Tag der Möglichkeiten
„Raus aus der Tabu-Ecke“

Stellten den „Tag der Möglichkeiten“ in der psychologischen Tagesklinik Marienhospital in Mechernich der Öffentlichkeit vor (v.l.): Sozialpädagogin Stefanie Drießen (Tagesklinik), Fachkraft Nicole Giefer (Selbsthilfe-Kontaktstelle Euskirchen), Tagesklinikleiter Björn Schlüter (Mechernich) und Katharina Rick (Caritas Euskirchen, Sozialpsychiatrisches Zentrum SPZ).  | Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress
  • Stellten den „Tag der Möglichkeiten“ in der psychologischen Tagesklinik Marienhospital in Mechernich der Öffentlichkeit vor (v.l.): Sozialpädagogin Stefanie Drießen (Tagesklinik), Fachkraft Nicole Giefer (Selbsthilfe-Kontaktstelle Euskirchen), Tagesklinikleiter Björn Schlüter (Mechernich) und Katharina Rick (Caritas Euskirchen, Sozialpsychiatrisches Zentrum SPZ).
  • Foto: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress

Das Netzwerk der Arbeitsgruppe Psychiatriedialog für Menschen mit psychischen Erkrankungen, deren Angehörige, Fachkräfte und Interessierte stellt sich am kommendenn Freitag, 25. August, von 15 bis 18.30 Uhr beim „Tag der Möglichkeiten“ in der Tagesklinik des Marienhospitals Euskirchen in Mechernich, Auf der Wäsche 2, vor

Kreis Euskirchen (hs). Damit niemand mit psychischen Beeinträchtigungen allein gelassen wird oder monatelang auf einen Termin beim Therapeuten warten muss, haben fachkundige Menschen im Kreis Euskirchen ein Netz aus Beratungs-, Unterstützungs- und Selbsthilfeangeboten geknüpft.

Dieses Netzwerk stellt die regionale Versorgungsstruktur für Menschen mit einer psychischen Erkrankung am Freitag, 25. August, von 15 bis 18.30 Uhr bei einem „Tag der Möglichkeiten“ in der Tagesklinik des Marienhospitals Euskirchen in Mechernich vor. Nicht weniger als 25 Institutionen und Gruppen machen mit. Alle ziehen an einem Strang – für Menschen mit psychischen Erkrankungen.

„Sie leiden zunehmend unter Depressionen, sozialen Phobien, Angsterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und anderen Beeinträchtigungen“, so der Tenor eines Pressegesprächs mit Nicole Giefer (Selbsthilfe-Kontaktstelle Euskirchen), Stefanie Drießen, Björn Schlüter (beide Tagesklinik Mechernich) und Katharina Rick (Caritas Euskirchen, Sozialpsychiatrisches Zentrum).

„Frei nach Kurt Krömer (»Wir müssen das Ding mal aus der Tabu-Ecke holen«) geht es beim „Tag der Möglichkeiten“ auch darum, sich unter den Gruppen und Helfenden bekannt und vertraut zu machen, aufzuklären, Stigmatisierungen und Vorurteile abzubauen“, so Nicole Giefer von der zentralen „Selbsthilfe-Kontaktstelle“ des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Euskirchen.

„Zudem erhalten die Besucher die Gelegenheit, sich über die ganzheitliche Behandlung psychischer Erkrankungen zu informieren“, so Björn Schlüter, der Leiter der Tagesklinik Mechernich: „Diese Behandlung umfasst biologische und soziale sowie psychologische Wirkfaktoren.“

Zum „Tag der Möglichkeiten“ eingeladen sind Menschen mit psychischen Erkrankungen, deren Angehörige, Fachkräfte und Interessierte. Natürlich auch die Ärzteschaft, denn erste Anlaufstelle bei psychischen Belastungen ist der Hausarzt, der die Erkrankungen erkennen, diagnostizieren und die Patienten überweisen soll.

