Ein Baustopp wolle man, trotz des Ausfalls, aber „unbedingt vermeiden“.
Eine Frage, die die politischen Vertreter im Ausschuss besonders beschäftigte, war, warum die Stadt in der letzten Sitzung am 19. März noch vom Eröffnungstermin im Sommer 2025 ausging und nicht bereits dort die Politik über eventuelle Probleme bei der Fertigstellung informierte.
„Erst scheint alles in geregelten Bahnen zu laufen und nur 14 Tage später verzögert sich die Fertigstellung um ein halbes Jahr? Wie kann eine Verwaltung das nicht mitbekommen? Das muss man doch sehen, dass das nichts wird bis zum Sommer! Wer hat denn da nicht so genau hingeschaut?“, ärgerte sich Peter Singer vom Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW).
Angela Lindemann-Berk von der FDP vermutet in dem Gebaren der Stadt sogar eine „Täuschung der Politik und damit der von ihr vertretenen Bürger“. Dies sei „absolut ungehörig“.
Ein Erklärungsversuch der Stadtverwaltung, dass Vergaberecht sei schuld an der Misere, sei zudem „unwürdig“. Angela-Lindemann Berk: „Das Vergaberecht ist natürlich nicht schuld! In Frechen muss man einfach einen sehr-sehr „großzügigen“ Umgang mit Steuergeldern attestieren. Eine der Kontrollfragen für die Verantwortlichen muss doch immer sein: Würde ich mit meinem eigenen Geld auch so umgehen? Was täte ich, wenn es meine eigene Baustelle wäre?“
Der Ausschussvorsitzende Uwe Tietz (SPD) äußerte sich im Anschluss an den nichtöffentlichen Teil der Sitzung mit den Worten: „Ich bin entsetzt! Öffentlichkeit und Politik wurden getäuscht! Die Informationspolitik der Stadt ist desaströs und skandalös!“
Seine Partei hat daher einen Sonderprüfauftrag des gesamten Vorgangs durch das Rechnungsprüfungsamt beantragt. Darin sollen die Gründe für die Verzögerungen genau aufgearbeitet werden. Diesem Antrag stimmten alle Ausschussmitglieder zu.
Für Irritation und allgemeines Kopfschütteln sorgte eine in der Sitzung vorgetragene Stellungnahme der CDU-Fraktion, in der diese den Ausschussvorsitzenden und Bürgermeisterkandidat der SPD, Uwe Tietz dazu aufforderte, sich dazu zu äußern, wann er persönlich über die Nichteröffnung in diesem Jahr informiert worden sei.
Die politischen Vertreter der anderen Parteien sahen darin einen Versuch, einen Kontrahenten im Kampf ums Bürgermeisteramt zu diskreditieren. „Seit wann ist denn ein Ausschussvorsitzender verantwortlich für Verzögerungen?, wunderte sich Peter Singer. „Mit dieser Art und Weise Politik zu machen können wir nichts anfangen“, erklärte Hans Günter Eilenberger von der SPD und gab den Christdemokraten den Rat: „Lassen sie es!“ Der Ausschussvorsitzende selber ließ sich mit seiner Antwort Zeit, arbeitete zunächst alle Wortmeldungen ab und erklärte dann ruhig: „Am 28. April, wie alle anderen.“
Während einige Ausschussmitglieder einen baldigen Baustopp befürchten und selbst eine Fertigstellung im kommenden Jahr „in weiter Ferne“ sehen, gehen die Arbeiten vor Ort zunächst weiter.
„Die Roh- und Ausbaugewerke sind nach derzeitigem Stand nahezu fertig gestellt. Es steht noch die Sanierung des Sprungturmes aus. Zudem müssen innerhalb des Sanitär- und Schwimmmeistergebäudes noch die Fliesen verlegt werden“, teilt Stadtsprecher Thorsten Friedmann, auf Anfrage der Redaktion, mit.
Die Arbeiten an den „Technischen Anlagen“ und der Badetechnik würden noch andauern. Friedmann: „Im Augenblick rechnen wir damit, dass das „Gewerk Freianlagen“, also der Garten- und Landschaftsbau, kommende Woche beginnt. Konkret geht es dann um das Verlegen der Entwässerungsleitungen.
Die Abwicklung der Baumaßnahmen würde bei allen Firmen weiterlaufen, allerdings würde die Koordinationsleistung durch den Architekten möglicherweise entfallen. Die vertraglich verpflichteten Technik- und Freianlagenplaner seien nach wie vor für die Stadt tätig.
Friedmann bestätigte eine Information der Tagespresse, die von „verschwundenem Baumaterial“ in „Höhe eines niedrigen sechsstelligen Betrages“ berichtete. „Vermutlich geht es bei dem Hinweis „Baumaterial“ um das Pflaster, das – anders als vertraglich vereinbart – entsorgt wurde. Es war unsererseits beabsichtigt, dass dieses bei der Wiederherstellung auch wieder zum Einsatz kommt. Nun ist entsprechender Ersatz zu beschaffen. Da werden wir uns mit den Verantwortlichen streiten müssen“, so der Stadtsprecher.
Redakteur/in:Lars Kindermann aus Rhein-Erft |
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