Sensationsfund
Letzte Ruhestätte einer römischen Schönheit entdeckt

Um die Grabungsarbeiten nicht zu stören, wurden der Fund und die Bergung des Sarkophags bei Zülpich lange geheim gehalten.  | Foto: LVR-LandesMuseum Bonn / Jürgen Vogel
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  • Um die Grabungsarbeiten nicht zu stören, wurden der Fund und die Bergung des Sarkophags bei Zülpich lange geheim gehalten. 
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Zülpich - (bp). Einmal mehr macht die Stadt Zülpich ihrem Ruf als
Römerstadt alle Ehre: Einem archäologischen Team ist dort nämlich
die Bergung eines unberaubten Steinsarkophages aus dem 3. Jahrhundert
gelungen. Nach mehr als zehn Jahren wurde damit wieder außerhalb von
Köln ein römerzeitlicher Sarkophag im Rheinland gefunden.

Das tonnenschwere Grabbehältnis enthielt neben dem Skelett einer Frau
auch zahlreiche, kunstvoll gearbeitete Beigaben. Da an dem Fundplatz
unweit der antiken Fernstraße von Köln nach Trier zunächst weitere
römische Gräber freigelegt werden mussten, entschied das LVR-Amt
für Bodendenkmalpflege im Rheinland, die Entdeckung bis zur
vollständigen Sicherung der benachbarten Gräber nicht bekannt zu
geben.

Für die Geschichte von Zülpich handelt es sich um einen besonders
interessanten Bereich: So markiert die Bundesstraße 265 in
Fortsetzung der Römerallee den Verlauf einer der wichtigsten
Fernstraßen der einstigen römischen Provinz Niedergermanien, der
sogenannten „Agrippa-Straße“. Diese verband Köln über das
damalige Tolbiacum (heute Zülpich) mit Trier und bildete den
nördlichen Abschnitt einer wichtigen Verkehrsachse bis an das
Mittelmeer. Nahe dieser römischen Straße liegen durch Luftbilder und
Suchschnitte entdeckte Reste eines inzwischen als Bodendenkmal
eingetragenen römischen Landgutes.

Da der geplante Kanal unmittelbar an den Rändern dieser Hofanlage
vorbeiführen würde, veranlasste das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege
die archäologische Untersuchung der etwa vier bis fünf Meter breiten
Trasse. Schnell zeigte sich, dass die Denkmalpfleger den richtigen
Riecher gehabt hatten: Schon nach kurzer Zeit wurde sie fündig. Trotz
einer großflächigen Beseitigung wichtiger Bodenschichten für die
Ziegelproduktion im 19. Jahrhundert stieß der für den vorsichtigen
Bodenabtrag zuständige Bagger neben Spuren eines römischen Weges auf
eine große, grauviolette Sandsteinplatte. Diese bildete den Deckel
eines etwa 2,30 mal 1,10 Meter großen Steinsarges.

Innerhalb einer Woche wurde das Grab vorsichtig freigelegt, um Details
wie die Gestalt der Grabgrube und weitere Funde zu dokumentieren. Die
Bergung des mehrere Tonnen schweren Objektes erfolgte schließlich im
September 2017. Nach der Öffnung im LVR-Landesmuseum in Bonn gab der
Steinkasten nach etwa 1700 Jahren seinen Inhalt preis. Er barg das gut
erhaltene Skelett einer Frau sowie eine Auswahl ihrer Besitztümer.

Ein kleines Kunstwerk stellt ein Klappmesser dar, dessen Griff aus
einem auf seine Keule gestützten Herkulesfigürchen gebildet wird.
Virtuos gearbeitet ist eine Griffschale aus Glas im Miniaturformat,
die speziell für den Grabkult gefertigt wurde und metallenes
Handwaschgeschirr nachahmt. Kostbar ist auch ein kleiner Handspiegel
aus Silber, dessen Griff in Form zweier Finger ausgearbeitet ist.

Eine Schminkpalette aus Schiefer und ein Spatel konnten zum Auftragen
von Kosmetik oder Salben genutzt werden. Salben und Duftstoffe waren
in drei Glasfläschchen beigegeben worden. „Utere Felix“ ist auf
einem weiteren Glasgefäß zu lesen, was ins Deutsche übersetzt
„Benütze (mich) glücklich“ bedeutet. Für eine Frau
ungewöhnlich ist die Beigabe eines kleinen kugelförmigen
Ölbehälters aus Bronze. Fingerringe aus Gagat und Silber sowie eine
Halskette aus Gagatperlen und zwei Anhänger aus dem gleichen Material
lagen zusammen mit Perlmuttanhängern in einem mit Einlegearbeiten aus
Horn verziertem Kästchen. Ebenfalls zum Schmuck zählen mehrere
Knochennadeln, von denen eine ein goldverziertes Köpfchen hat.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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