Eine Augen-OP kostet nur 40 Euro
Blinden-Erlebnismobil in Siegburg zu Gast

Auch die Grundschüler wurden neugierig und ließen sich von Ottfried Sannemann (links) den korrekten Gebrauch des Blindenstocks erklären | Foto: Woiciech
  • Auch die Grundschüler wurden neugierig und ließen sich von Ottfried Sannemann (links) den korrekten Gebrauch des Blindenstocks erklären
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Siegburg - „Die größten Rabauken sind hinterher oft ganz ruhig und sind sich
einig, dass sie nie in so eine Situation kommen wollen“, weiß
Ottfried Sannemann aus Erfahrung zu berichten. Er ist Teil des
Erlebnismobil-Teams der „Christoffel-Blindenmission“, das im
ganzen Bundesgebiet unterwegs ist, um Menschen einen imposanten
Eindruck einer Sehbehinderung zu vermitteln.
Der Truck mit dem rund zehn Meter langen Hindernisparcours gastierte
ebenfalls bei der „Freien Christlichen Gesamtschule“ in Siegburg.
Rund 150 Schüler der Klassen Fünf bis Sieben wurden aber nicht nur
einfach durch das Mobil geschickt.
Nach einer Einführung mit Videovortrag lernte der Nachwuchs außerdem
die Braille-Blindenschrift kennen. Den Höhepunkt bildete jedoch die
Simulation des „Grauen Star.“ Mit einer Brille, die die Sehkraft
erheblich einschränkt, tasten sich die „Testpersonen“, mittels
Blindenstock, durch den Lauf, der mehrere Alltagssituationen
widerspiegelt. Eine Mülltonne oder ein Vorhang, der den Weg
blockiert, wird faktisch zu einem Hindernis, so wie Stufen oder
verschiedene Untergründe. Mit der Brille lassen sich zwar Konturen
und Helligkeitsunterschiede erahnen, was allerdings genau vor den
Füßen liegt, bliebt undeutlich.
„Man gewöhnt sich an den Zustand, aber nicht so schnell“,
umschreibt eine Schülerin diese Erfahrung. „Es ist ein ganz
beeindruckendes Erlebnis.“ Die Aktion wird in den
Religionsunterricht der Schule eingebettet. Das Ziel ist es,
Verständnis für die Mitmenschen zu entwickeln. „Grauer Star ist
die häufigste Blindheitsursache auf der Welt“, erläuterte Ottfried
Sannemann. „Aber er ist auch heilbar.“
Seit über 100 Jahren fördert die „Christoffel-Blindenmission“
Menschen mit Behinderungen in Entwicklungsländern. Doch die arme
Bevölkerung kann sich oftmals keine Operation leisten. „Eine OP
kostet rund 40 Euro, bei Kindern aufgrund der Anästhesie bis 125.“
Thomas Schmitz-Grebing, Geschäftsführer der Schule, greift den
Gedanken auf: „Die Schüler erlangen ferner ein Bewusstsein für die
Verhältnismäßigkeit. Für 40 Euro kann man hier ein Abendessen
bekommen. Was für uns reiner Luxus ist, rettet dort ein
Augenlicht.“  

- Dirk Woiciech

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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