Parteien sehen Handlungsbedarf
Hochwasserschutz stärken
- Eine Gewitterzelle mit Niederschlägen von rund bis zu 80 Litern pro Quadratmeter hatte die Stadt Erftstadt überquert. Besonders betrof-
fen von den Niederschlägen waren Herrig, Lechenich und Liblar, wo Keller voll liefen und Straßen bis zur Unpassierbarkeit überflutet wurden. - Foto: Stadt Erftstadt
Erftstadt muss weiter am Hochwasserschutz arbeiten. Die Parteien sehen Handlungsbedarf.
Erftstadt. Nach dem schweren Starkregenereignis am 31. Mai hat die CDU-Fraktion im Rat der Stadt Erftstadt ein erstes Maßnahmenpaket zum Schutz vor Überflutungen im Ortsteil Herrig beantragt. Ziel ist es, die Starkregenvorsorge strukturell, technisch und organisatorisch zu überprüfen und möglichst zu verbessern.
„Wir müssen aus den Erfahrungen lernen und die Widerstandskraft unserer Stadtteile gegen Extremwetterereignisse erhöhen. Dies gilt für die Stadt, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger, die sich noch kostenlos beraten lassen und zum großen Teil Maßnahmen auch zu 80 Prozent fördern lassen können“, erklären Stephan D. Bremer, Partei- und Fraktionsvorsitzender der CDU Erftstadt, und Patrik Morgen, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Ortsbürgermeister von Gymnich, gemeinsam.
CDU-Ratskandidat für Lechenich/Ahrem/Herrig/Konradsheim, Jonas Schwingeler, ist sich mit Bremer und Morgen der Notwendigkeit bewusst: „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten zu Recht, dass wir handeln – nicht irgendwann, sondern jetzt.“
Der CDU-Antrag sieht sechs konkrete Maßnahmen vor: Die hydraulische Überprüfung der Kanalinfrastruktur, die Schaffung von Regenrückhaltebecken und Entsiegelung, Frühwarnsysteme und Bürgeraufklärung, interkommunale Zusammenarbeit, Austausch mit Landwirten und eine Übersicht zu Kanälen und Gräben.
„Es geht nicht darum, einzelne Symptome zu behandeln – wir brauchen ein strukturiertes und vorausschauendes Gesamtkonzept“, betonen Bremer und Morgen.
Die SPD Erftstadt sieht nach den Überflutungsereignissen in Herrig großen Handlungsbedarf in der Überarbeitung und Umsetzung der Pläne zum Hochwasserschutz. Die Stadt sei im Katastrophen- und Hochwasserschutz weiterhin nicht gut aufgestellt ist, kritisieren die Sozialdemkraten.
Die Bevölkerung sei erneut nicht ausreichend vor den Wassermassen gewarnt worden. Es habe weder einen Warnhinweis über die NINA Warn-App, noch über Sirenen oder die örtlichen Medien gegeben. Die Pumpen der Feuerwehr seien zudem viel zu schwach dimensioniert. Nur durch das Eingreifen der Landwirte und spät abends durch das Technische Hilfswerk habe Schlimmeres verhindert werden können. Das größte Versäumnis sieht der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Ralf Schnitzler darin, dass die Verwaltung seit Jahren Kenntnis von der problematischen Entwässerungssituation in Herrig habe. „Im Rahmen des Hochwasserworkshops 2023 wurden von mir und Ortsbürgermeister Michael Vieth klar die Schwach- und Schadensstellen während des Starkregenereignisses 2021 beschrieben. Der Verkehrskreisel am Ortsmittelpunkt stand in den letzten Jahren bereits dreimal unter Wasser. Weiterhin wird der bereits lange beschlossene Gehwegausbau der Lechenicher Str. aufgrund der Entwässerungsproblematik immer wieder von der Verwaltung verschoben. Am 25.04.2025 hat die Verwaltung dieses im Rahmen einer Anfrage erneut bestätigt.“ Nach Ansicht Schnitzlers muss der Erftstädter Katastrophen- und Hochwasserschutz endlich mit mehr Nachdruck von der Verwaltung verfolgt werden.
Die Grünen Ratsfraktion fordert unbürokratische Hilfe nach dem Starkregen: „Die noch verfügbaren Spendengelder aus der Flut 2021 sollen zur Unterstützung der aktuellen Betroffenen eingesetzt werden“, heißt es in einer Pressemitteilung. „Es geht um cirka 273.000 Euro, die nach dem Ratsbeschluss vom September 2024 ausschließlich für die Erftstädter Bevölkerung bestimmt sind“, erläutert Fraktionsvorsitzende Stephanie Bethmann. „Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, um dieses Geld dort einzusetzen, wo es aktuell dringend gebraucht wird.“
Konkret sieht der Antrag vor, dass Schäden, die innerhalb des Stadtgebiets entstanden sind, aus dem Spendentopf gedeckt werden können. Die Verteilung der Mittel soll auf Grundlage der bestehenden Spendenrichtlinie erfolgen. Die Frist für die Antragstellung soll nach Vorschlag der Grünen am 30. November 2025 enden. Anschließend soll es einen Vorschlag der Stadtverwaltung und der Spendenkommission geben, wie dann noch verbliebene Mittel vollständig, fair und transparent in Erftstadt ausgeschüttet werden können.
Redakteur/in:Martina Thiele-Effertz aus Erftstadt |
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