„Immer mehr junge Leute“

Der Veranstaltungsort, die Tagesklinik selbst, eine Dependance des Euskirchener Marienhospitals, existiert seit November 2022 und hat 20 Plätze. „Es könnten doppelt so viele sein“, so ihr Leiter Björn Schlüter: „Es werden immer mehr, viele junge Menschen darunter.“ Flutkatastrophe, Corona, Krieg und andere Krisen hätten die Situation verschärft. Die Zahl der psychisch Beeinträchtigten steige kontinuierlich und zuletzt sprunghaft, vor allem die der Depressionen.

Bevor sie einen Termin beim Psychotherapeuten oder ambulanten oder teilstationären Angeboten bekommen, müssen die Leute oft Monate bis ein Jahr lang warten. „Man muss deshalb nicht ohne Hilfe sein, wir überbrücken und helfen weiter“, konstatiert Nicole Giefer. Die Frage ist, wer wo die entsprechende Hilfe bekommen kann, auch so genannte niederschwellige Angebote, die Hemmschwellen überwinden und Türöffner für weitere Angebote sein können. Der Kreis Euskirchen verfügt über zahlreiche Behandlungs- und Beratungsangebote mit den verschiedensten Schwerpunkten, wie z.B. den stationären Aufnahmemöglichkeiten, den Tageskliniken, Sozialpsychiatrischen Zentren, Wohn- und Betreuungsangebote und Selbsthilfegruppen.

Der Tag der Möglichkeiten bietet Gelegenheit, Einblicke in verschiedene Angebote, wie den Wohn- und Betreuungsverein Haus Sonne/ Haus Maria, die katholische Ehe-,Familien- und Lebensberatungsstelle, die Selbsthilfegruppen „Halt finden!“ für Menschen mit Depressionen und Ängste oder die Arbeitsgruppe „Wir reden mit“ zu bekommen.

„In unserer Arbeitsgruppe Psychiatriedialog »Wir reden mit« finden wir für jeden Bedarf einen ersten und dann wieder den nächsten Schritt“, so Tagesklinikleiter Björn Schlüter. „In unserem organisationsübergreifendem Netzwerk verstehen wir uns in keiner Weise als Konkurrenz, wir klären die fachlichen Fragen untereinander“, so die Sozialpädagogin Stefanie Drießen. Fachkraft Nicole Giefer: „Im Gegenteil, wir schauen untereinander und mit dem Betroffenen, wer zu einem bestimmten Zeitpunkt wie weiterhelfen kann.“

„Das können auch mehrere Gruppen und Beratungsstellen sein“, so Katharina Rick von der Caritas: „Manchmal geht das ja ineinander: Wer aufgrund einer Suchterkrankung depressiv ist, braucht auch die Sucht- und meistens auch noch die Schuldnerberatung.

Den „Tag der Möglichkeiten“ am 25. August eröffnen Dr. Dirk Arenz, der Chefarzt der klinischen Psychiatrie am Marienhospital, und Jörg Zerche vom Kreisgesundheitsamt um 15 Uhr. Anschließend stellen sich Menschen mit psychischen Erkrankungen, Angehörige und Fachkräfte einer Podiumsdiskussion.

Es folgen Interviews mit Betroffenen und der eigentliche „Markt der Möglichkeiten“ mit Ständen von 25 Organisationen, Gruppen und Einrichtungen. „Auch Workshops sollen angeboten werden“, so Nicole Giefer, die sich von dem Tag einen höheren Bekanntheitsgrad für das Netzwerk und weniger Stigmatisierung von psychisch Beeinträchtigten erhofft.

Bereicherung für Mechernich

Thomas Hambach, Erster Beigeordneter der Stadt Mechernich, sagte im November bei der Eröffnung der Mechernicher Tagesklinik des Marienhospitals Euskirchen, diese Einrichtung sei eminent wichtig und schließe gerade für den Südkreis eine Bedürfnislücke.

Außerdem komplettiere die Klinik den Gesundheitsstandort Mechernich, der mit Kreiskrankenhaus, zahlreichen niedergelassenen Fachärzten vieler Disziplinen, mit betreuten Wohn- und Pflegeeinrichtungen sowie dem Hospiz „Stella Maris“ bereits hervorragend aufgestellt sei. Der Neubau in Mechernich bietet Platz für die Betreuung von bis zu 20 Patienten durch 17 Mitarbeiter.

Redakteur/in:

Holger Slomian aus Pulheim

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

7 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.