"Wir feiern da, wo alle feiern"
Gemeinsames Kirmes- und Sommerfest der Ortsgemeins ...

Als Tänzer sehr engagiert zeigten sich Marcia da Silva Casacao und Dominic Vey. | Foto: ProfiPress
  • Als Tänzer sehr engagiert zeigten sich Marcia da Silva Casacao und Dominic Vey.
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Zülpich-Bürvenich - (pp) Atemlos? Das sind vielleicht diejenigen, die bei Vera Heine
tanzen. Doch die Inhaberin der nach ihr benannten Tanzschule aus
Schwerfen düste am Sonntagnachmittag beim Auftritt der Tanzgruppe
„Let’s Dance“ der Lebenshilfe HPZ auf dem Dorfplatz in
Bürvenich von Paar zu Paar, gab den Vortänzer, korrigierte und trieb
die Tänzer an. Zu drei Liedern tanzten die Bewohner der Lebenshilfe
und hatten sich nicht nur Applaus, sondern auch eine Erfrischung
verdient. Vera Heine hingegen, der tanzende Wirbelwind, stellte sich
hinterher noch den Fragen des Reporters – und zwar alles andere als
atemlos.

Seit rund 15 Jahren trainiert Heine einmal wöchentlich mit den
Bürvenicher Bewohnern der Lebenshilfe HPZ. Allein für den Auftritt
auf dem Dorfplatz braucht es eine Vorbereitungszeit von einem halben
Jahr. Doch so aufgeregt einige der Tänzer auch gewesen sein sollten,
waren sie doch konzentriert bei der Sache und legten einen tollen
Auftritt hin.

„Seit acht Jahren veranstalten wir, die Ortsgemeinschaft
Bürvenich/Eppenich und die Lebenshilfe, ein gemeinsames Fest“,
beschrieb es OG-Chef Ludwig Foemer. Zuvor hatte es eine separate
Kirmes der Ortsgemeinschaft sowie das Sommerfest der Lebenshilfe
gegeben. „Wegen unseres Umbaus konnten wir das Sommerfest aber nicht
mehr bei uns veranstalten. Verzichten wollten wir aber auch nicht
darauf. Also legten wir Dorfkirmes und Sommerfest zusammen“,
erinnerte sich Rolf Emmerich, Geschäftsführer der Lebenshilfe HPZ.

Die ersten gemeinsamen Feste fanden noch auf dem Sportplatz zwischen
Bürvenich und Eppenich statt. „Das war für die älteren Leute im
Dorf aber zu weit weg“, meinte Emmerich. Doch die Landesgartenschau
2014 brachte nicht nur der Stadt Zülpich eine hohe mediale
Aufmerksamkeit, sondern auch einen warmen Geldregen für die
Außenorte. In Bürvenich entstand ein Dorfplatz, auf dem im
vergangenen Jahr zum ersten Mal Ortsgemeinschaft und Lebenshilfe HPZ
gemeinsam feierten.

„Jetzt können nicht nur die Senioren zu Fuß zum Fest kommen,
sondern auch unsere Bewohner“, erzählt Emmerich. Denn in Bürvenich
sind vornehmlich Menschen untergebracht, die besondere Aufmerksamkeit
benötigen, etwa Autisten. „Das Schöne an dem neuen Platz: Wenn es
den Bewohnern hier zu viel wird, gehen sie einfach zurück“,
beschreibt es Emmerich.

Die Feier der Ortsgemeinschaft begann am Samstagabend mit dem
Herausholen der Kirmes und des Zacheies, der zum Abschluss der
dreitägigen Festivitäten verbrannt wird. Samstags wird im
Bürvenicher Stübchen gefeiert. Stolzer Hahnenkönig ist seit
Sonntagabend Richard Hoven. Montags klingt die Kirmes dann aus –
ebenfalls im Bürvenicher Stübchen. „Das war sehr gut besucht, die
Kirmes haben wir gegen 23.30 Uhr begraben, wir sind sehr zufrieden“,
berichtete Foemer. Der Ortsgemeinschaft gehören alle Dorfvereine an.
„Wir arbeiten sehr gut zusammen und sind ein eingespieltes Team“,
so Foemer weiter.

Das gilt auch für die Kombination mit der Lebenshilfe HPZ, die am
Sonntag ihr 44. Sommerfest veranstaltete – nur eben nicht mehr
alleine, sondern mit der OG. „Früher war Integration das
Schlagwort. Die Bürvenicher kamen zu uns auf den Berg. Heute geht es
um Inklusion: Wir machen gemeinsame Sache von Anfang an. Wir feiern
da, wo alle feiern. Wir werden in Bürvenich optimal angenommen und
sind für alle nach außen hin sichtbar“, beschreibt es Rolf
Emmerich.

Und so gliederte sich die Lebenshilfe HPZ mit ihren Aktionen wie
Basteln mit Kindern nahtlos in das restliche Programm der Kirmes ein.
Es gab ein ausgesprochen üppiges Kuchenbuffet, mit dem man auch noch
drei weitere Dörfer satt bekommen hätte, und Erbensuppe für den
Magen. Und zum Mitmachen gab es ebenfalls reichlich zu tun, ob von
Wettbewerben wie dem Bierkrug-Schlittern, Hau-den-Lukas oder dem
obligatorischen Kinderschminken.

Das wichtigste an diesem sonnigen Tag war aber sowieso eines: Alle
hatten Spaß, egal ob eingeschränkt oder nicht. Und so kann man das
Dorffest nur als gelungen bezeichnen.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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