Traurige Karnevalisten
Sämtliche Karnevalsveranstaltungen abgesagt

Bei der Vorstellung im Juli war das schmucke Mädchen-Dreigestirn mit Prinzessin Madeleine Seyb (Mitte), Bäuerin Lucy Kraus (r.) und Jungfrau Cosima Seyb (lks.) noch optimistisch. Jetzt ist klar: Ihre Regentschaft beginnt erst ein Jahr später. | Foto: Peter Adolf
  • Bei der Vorstellung im Juli war das schmucke Mädchen-Dreigestirn mit Prinzessin Madeleine Seyb (Mitte), Bäuerin Lucy Kraus (r.) und Jungfrau Cosima Seyb (lks.) noch optimistisch. Jetzt ist klar: Ihre Regentschaft beginnt erst ein Jahr später.
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Swisttal - (Ad) Im Juli, bei der Vorstellung des Mädchen-Dreigestirns, war Paul
Bison, 1. Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft „Olleme
Bubbelsbröder“, noch sehr optimistisch und guter Dinge gewesen:
„Die drei werden am 11. im 11. im Dorfhaus proklamiert“. Doch dann
gab sich der Ollheimer Karnevalschef auch den Realitäten geschlagen:
„In diesem Jahr passiert nichts mehr“. Natürlich seien die
zukünftige Prinzessin Madeleine Seyb, Bäuerin Lucy Kraus und
Jungfrau Cosima Seyb traurig über diese Entwicklung. Bison: „Mit
den Kindern und natürlich mit den Eltern wurde dies besprochen; sie
wissen, dass sie jetzt in der Session 21/22 als närrisches
Dreigestirn antreten werden“.

Ob bis Aschermittwoch allerdings das gesamte närrische Geschehen in
Ollheim zum Erliegen komme, diese Frage ließ Bison zu diesem
Zeitpunkt – wenige Tage vor der Verkündigung des zweiten
„Lockdown“ - allerdings noch offen. Der Karnevalschef klammerte
sich an die Hoffnung, dass vielleicht im Januar/ Februar noch etwas
möglich sein werde. Allerdings gab er schon zu: „Mein Bauchgefühl
sagt etwas Anderes“.

Und sein Bauchgefühl sollte auch Recht behalten. Die aktuelle
Entwicklung sorgte dafür, dass jetzt die Karnevalsgesellschaften aus
Swisttal einstimmig die Entscheidung trafen, sämtliche geplanten
Veranstaltungen der Session 2020/21 nicht mehr durchzuführen.

Vor der Verkündigung der Beschlüsse zum erneuten „Lockdown“ ab
2. November hatte bei den Karnevalisten noch die Hoffnung auf
närrische Aktivitäten im Januar und Februar 2021 überwiegt. Dies
wurde bei einer Umfrage des „BLICKPUNKTS“ bei den Gesellschaften
deutlich. Auch Christoph Knappe, Präsident der KG Odendorf, hoffte zu
diesem Zeitpunkt auf das neue Jahr: „Vielleicht klappt es, dann
etwas Karnevalistisches in kleinem Rahmen auszurichten“. In Odendorf
hatte die Karnevalsgesellschaft zunächst aber schon alles abgesagt:
„Tollitäten waren sowieso in der kommenden Session nicht
vorgesehen“.

Dies traf auch für Buschhoven zu. Die 2015 gegründete neue
Karnevalsgesellschaft hatte schon frühzeitig alle Veranstaltungen
gecancelt, teilte Präsident Michael Schäfer mit. Auch hier gab es
für die neue Session von Anfang an keine Tollitäten.

