Sanierung Beethovendenkmal
„Gesundheitscheck“ für den größten Sohn der Stadt

Der alte Meister beim „Gesundheitscheck“: Constanze Falke, Hermann Krause und Betina Roß (von links) informieren über die Sanierungsarbeiten.  | Foto: fes
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  • Der alte Meister beim „Gesundheitscheck“: Constanze Falke, Hermann Krause und Betina Roß (von links) informieren über die Sanierungsarbeiten.
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Bonn/Bornheim (fes). Imposant baut sich die massive grün-schwarze Skulptur von Bonns bekanntestem Sohn in einer Werkstatthalle in Bornheim auf. Damit wirkt die weltbekannte Statue Ludwig van Beethovens, die seit 1845 auf dem Münsterplatz in Bonn steht, gewaltiger und größer als viele sie sonst wahrnehmen, meint Hermann Krause vom städtischen Gebäudemanagement in Bonn und dort zuständig für die Sanierung von Denkmälern. Seine Kollegin, Kunsthistorikerin Constanze Falke, ebenfalls in dieser Behörde angesiedelt, spricht von einem „Gesundheitscheck“ für den alten Meister. Den hat dieser auch dringend nötig, denn zuletzt wurde das denkmalgeschützte Wahrzeichen in den 1960er restauriert. Nachdem Ende 2021 Fachleute Korrosionsschäden und Risse festgestellt hatten, war klar: Es muss rasch gehandelt werden. Über eine Ausschreibung fanden die Bonner die Fachfirma Recovis aus Ellerau bei Kiel, die das Denkmal seit Januar fachmännisch saniert. Heimische Firmen winkten ab, erklärt Hermann Krause, weil sie sich diese umfangreiche Aufgabe nicht zutrauten.

Eine Bonner Geschäftsfrau stellte eine Werkstatthalle in ihrem Bornheimer Unternehmen der Stadt und der Fachfirma kostenlos zur Verfügung. Das war auch wichtig: Denn mit Statue und Sockel mussten mehr als sechs Tonnen bewegt werden. Dafür suchte man einen Standort in der Nähe der Bundesstadt.

Nun durfte das Schaufenster bei einem Werkstattbesuch den Experten über die Schulter schauen und bekam einen Einblick über den aktuellen Restaurierungsstand.

Die gute Nachricht: „Wir liegen im Zeitplan“, betont Hermann Krause. Spätestens am 12. August soll das Komponisten-Standbild wieder auf seinem angestammten Platz stehen. Das ist das Datum, an dem das Denkmal vor 177 Jahren aufgestellt worden ist: „Das ist sportlich, aber wir schaffen das“, ergänzt Krause. Die weniger gute Nachricht: „So eine Restaurierung ist immer eine Blackbox, man weiß nie, was einen erwartet.“ Und so war es auch beim „Beethoven“: Der Sockel, auch Postament genannt, wurde bei den letzten Sanierungsarbeiten vor mehr als 50 Jahren vollständig mit Beton ausgegossen und zusätzlich mit einer Holzverschalung versehen. Doch Beton und Bronze vertragen sich nicht, es kam zu Rissen innerhalb des Sockels. Die Betonfüllung musste im Januar über drei Tage von einem Fachrestaurator für Naturstein vor Ort mühsam von Hand entfernt werden. Das Innere des Fundaments wird nun durch ein Stahlgerüst ersetzt, erläuterten Betina Roß und Dirk Sturmfels von der Firma Recovis.

Dadurch wird allerdings die Sanierung mit rund 90.000 Euro 30.000 Euro teurer als ursprünglich veranschlagt. Gefördert wird die Aktion übrigens mit 15.000 Euro von der Stiftung Deutscher Denkmalschutz.

Die Reinigung der Skulptur ist äußerst aufwendig und bedarf jeder Menge Geduld und Präzision. So verwenden Betina Roß und Dirk Sturmfels mit ihrem vierköpfigen Team unter anderem Instrumente, die auch in der Zahnmedizin eingesetzt werden. Zunächst wurde die Figur gereinigt von Staub, Verschmierungen und sogar Graffiti-Spuren. „Staub bindet Salze und Säuren, dadurch bildet sich ein Wasserfilm und ein Elektrolyt, wodurch die Skulptur gefährdet wird“, erläutert Restauratorin Roß. Nach der Reinigung wird eine spezielle Wachsschicht aufgetragen. Schmutz perlt dadurch künftig ab und die Oberfläche wirkt geschlossen und ästhetischer.

Die Skulptur wurde aus mehreren Einzelteilen zusammengesetzt und durch Nähte verbunden. Diese werden fachmännisch ziseliert und ergeben so optisch einen schönen Gesamteindruck.

Die „große Überraschung“ war dann aber der Betonkern im Inneren des Sockels: „Wir wussten davon, kannten aber die Qualität nicht“, erläutert Hermann Krause, „wir fanden ein Worst-Case-Szenario vor.“

Was wäre mit dem Standbild passiert, wenn nichts passiert wäre? Dann, so Betina Roß, wäre die Korrosion an der Oberfläche weiter vorangeschritten und hätte das Denkmal weiter gefährdet. Hinzu kommt, so Constanze Falk, dass die Figur denkmalgeschützt und im Eigentum der Stadt Bonn ist. Sie ist damit nicht nur für den Erhalt, sondern auch für die Standfestigkeit und somit für die Sicherheit der Bürger verantwortlich. Was allerdings nicht heißt, dass „Beethoven“ ohne die Überarbeitung in Kürze vom Sockel gefallen und Passanten gefährdet hätte.

Fündig wurden die Experten übrigens in mehrfacher Hinsicht. So überdauerte das Monument zwei Weltkriege. Einschlusslöcher im Fundament wurden zwar schon in den Sechzigern beseitigt, aber es wurden noch Schrapnellen gefunden, wie Hermann Krause zeigt. Auch der Karneval hinterließ seine Spuren: Auf dem Sockel fanden die Restauratoren Kamelle und Glasscherben und in Beethovens Locken klebte sogar Sprühlack.

Infos

Am 12. August 1845, zum Gedenken an Ludwig van Beethoven 75. Geburtstag, wurde das Denkmal auf dem Münsterplatz feierlich anlässlich des Beethovenfestes enthüllt. Entworfen wurde es von dem bekannten Dresdner Bildhauer Ernst Hähnel, die Arbeiten führte der Erzgießer Jacob Daniel Burgschmiet aus Nürnberg aus. Seitdem ist es eines der Wahrzeichen Bonns. In den 1960er Jahren wurde das Standbild erstmals restauriert. Damals an Ort und Stelle. Im Herbst 2020 entdeckten Fachleute Korrosionsschäden. Am 5. Januar 2022 wurde der „Beethoven“ zum ersten Mal in seiner Geschichte überhaupt vom Sockel gehoben und durch einen Spezialtransport in eine Werkstatt nach Bornheim transportiert, wo sie seitdem von der Firma Recovis aus Schleswig-Holstein auf Vordermann gebracht wird. Pünktlich zum Beethovenfest 2022 soll der alte Meister wieder an Ort und Stelle stehen

Redakteur/in:

Frank Engel-Strebel aus Bornheim

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