Einzelhandel befürchtet Umsatzverluste bei Wegfall der öffentlichen Parkplätze
Streitpunkt Janshof - Ihre Meinung ist gefragt!

Foto: Brühler Schlossbote

Brühl (huz). Vor über eineinhalb Jahren sind die Zielvorgaben für die Platzgestaltung des Janshofs im Zuge des Wettbewerbsverfahrens Rathaus Steinweg/ Janshof beschlossen worden. Danach soll er als neuer innerstädtischer Platz mit hoher Aufenthaltsqualität umgestaltet werden. Unter anderem gilt für den ruhenden Verkehr die Zielvorstellung, dort künftig kein öffentliches Parken mehr anzubieten. Vorgesehen sind nur noch bis zu zehn Behindertenparkplätze, bis zu acht Bewohnerparkplätzen, bis zu zwei Plätzen zum Be- und Entladen für Anwohner sowie bis zu fünf Taxistandplätze. Zudem sollen für Mitarbeiter des Rathauses und Besucher Fahrradabstellplätze geschaffen werden.

Kritik der Wepag und des Einzelhandels

Nicht nur die Brühler Liberalen kritisieren seit langem den möglichen Wegfall der Parkplätze, sondern insbesondere die Inhaber der angrenzenden Einzelhandelsgeschäfte und die Werbe- und Parkgemeinschaft (Wepag) Brühl.
Helmut Wichterich, der Sprecher der Interessengemeinschaft Uhlstraße, erinnerte an die Aussage von Jörg Hamel vom Handelsverband NRW im Rahmen der Wepag-Jahreshauptversammlung, wie wichtig ortsnahe Parkmöglichkeiten für den stationären Handel seien. „Insbesondere für uns Geschäftsleute an der Uhlstraße sind die Parkplätze am Janshof sehr wichtig. Wir sind mal wieder enttäuscht, dass mit uns als eventuell wieder einmal Leidtragende - bei für uns negativen Entscheidungen - im Vorfeld nicht gesprochen wurde“, sagte Wichterich. Für den innerstädtischen Einzelhandel seien zentrale Parkflächen wichtig, auch weil sich Kunden im Laufe der Jahre daran gewöhnt hätten. „Falls auf dem Janshof die Parkplätze wegfallen, zahlen wir wieder die Zeche“, ist er überzeugt. Er fragt sich, wo denn später einmal die Besucher der Stadtverwaltung und auch die Besucher der Gebausie, die ja auch im neuen Rathausanbau ihren Platz finden soll, parken werden. „Ich sehe schon, wie die wenigen Anwohnerparkplätze dann ständig zugeparkt sind“, malte Wichterich ein düsteres Zukunftsbild.

Freytag: "Standort eher aufgewertet als beeinträchtigt"

Bürgermeister Dieter Freytag sieht dies anders: „Der Janshof steht schon seit vielen Jahren im Fokus der Stadtentwicklung. Ich freue mich, dass die Umgestaltung nun im Zusammenhang mit dem Rathausneubau im Steinweg angegangen wird und bin sicher, dass dieses Herzstück der Innenstadt einer sinnvollen Nutzung und attraktiven Gestaltung zugeführt wird. Die lediglich 50 öffentlichen Stellplätze, die sich derzeit auf dem Janshof befinden, verursachen ein unverhältnismäßig hohes Verkehrsaufkommen. Dieser Parksuchverkehr ist nicht nur störend, sondern auch unnötig, da im direkten Umfeld des Janshofs ein ausreichendes Parkplatzangebot besteht. Dies hat auch eine im Oktober 2012 durchgeführte Verkehrsuntersuchung bestätigt. Auch wenn ich die Sorgen der Brühler Geschäftsleute durchaus ernst nehme, bin ich davon überzeugt, dass der Wegfall der öffentlichen Parkplätze die Standorte rund um den Janshof eher aufwertet als beeinträchtigt.“

„Der Janshof ist der beliebteste Parkplatz in der südlichen Innenstadt“ (Helmut Wichterich)

