Wiederaufbau der Autobahn
Viel Ruhe, wo sonst alles rollt

Foto: Montserrat Manke
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Rhein-Erft-Kreis/Region - Autobahnen verbinden Menschen, transportieren Güter, sorgen dafür,
dass wir schnell und unkompliziert von A nach B kommen. Meistens
zumindest. Täglich sind Hundertausende auf den fast 11.000 Kilometern
Autobahn der Republik unterwegs: Sie wollen zur Arbeit, zum Einkaufen,
in den Urlaub, zur großen Liebe.

Alleine am Dreieck Erfttal auf dem Zubringer von der A1 auf die A61,
einer wie Sabrina Kieback sagt, „neuralgischen Stelle“, werden in
Spitzenzeiten 91.000 Fahrzeugbewegungen gezählt.

Davon ist bei unserem Besuch nichts zu sehen, denn die Strecke ist
seit der verheerenden Flutkatastrophe Mitte Juli gesperrt. „Neulich
saß ein Habicht mitten auf der Fahrbahn, der hat sich sehr
erschrocken, als wir hier vorbei gefahren sind“, erläutert die
Pressesprecherin der Autobahn Gmbh, mit der wir heute unterwegs sind,
um die Schäden im Kreisgebiet auf den Autobahnen in Augenschein zu
nehmen.

Eines gleich vorneweg: Bis der Betrieb auf der A61 und der A1 wieder
läuft, könnten noch viele Monate ins Land gehen, denn auch wenn die
Arbeiten an den Flutschäden voll im Gange sind – es braucht einfach
die Zeit.

Zum Beispiel am Liblarer Mühlengraben, wo sich der kleine Rinnsal in
ein reißendes Gewässer verwandelt hatte, und das Brückenbauwerk,
unter welchem das Flüsschen unter der A1 durchfließt, weg geschwemmt
hatte. Auch hier ist die Autobahn abgesackt.

Immer wieder fährt ein Sandlaster zum Loch, schüttet Tonnen des
Baumaterials hinein, ein Bagger fährt es anschließend platt.

Kieback erklärt, dass man die Stelle verfülle, um dann mit dem
Wiederaufbau beginnen zu können. Schon einem früheren Interview mit
den Rheinischen Anzeigenblättern hieß es, dass ein Neubau
idealerweise im September starten könnte, das erste Teilbauwerk nach
gut vier Monaten stehen, und man dann mit dem zweiten Teilbauwerk
anfangen könne – noch mal drei Monate Bauzeit obendrauf.

Auf Hochtouren laufen auch die Arbeiten an der A1 am Dreieck Erfttal,
gleich neben Blessem, dem Ort im Kreisgebiet, der am schwersten von
der Katastrophe betroffen ist.

Die neben der Autobahn fließende Erft hatte sich unter die Böschung
gegraben, diese auf 150 Metern unterspült. Hier stürzte die
Schallschutzwand in den Fluss, dazu brachen in Fahrtrichtung Köln
Teile der Straße ein – auf 150 Metern Länge. Ein Arbeiter der
ausführenden Firma, die den Schutt beseitigen, hebt ein Stück
Straßenbelag auf. Er führt aus, dass in den alten Autobahnteilen
noch Teer enthalten sein könne, das müsse man prüfen.

Noch mindestens drei Monate sei an der A1 neben der Kiesgrube von
Blessem mit Arbeiten zu rechnen, sagt Kieback. Aber man arbeite an
einer provisorischen Lösung, um zumindest eine Spur wieder freigeben
zu können.

Auch ist noch nicht klar, wann es am Kreuz Bliesheim weitergeht, hier
kann man nur von der A61 von Koblenz kommend auf die A553 abbiegen,
der Rest ist gesperrt, weil mehr als zwölf Böschungen abgerutscht
waren. Immer noch sind nicht alle Schäden erforscht, und an einer
Stelle ist auch die Fahrbahn (Höhe Euskirchen) abgesackt und der
Kanal wird untersucht. Ebenso wird die Fahrbahn mittels Echolot auf
Schäden geprüft. Dazu muss noch der Kampfmittelräumdienst
anrücken. Vielleicht zum Winterende könne man hier wieder fahren.

Weil alles so eilig gehen musste, konnte die Autobahn GmbH das
Auftragsverfahren übergehen und direkt Firmen engagieren, die nun die
Schäden an den Autobahnen beseitigen. „Wir sind froh, jemand
gefunden zu haben“, sagt Sabrina Kieback, denn aktuell – auch
pandemiebedingt – sind alle ausgebucht.

Die Zeit, in der die Strecken gesperrt sind, nutzt die Autobahn GmbH
aktuell für Arbeiten, die man vorziehen konnte, oder die gerade gut
passen: Schnitte, Anstriche, Säuberungen sowie Arbeiten an den
Brücken, die über die Autobahnen gehen.

Auf die Katastrophe selbst sei man tatsächlich gut vorbereitet
gewesen, erläutert die Pressesprecherin der Autobahn GmbH. Es habe
genügend Schilder für die Absperrungen gegeben, ausreichend Personal
um das alles zu meistern.

Was die Flutkatastrophe die Autobahn GmbH und damit – schlussendlich
– den Steuerzahler kosten wird, dazu kann Kieback noch überhaupt
keine Einschätzung geben, das könne man alles noch nicht absehen.

Sabrina Kieback ist eine von über 12.500 Beschäftigten der Autobahn
GmbH, die seit 2021 als eine GmbH des Bundes für den Bau, den
Unterhalt, die Erhaltung sowie Verwaltung und Betrieb der deutschen
Autobahnen zuständig ist.

Im Rheinland sind knapp 1350 Mitarbeitende für mit etwas über 1200
Kilometer Autobahn das dichteste Verkehrsnetz Europas zuständig.

Redakteur/in:

Montserrat Manke

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