Nesteldecken
Textile Kunstwerke für unruhige Hände

Helga Rieser (2.v.l.) freute sich sehr über die Nesteldecken für die Bewohner des Altenzentrums St. Elisabeth. | Foto: Petra Grebe
  • Helga Rieser (2.v.l.) freute sich sehr über die Nesteldecken für die Bewohner des Altenzentrums St. Elisabeth.
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Zülpich - Das Patchworken und Quilten hat sie gepackt. Sie nehmen immer
wieder neue Projekte in Angriff und nähen von Handtaschen über
kleine Accessoires bis hin zu Decken alles, was sich in
Patchworkprojekten nähen lässt. Schon seit vielen Jahren nähen die
Frauen der Gruppe „Stoff und Stöffchen“ zusammen. Es ist
inzwischen eine eingeschworene Gemeinschaft entstanden. Einmal
wöchentlich treffen sie sich montags im Gemeindezentrum der
evangelischen Christuskirche in Zülpich, und regelmäßig steuern sie
einige ihrer Werke zu den Basaren bei, um soziale Projekte zu
unterstützen.

Doch Hanna Pohl wollte mehr! Denn für die Basare nähen sie meist nur
kleine Stofftiere oder Topflappen. Sie machte sich auf die Suche, nach
einem geeigneten, größeren Nähprojekt. „Für Kinder wird viel
gemacht aber die älteren Menschen kommen oft zu kurz“, sagt Hanna
Pohl. Eine Bekannte machte sie auf einen speziellen Blog aufmerksam
und schnell war sie sich sicher: Nesteldecken für Demenzkranke
sollten es werden.

Von der Idee konnte sie ihre „Mitnäherinnen“ schnell überzeugen,
denn bei diesen Decken sind der Kreativität kaum Grenzen gesetzt. Das
Ergebnis - zehn Decken - haben sie jetzt dem Altenzentrum St.
Elisabeth im Ortsteil Hoven geschenkt. Heim- und Pflegedienstleiterin
Helga Rieser war begeistert von den kleinen Decken. Denn damit können
sich die Bewohner nicht nur wärmen, sie erfüllen auch einen
besonderen Zweck: Menschen mit Demenzerkrankungen nesteln gerne an
sich herum - an der Kleidung oder mit allem, was sie gerade in die
Finger bekommen. Sie sind unruhig und bewegen ständig die Hände.

Die speziellen Nesteldecken sind nun genau für diesen Zweck gedacht.
Sie bestehen aus verschiedenen Flächen, es gibt unterschiedliche
Stoffarten, mal glatte, dann wieder etwas fellige oder kuscheliges
Fleece. An die Decke werden verschiedene Utensilien angenäht, wie
beispielsweise Knöpfe, Reißverschlüsse, Taschen oder Perlenketten,
die die Demenzkranken gerne befühlen. Sie können die Decken glatt
streichen, zusammenlegen oder einfach ein bisschen daran nesteln.

„Unsere Therapeuten haben schon Wandbilder mit unterschiedlichen
Materialien aufgehängt, die von den Bewohnern gerne befühlt
werden“, erklärt Helga Rieser. Solche Decken habe sie vorher noch
nicht gekannt, aber sie sei ganz begeistert davon: „Es ist so
schön, sie in der Hand zu haben.“

Die bisher genähten Decken haben Dagmar Heinsberg, Alexandra
Holzmann, Manuela Kühl, Henriette Grein, Renate Ohlerth, Hanna Pohl
und einige Ehemalige der Gruppe genäht und dem Altenzentrum
gestiftet. Etliche Stunden bräuchte man dafür schon, meint Hanna
Pohl. Doch die Arbeit macht ihnen Spaß. „Die Ideen sprudeln nur
so“, meint Manuela Kühl. Gerne würden sie weitere Decken nähen -
künftig allerdings gegen einen kleinen Obulus, schließlich steckt
Einiges an Material und Zeit darin.

Angehörige von Demenzkranken können sich gerne an die Gruppe wenden
und ganz persönliche Nesteldecken in Auftrag geben. Sie habe schon
Ideen für Weihnachtsdecken, aber es könnten auch Vorlieben der
Erkrankten mit eingebaut werden, erklärt Dagmar Heinsberg. Wenn der
Großvater beispielsweise Lkw-Fahrer war, fänden sie bestimmt den
passenden Stoff. Oder wenn die Person an einem alten Kleidungsstück
besonders hängt, könne ein Stück davon mit eingearbeitet werden.

Schon bei der Übergabe der Decken an Helga Rieser sprudelten die
Ideen der Patchworkerinnen. Die Heimleiterin zeigte sich überzeugt,
dass der eine oder andere Angehörige sicherlich gerne auf das
Nähangebot zurückkommen wird. Die gespendeten Decken werden in St.
Elisabeth in den Beschäftigungsangeboten für die Bewohner mit
aufgenommen. Ein paar wolle sie auch gerne an der Wand aufhängen.
Damit jeder sie sehen könne oder einfach befühlen, meint Rieser.

Wer eine Nesteldecke in Auftrag geben möchte, kann über das
Gemeindebüro der evangelischen Kirche (Tel. 02252-2717) Kontakt
aufnehmen. Anfragen werden von dort an die Frauen von „Stoff und
Stöffchen“ weitergeleitet. Etwas Zeit bräuchten sie schon, um die
Decken zu nähen, meint Hanna Pohl. Wer also zu Weihnachten eine
Nesteldecke verschenken möchte, sollte sich nicht zu spät an die
Gruppe wenden.

- Petra Grebe

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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