Die Karnevalisten in Morenhoven hatten ursprünglich für den 14.
November ihre Sessionseröffnung im Dorfhaus geplant. Da die Gemeinde
aufgrund der Corona-Vorschriften jedoch frühzeitig keine Genehmigung
erteilte, musste die Veranstaltung abgesagt werden. Mit den bereits
verpflichteten Künstlern konnte dann erfolgreich die Rückabwicklung
der Verträge erfolgen; sie werden in der Session 21/22 in Morenhoven
dabei sein. Und auch hier keimte noch die Hoffnung, dass vielleicht im
Januar/ Februar etwas möglich sei: „In einem geschlossenen Rahmen,
also nur mit Mitgliedern der Gesellschaft und ihren Familien“, so
Präsident Erik Schäfer. Die aktuellen Ereignisse haben auch hier die
Hoffnung zunichte gemacht. In Morenhoven waren für die Session 20/21
keine Tollitäten geplant gewesen. Allerdings wird es – um ein
Zeichen zu setzen – für die Mitglieder dennoch einen Sessionsorden
geben.

Eindeutig war von Anfang an die Lage in Miel, wie Dominik Schweminski,
Präsident der Karnevalsgesellschaft „Mat mött Miel, auf Anfrage
mitteilte: „An geselligen Veranstaltungen wird in den kommenden
Wochen und Monaten bis Aschermittwoch nichts stattfinden“. Dies sei
auch das klare Votum einer Mitgliederversammlung der
Karnevalsgesellschaft gewesen, in der kommenden Session auf alle
Aktivitäten zu verzichten: „Das Risiko ist einfach zu groß“.

Auch in Dünstekoven hatten die Karnevalisten schon frühzeitig
beschlossen, in der kommenden Session ohne närrischen Aktivitäten
auszukommen: „Es sind keine Veranstaltungen vorgesehen“, so
Präsidentin Christin Nettekoven von der Karnevalsgesellschaft
„Freundschaftsbund“. Die vorgesehenen Kindertollitäten werden
ihre Regentschaft ein Jahr später antreten.

„Sehr traurig“, so die Stimmungslage bei Joachim Kempchen,
Vorstandsmitglied und Pressesprecher der Ehrengarde Heimerzheim. Der
überzeugte Karnevalist denkt besonders an die drei Kadettengruppen
der Gesellschaft, die in den letzten Monaten trotz aller
Einschränkungen fleißig trainiert haben. „Wir stellen uns die
Frage: Was geht noch? Was ist vielleicht vereinsintern machbar? Was
wäre an kleineren Veranstaltungen denkbar? Wo können unsere
Kadettengruppen ohne Gefährdung der Teilnehmer als auch der Zuschauer
auftreten?“ Doch auch die Ehrengarde trägt den Beschluss mit, auf
alle öffentlichen Veranstaltungen inklusive der Umzüge zu
verzichten. Aber für Kempchen ist dennoch klar: „Wir können den
Verein nicht brachliegen lassen“.

Bis zuletzt war auch Manfred Lütz, Präsident der Großen
Heimerzheimer Karnevalsgesellschaft, davon ausgegangen, dass die
Sessionseröffnung am 7. November gemäß den geltenden
Corona-Bestimmungen stattfinden kann: „Wir hätten das gerne
gemacht, um die Fahne der Tradition aufrecht zu halten“. Doch die
dramatische Zunahme der Neuinfektionen, die zu einem zweiten
„Lockdown“ führte, machte dies unmöglich. Die designierten
Heimerzheimer Tollitäten werden erst in der Session 21/22 ihre Ämter
antreten.

Dennoch sind sich die Swisttaler Gesellschaften ebenso einig, dass der
Karneval als Brauchtum bzw. Kulturgut auch in der Session 2020/2021
leben wird. Er werde anders sein; es werde kleiner, leiser, etwas
weniger gesellig sein, aber der Karneval bleibe und könne auch im
Rahmen der rechtlichen Vorgaben Spaß und Freude vermitteln, heißt es
in der gemeinsamen Stellungnahme der Gesellschaften aus Buschhoven,
Dünstekoven, Heimerzheim, Ludendorf, Miel, Morenhoven, Odendorf und
Ollheim. Für die Zuarbeit weiterer kreativer Ideen seien alle
Swisttaler Karnevalisten herzlich aufgerufen.

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RAG - Redaktion

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