In einer Stellungnahme der Brühler Werbe- und Parkgemeinschaft (Wepag) kritisiert deren Vorsitzender Hans Peter Zimmermann, das die anliegenden Geschäftsinhaber in der Uhlstraße und am Steinweg – ähnlich wie beim Entscheid zum Teilneubau des Rathauses Steinweg - erneut wieder nicht in die Prozesse der Meinungsbildung einbezogen worden sind. Erst im Rahmen der Wepag-Jahreshauptversammlung Ende März 2017 seien die anwesenden Geschäftsinhaber über den geplanten Wegfall der Parkplätze informiert worden. „Wir hätten uns hier eine deutliche Kommunikation mit den betroffenen Anliegergemeinschaften seitens der Stadt Brühl gewünscht“, sagte er. Zimmermann erinnerte daran, dass dank einer Initiative der Wepag, also zahlreicher Einzelhändler, der Parksuchverkehr in der Uhlstraße deutlich gesenkt werden konnte. Der Vorschlag, die „Brötchentaste“ abzuschaffen und die Parkgebühr zu erhöhen, war damals umgesetzt worden.

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5 Kommentare

Jens Hornung aus Brühl
am 16.12.2018 um 21:34

Obiges Bild vom Jahnshof zeigt einen Blick in die Vergangenheit, in die 70er als die autozentrierte Stadt noch das Ziel war, das sich mittlerweile als fataler Irrtum erwiesen hat. Im Jahr 2018, in dem in vielen Städten Fahrverbote drohen und sowieso ein Umdenken bezüglich des Autos im Gange ist, sollte man die Entscheidung die Parkplätze auf dem Jahnshof abzuschaffen nur begrüßen. Der Dauerverkehr in dem Abschnitt der Uhlstraße, der als Zubringer zum Jahnshof dient, ist nicht nur nervig sondern für Kinder auch eine große Gefährdung da sich kaum ein Autofahrer an Schrittgeschwindigkeit hält. Laut Straßenverkehrordnung sind in verkehrsberuhigten Bereichen Kinderspiele auf der ganzen Breite erlaubt. Das ist hier nicht mal anstatzweise möglich. Mit der Abschaffung des Parkplatzes am Jahnshof wird der Innenstadtbereich deutlich aufgewertet. Es ist ein großer Schritt zu einem mehr lebenswerten Brühl.

Volker Ossenkopf-Okada aus Brühl
am 17.12.2018 um 13:12

Die WEPAG wäre eigentlich das Forum, in dem man einen vernünftigen kundenorientierten Bringservice für alle Läden an die Parkplätze an der Giesler-Galerie und am Belvedere organisieren könnte, statt weiter auf die autozentrierte Stadt zu setzen, die für alle, die nicht im Autolärm und -abgas stehen wollen, nur Stress- statt Erlebnisquelle ist.

Madeleine Wendt aus Brühl
am 22.12.2018 um 19:02

Die nach einem vorausgegangenen Verfahren unter Beteiligung der Brühler Bürger und Interessenvertreter gefallene Entscheidung, die Parkplätze am Janshof abzuschaffen, begrüße ich ausdrücklich. Die Läden in der Uhlstraße zur Giesler Galerie wirken jetzt schon durch den Parkbereich des Janshofes und des sich daraus ergebenden Verkehrs wie abgehängt vom eigentlichen Einkaufs- und Flanier-Kern. Zudem scheint mir in der Umgebung des Janshofes das Parkplatzangebot noch lange nicht ausgeschöpft zu sein. Eine Umgestaltung ohne (allgemeine) Parkplätze und den damit zusammen-hängendem Verkehr bietet m. E. die Chance, dass diese Geschäfte stadtplanerisch stärker an den Einkaufskern (Fußgängerzone) angebunden wären.

Die Innenstadt gewinnt durch die bereits beschlossene und geplante Umgestaltung aus meiner Sicht an Attraktivität und Lebensqualität. Dies wirkt sich bekanntermaßen nicht nur auf die Aufenthaltsdauer potentieller Kundinnen und Kunden sondern auch auf die Wohn- und Lebensqualität der Brühler Bürgerinnen und Bürger aus.

Ich sehe also (auch inhaltlich) keinen Grund, die Umsetzung der beschlossenen Ziele durch eine rückwärtsgewandte Diskussion um eine „autogerechte“ Stadt nochmals in Frage zu stellen, zumal das Parkplatzangebot in der Nähe meiner Erfahrung nach noch nicht ausgelastet ist.