Die "Orange Bank"
Die klare Botschaft ist nicht zu übersehen

Nein gegen Gewalt an Frauen: Die orangefarbene Wanderbank bei der Bornheimer Polizeiwache präsentierten (von links): Thorsten Säger (Polizeiwache Bornheim), Irmgard Küsters (Polizei Bonn, Opferschutzbeauftrage), Bürgermeister Christoph Becker, Petra Kaufmann, Leiterin Polizeiinspektion 2 Bonn, Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf, Ortsvorsteher, Wachdienstführer Bernd Kirfel und sitzend die Gleichstellungsbeauftragte Heike Blank. | Foto: Frank Engel-Strebel
  • Nein gegen Gewalt an Frauen: Die orangefarbene Wanderbank bei der Bornheimer Polizeiwache präsentierten (von links): Thorsten Säger (Polizeiwache Bornheim), Irmgard Küsters (Polizei Bonn, Opferschutzbeauftrage), Bürgermeister Christoph Becker, Petra Kaufmann, Leiterin Polizeiinspektion 2 Bonn, Ortsvorsteher Dominik Pinsdorf, Ortsvorsteher, Wachdienstführer Bernd Kirfel und sitzend die Gleichstellungsbeauftragte Heike Blank.
  • Foto: Frank Engel-Strebel

Bornheim (fes). Statistisch gesehen erlebt jede vierte Frau in Deutschland einmal im Leben eine Gewalterfahrung. 887 Fälle von häuslicher Gewalt wurden im Bereich Bonn/Rhein-Sieg bislang im Jahr 2022 angezeigt, davon 57 im Stadtgebiet Bornheim.

Diese Zahlen nannten die Opferschutzbeauftragte der Bonner Polizei, Irmgard Küsters und Polizeipressesprecher Simon Rott anlässlich der Präsentation einer orangefarbenen Bank auf der Bornheimer Polizeiwache auf dem Peter-Fryns-Platz.

In immer mehr Kommunen, auch in allen 19 Städten und Gemeinden des Rhein-Sieg-Kreises und der Bundesstadt Bonn, mahnen mittlerweile solch orangefarbene Bänke mit dem Hinweis „Nein zu Gewalt an Frauen“. In Bornheim, wo bereits 2021 Schülerinnen und Schüler der Heinrich-Böll-Gesamtschule in Merten eine solche Bank für ihre Schule gestaltet haben, wird das nun präsentierte Möbel wandern.

Bornheims Gleichstellungsbeauftragte schlug als nächste Station das Jugendamt vor, aber auch Einrichtungen oder Vereine könnten sich diese Bank ausleihen und auf das Thema häusliche Gewalt an Frauen aufmerksam machen. Versehen ist die Bank mit den wichtigsten Telefonnummern, um rasch Rat und Hilfe zu bekommen.

„Vieles passiert im Dunkelfeld, häusliche Gewalt zieht sich quer durch alle Schichten und Altersstufen und hat oft eine lange Vorlaufzeit“, schilderte die Leiterin der Polizeiinspektion 2 in Bonn, Petra Kaufmann. Zu 70 Prozent sind die Täter Männer, es gibt aber auch Gewalt von Frauen an Männern. Oft beginnt der Aggressor damit, seine Frau zu isolieren. Kommt es zur psychischen oder körperlichen Gewalt und wird diese zur Anzeige gebracht, wird der Mann für zehn Tage der häuslichen Wohnung verwiesen, damit das Opfer Distanz erfährt und weitere Schritte einleiten kann. Oft kehren Frauen wieder zurück zu ihrem gewalttätigen Partner, manchmal genügt als Reue schon ein Blumenstrauß, so Petra Kaufmann. Die Gründe, bei dem gewalttätigen Partner zu bleiben, sind vielfältig: Oft wird psychischer Druck von Seiten des Täters ausgeübt, so dass Frauen glauben, sie seien selbst Schuld daran, geschlagen zu werden. Hinzu kommen Ängste, den Kindern den Vater zu nehmen, oder finanzielle Sorgen. Aber auch Scham ist ein großer Hemmfaktor. Schnell steckt die Partnerin wieder in der Gewaltspirale, erläuterte Irmgard Küsters.

Wichtig sei es für Nachbarn, Freunde und Angehörige wachsam und sensibel zu sein und genau hinzuschauen: „Oft trügt einen das Bauchgefühl nicht und es muss auch nicht immer das blaue Auge sein“, meinte Petra Kaufmann. Vor allem niemand sollte sich scheuen den Notruf zu wählen, wenn einem etwas seltsam vorkommt: „Manchmal sind die Schreie, die jemand hört, kein Spielfilm, dann sollte man lieber einmal mehr die 110 anrufen als zu wenig“, meinte Bürgermeister Christoph Becker.

Hilfe gibt es über zahlreiche Hotlines, direkt bei der Polizei vor Ort, bei der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Heike Blank oder bei den Frauenhäusern in der Region: „Dort sind leider die Plätze rat gesät“, bedauerte Blank.

Künftig soll es in allen 14 Bornheimer Stadtteilen „Orange Banks“ geben, die dann auch festinstalliert an zentralen Plätzen stehen, wünscht sich Christoph Becker. Dafür werden noch Sponsoren gesucht.

Infos kompakt:Hilfe für Betroffene von häuslicher Gewalt bieten an das Frauenzentrum Troisdorf (02241/ 722 50); das Frauenzentrum Bad Honnef/Königswinter (02224/105 48); die Beratungsstelle für Männer und Jungen des SkM (02241/177843, Montag 16 bis 18 Uhr); die Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt (0228/635524) oder das bundesweite Hilfetelefon unter der kostenlosen Rufnummer (08000/116016) oder unter www.hilfetelefon.de. Unter dieser Nummer helfen Mitarbeiterinnen in 18 Sprachen. Bornheims Gleichstellungsbeauftragte Heike Blank ist erreichbar unter Tel.: 0 22 22/945-240, E-Mail: heike.blank@stadt-bornheim.de

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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