"Janshof ein Garant für Kundenfrequenz"
Einzelhandel fordert neues Nachdenken

Öffentliche Parkplätze in attraktiver Gestaltung schlagen Wepag-Vize Frank Pohl (l.) und Helmut Wichterich (Sprecher der Uhlstraßengeschäftsleute) für die Neugestaltung des Janshofes vor. | Foto: Harald Zeyen
  • Öffentliche Parkplätze in attraktiver Gestaltung schlagen Wepag-Vize Frank Pohl (l.) und Helmut Wichterich (Sprecher der Uhlstraßengeschäftsleute) für die Neugestaltung des Janshofes vor.
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Brühl - (huz) Wenn es nach der Stadt Brühl geht, wird es künftig auf dem
Janshof keine Parkplätze mehr geben, ausgenommen für Menschen mit
Behinderung, Anlieferverkehr und Taxen. Grund ist die Umgestaltung des
zentralen Platzes im Zuge des Neubaus bzw. Umbaus des Rathauses am
Steinweg. Dies stößt auf Kritik insbesondere des umliegenden
Einzelhandels und auch der Werbe- und Parkgemeinschaft (Wepag) Brühl.
Wir sprachen darüber mit Frank Pohl, stellvertretender Vorsitzender
der Wepag, und Helmut Wichterich, Sprecher der Geschäftsleute der
Uhlstraße.

BSB: Herr Pohl, schildern Sie uns doch kurz die Position und die
Einschätzung der Wepag zu den geplanten Umgestaltungen bzw. dem
Wegfall der Parkplätze auf dem Janshof?

Pohl: „Die Wepag vertritt die Interessen ihrer Mitglieder. Wir haben
von vielen den Unmut über den Wegfall der Parkplätze mitbekommen.
Die Wepag hat daraufhin noch einmal die Stimmung bei den
Mitgliedsbetrieben abgefragt. 95 % der Befragten waren gegen den
Wegfall der Parkplätze. Das ist für uns ein klares Zeichen, die
Ratsfraktionen und den Bürgermeister aufzufordern, über das Thema
neu nachzudenken. Aus unserer Sicht ist hier dringender
Gesprächsbedarf. Der Janshof war der einzige Parkplatz im südlichen
Zentrum, der 24 Stunden erreichbar war. Wir verstehen, dass der
Parksuchverkehr ein Problem ist. Der Parkplatz war aber auch ein
Garant für Kundenfrequenz. Wir wollen auf keinen Fall dem Kunden
einen erschwerten Zugang zu den Geschäften in der Innenstadt
verschaffen. Gerade in den enorm wirtschaftlich schwierigen Zeiten des
Einzelhandels macht es doch absolut keinen Sinn, den Kunden den
Einkauf noch zu erschweren.“

BSB: Herr Wichterich, warum sind die Parkplätze auf dem Janshof
– es sind rund 80 – so wichtig für den Einzelhandel vor Ort?

Wichterich: „Seit Jahrzehnten ist der Janshof der wichtigste und
zentralste Parkplatz in der Innenstadt. Jeder Kunde der für gezielte
Besorgungen den Einzelhandel aufsucht oder der mehrere Erledigungen
abarbeiten muss, kann und will weder Zeit noch Kraft in weite Wege
investieren. Solche Kunden suchen sich andere Einkaufsmöglichkeiten,
wie Einkaufszentren, die diese Bedingungen erfüllen. Diesen Umsatz
verlieren wir hier unwiderruflich.“

BSB: Herr Pohl, hat die Wepag Gespräche mit der Stadt geführt, um
die Umgestaltung des Janshofes mehr im Sinne des örtlichen Handels zu
planen?

Pohl: „Herr Wichterich hat ja wie bereits die Ratsfraktionen über
das Stimmungsbild informiert. Ich gehe davon aus, dass wir in den
nächsten Tagen Reaktionen erhalten um in die Diskussion einzusteigen.
Da die Wirtschaftsförderung mit im Wepag-Vorstand sitzt ist ja auch
der Bürgermeister über unsere Sorgen informiert. Im Übrigen sehen
wir die Parkplätze am Janshof im Interesse unserer Kunden. Nicht
jeder hat Zeit, um gemütlich durch die Stadt zu flanieren. Unsere
Geschäfte brauchen alle Arten von Kunden, um im Wettbewerb mit
Online-Händlern konkurrieren zu können. Online-Käufer haben
nämlich keine Parkplatzprobleme.“

BSB: Herr Wichterich, was befürchtet der Einzelhandel im Umfeld
des Janshofes, falls die Umgestaltung so kommt, wie sie geplant ist
– mit großer Grünfläche im mittleren Bereich und nur noch wenigen
Sonderparkplätzen?

Wichterich: „Seit Schließung des Parkplatzes am 5. Januar müssen
wir einen kontinuierlichen Rückgang der Umsatzzahlen feststellen. Wir
befürchten ein permanentes Wegbleiben der Kunden. Verloren gegangener
Umsatz ist erfahrungsgemäß, in der heutigen Zeit nur sehr, sehr
schwer wieder aufzuholen. Das bedroht die Arbeitsstellen unsere
Mitarbeiter sowie unsere eigene Existenz. Dazu kommt die Befürchtung,
dass es uns ergeht wie den Anwohnern des Franziskanerhofes sowie allen
Betroffenen des Balthasar-Neumannplatzes. Ich sage nur Alkoholverbot!
Wir brauchen keinen vierten ‚toten‘ Platz in der Innenstadt.“

BSB: Herr Pohl, welche Lösung schwebt der Wepag bezüglich der
Janshof-Gestaltung vor?

Pohl: „Ich frage mich wie viele tote Plätze wir noch brauchen?
Geschäfte in der Fußgängerzone müssen von hinten anfahrbar
bleiben. Ein Rathaus ohne Besucherparkplätze? Wir meinen, dass es
eine Möglichkeit für Kurzparker geben muss. Die können und sollen
ja auch durchaus mit hohen Parkgebühren belegt sein. Ein bauliches
Konzept müssen die Stadtplaner vorlegen. Mit dem Einsatz moderner
elektronischer Mittel ließe sich sicherlich eine gute Zu- und
Abgangslösung installieren, die sich über Gebühren refinanzieren
ließe. Das würde auch zu geringen Parksuchverkehren führen. Eine
ähnliche Problematik am Kölner Flughafen wird auch bald mit
elektronischen Zugängen gelöst. Im Übrigen wurde auch lange über
die versenkbaren Poller gesprochen. Ich kann mich an eine Zeit
erinnern, da wurde man als Fantast gesehen, wenn man über die Poller
sprach. Das ist heute Realität.“

BSB: Herr Wichterich, sind Sie und ihre Einzelhandelskolleginnen
und –kollegen für den Beibehalt der bisherigen Situation auf dem
Janshof?

Wichterich: „Wir sind durchaus dafür, dass der Janshof attraktiver
gestaltet wird. Wichtig ist uns vor allem die Beibehaltung der
öffentlichen Parkmöglichkeiten. Wir als Einzelhändler haben uns bei
einer Planungswerkstatt im letzten Jahr bereits aktiv eingebracht.
Unsere Argumente und Ängste um unsere Existenzen zählten bisher
nicht. Nach wie vor sind wir aber bestrebt, eine für alle Seiten
attraktive Lösung zu finden.“

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RAG - Redaktion

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