Stadtmuseum Euskirchen
Berlin, Euskirchen, New York, Shanghai

Vier Hauptakteure für das Zustandekommen des einmaligen Film- und Fotokunstprojektes „PULS – Stadt, da pocht ein Herz“ waren (v.r.) die Kuratorin Dr. Heike Lützenkirchen, Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl, der Künstler Rolf A. Kluenter und Schauspieler Andreas Albrecht. | Foto: ML/ProfiPress
  • Vier Hauptakteure für das Zustandekommen des einmaligen Film- und Fotokunstprojektes „PULS – Stadt, da pocht ein Herz“ waren (v.r.) die Kuratorin Dr. Heike Lützenkirchen, Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl, der Künstler Rolf A. Kluenter und Schauspieler Andreas Albrecht.
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Euskirchen - (pp). Der in Bürvenich aufgewachsene und vor allem in Katmandu und
China wirkende und lehrende Künstler Rolf A. Kluenter (61) stellt im
Stadtmuseum Euskirchen bis Ende Januar 2018 ein tief beeindruckendes
Filmprojekt mit behinderten und prominenten Darstellern aus.

Zwei Jahre und 200 Drehtage sind vergangen, nochmal so viele am
Schneidecomputer, an Tonwiedergabegeräten und Rekordern. Der
Filmaktionskünstler Rolf A. Kluenter hat mit Museumskuratorin Dr.
Heike Lützenkirchen diskutiert und umgesetzt, mit seinem Auftraggeber
und Freund Rolf K. Emmerich vom Heilpädagogischen Zentrum „Haus
Lebenshilfe“ in Bürvenich gerungen und er hat in diesen zwei Jahren
zahlreiche prominente und weniger prominente Zeitgenossen aus
Euskirchen, Zülpich und Umgebung vor die Kamera gebracht, darunter
zahlreiche autistisch, geistig und körperlich beeinträchtigte
Menschen.

Bei der Vernissage seiner Foto-, Ton- und Filminstallation „PULS –
Stadt, da pocht ein Herz“ fasste der in Shanghai und Bürvenich
lebende und wirkende Beuys-Schüler seine nach dem Laga-Projekt
„Kleiner Kosmos Felsenkeller“ zweite große Dreherfahrung mit
behinderten Schützlingen des HPZ „Lebenshilfe“ zusammen: „Ich
wollte sie zu Schauspielern machen und sie haben mich zum wahren
Künstler gemacht!“

„Es war eine Arbeit auf Augenhöhe“, berichtete der
Meisterschüler von Professor Erich Reusch zuerst in einer
Exklusivführung für Pressevertreter und dann vor geschätzten
mindestens 200 Ausstellungseröffnungsgästen, die das Auditorium des
gemeinsamen Lesungssaales von Stadtbibliothek und Stadtmuseum
Euskirchen sprengten. Und er meinte nicht nur die Arbeit mit den
PULS-Schauspielern aus der Euskirchener Autismus-Ambulanz des HPZ
„Lebenshilfe“ an der Vogelrute: „Kunst fällt nicht vom
Himmel!“

Neben den Hauptdarstellern Jennifer Adams, Stefan Ahlbach, Danny
Lawrenz, Nicole Parsch, Michael Perpeet, Marcel Schlömer und
Hans-Peter Zingsheim holte er auch den professionellen Mimen Andreas
Albrecht vor die Kamera. Außerdem Personen der regionalen
Zeitgeschichte, allen voran Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl,
Landrat Günter Rosenke, HPZ-Geschäftsführer Rolf K. Emmerich,
Oliver Knuth (EUGEBAU) und HPZ-Aufsichtsrat Joseph C. Rhiem sowie
Künstler wie den Liedermacher Günter Hochgürtel.

Kluenter drehte mit den genannten und noch einer Menge mehr Akteuren
im und um den Euskirchener Bahnhof das Bild einer pulsierenden Stadt,
die über ihre Verkehrswege mit der ganzen Welt verbunden ist. Die
Züge, die dort eintreffen und abfahren, sind wie das Leben. Mal sitzt
man drin, manchmal rauscht alles an einem vorbei.

Angelegt als Dokumentarfilm, so Dr. Heike Lützenkirchen, werde die
Videoinstallation in ihrem Verlauf zu einer Mischung aus Schauspiel
und Poesie. Sie hat Handlung – sogar einen integrierten Krimi um
eine verschwundene Tasche, eine angedeutete Liebesgeschichte,
philosophische Anwandlungen über die Zeit. „Das ist ein
Gesamtkunstwerk“, schwärmt Kluenter, „das ist Oper, das ist
Wagner!“

Euskirchens Bürgermeister Dr. Uwe Friedl eröffnete die Ausstellung
nach eigener Ansprache, einer Einführung der Kuratorin Heike
Lützenkirchen und Grußworten der „Lebenshilfe“-Verantwortlichen
Rolf K. Emmerich und Joseph C. Rhiem sowie einem sehr bewegenden
Schlussstatement des Künstlers selbst, in dem er Joseph C. Rhiem, der
„Lebenshilfe“ und seinem Lehrer Joseph Beuys dankte, dessen Ideal
von der „Sozialen Skulptur“ mit dem Euskirchener PULS-Projekt sehr
hoch gehalten werde.

Ursprünglich hatte er „sein“ Werk, also die Gemeinschaftsarbeit
mit „seinen“ Stars, am Tag der Ausstellungseröffnung der Film-
und Fotoinstallation „PULS – Stadt, da pocht ein Herz“ für
beendet erklären wollen. Immerhin war er für die Dreharbeiten allein
siebenmal aus China angereist, auch ein Kostenfaktor. Doch jetzt
verkündete Rolf A. Kluenter: „Ich mache weiter!“ Und später:
„Das Werk wird sich weiterentwickeln, vermutlich wird es in dem
Sinne niemals »fertig«.“

Bürgermeister Friedl („Wenn Inklusion und Integration dauerhaft
gelingen sollen, sind gleiche Chancen und gleichberechtigte Teilhabe
in allen Bereichen der Gesellschaft sowie Toleranz, Akzeptanz und
Respekt unverzichtbare Voraussetzungen“) nahm die Ausstellung
einschließlich aller Monitore und Videoleinwände, Bildtafeln und
Darstellungsmittel als Geschenk Kluenters an die Stadt Euskirchen
entgegen.

Kluenters Kunstfilm erzählte eine an Metaphern reiche Geschichte um
sich kreuzende Verkehrs- und Lebenswege, die sich sehr unterscheidende
Mobilität auf hoher See und auf Schienen und Platons
Höhlengleichnis. Die Pfade Einheimischer und Gästen der Stadt
kreuzen sich entlang der Blindenwege, und sie geraten in Situationen,
in denen sie sich gegenseitig helfen.

Durch diese gleichwertige Hilfe kommt es zu einem Perspektivwechsel -
die Trennung zwischen den Behinderten und Nichtbehinderten löst sich
auf und jeder einzelne wird als individuelle Person wahrgenommen. Der
Bahnhof bildet dabei nicht nur die Kulisse, sondern den zentralen Ort
der Begegnungen.

Ein Getriebener, mit dem die Bewohner in Kontakt kommen, wird vom
Düsseldorfer Autor und Schauspieler Andreas Albrecht gespielt. Auch
er berichtete der Presse Positives von der Zusammenarbeit mit den
„Lebenshilfe“-Schützlingen: „Das sind sensationelle
Schauspieler!“

Die Sonderausstellung im Stadtmuseum ist bis 28. Januar 2018
geöffnet. Es sind mehrere Sonderveranstaltungen wie persönliche
Führungen und Gespräche mit dem Künstler geplant - die erste am
Sonntag, 15. Oktober, ab 14 Uhr. Das komplette Begleitprogramm ist
unter
www.kulturhof.de/museum
abrufbar.

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