Wiederaufforstung heimischer Wälder
Vielfältiger Mix anstatt Monokulturen

Die Leiterin des Forstbetriebsbezirkes Eitorf, Annika Schüttler und der stellvertretende Forstamtsleiter Jörg Fillmann - gut beschirmt durch Tim Richter - zeigen das Schema einer Gruppenbepflanzung mit den Baumarten Traubeneiche, Roteiche, Winterlinde, Kirsche, Esskastanie, Douglasie und Lärche.  | Foto: Steimel
  • Die Leiterin des Forstbetriebsbezirkes Eitorf, Annika Schüttler und der stellvertretende Forstamtsleiter Jörg Fillmann - gut beschirmt durch Tim Richter - zeigen das Schema einer Gruppenbepflanzung mit den Baumarten Traubeneiche, Roteiche, Winterlinde, Kirsche, Esskastanie, Douglasie und Lärche.
  • Foto: Steimel

Ruppichteroth. Holz ist einer der wenigen Rohstoffe, der nachwächst und dabei der Atmosphäre CO2 entzieht und den darin enthaltenen Kohlenstoff langfristig speichert - so zu lesen in einer Veröffentlichung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Um dieses Nachwachsen aber zu realisieren bedarf es der Waldpflege, im besonderen jetzt nach den großen Schäden durch Borkenkäferbefall, sehr trockenen Jahren und aktuell durch den Klimawandel. Jeder Waldbesitzer ist davon betroffen, primär zunächst die Besitzer mit Fichtenwaldungen, inzwischen aber auch Laubbäumen wie beispielsweise Eichen.

Viele dieser Waldbesitzer sind Mitglieder einer Forstbetriebsgemeinschaft (FBG). Einem Verein, der sich Satzungsgemäß für die Erhaltung des Waldes und die Förderung der Forstwirtschaft einsetzt. Im Rahmen von regelmäßigen Veranstaltungen hatte die FBG Ruppichteroth gemeinsam mit dem Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft jetzt zu einer Waldbegehung eingeladen.

Themen dieser Exkursion waren die Besichtigung einer Durchforstungsparzelle mit 100-jährigen Traubeneichen, Rotbuche mit Birke und Hainbuche, eine Wiederbewaldungsparzelle mit Naturverjüngung und eine gegatterte Neuanpflanzung ohne staatliche Förderung. Hierzu trafen sich gut 20 Mitglieder der FBG Ruppichteroth oberhalb von Velken am Rande der Nutscheid.

Start war an einer Eichenparzelle. Hier wurde diverses Nutzholz mittels Harvester (Baumvollernter) herausgenommen, der bestehende Eichenbestand ist jetzt lichtdurchflutet, die Kronen - der Motor des Baumes - können sich entsprechend besser ausdehnen. Diese Maßgabe sollte man alle vier bis fünf Jahre überprüfen und gegebenenfalls nachbessern. Das jetzt geschlagene Nutzholz wird vermarktet als Stamm- sowie Industrieholz, der Waldbesitzer behält seinen eigenen Bedarf. Unmittelbar neben diesem Eichenbestand zeigte sich eine große Freifläche, auf der vor dem Borkenkäferbefall eine Fichtenmonokultur stand. Jetzt wurde auf dieser Kahlfläche eine sogenannte Initialbegründung mit Gruppenbepflanzungen vorgenommen. Diese Flächen werden kartografisch festgelegt und nach einem vorgegebenen Pflanzschema mit rund 600 Pflanzen aufgeforstet. Gefordert werden Mindestens 35 Prozent heimisches Laubholz wie Eiche, Hainbuche, Ahorn, Linde oder Kirsche - mindestens vier verschiedene Baumarten auf der Fläche. Die Fichte ist förderunschädlich und darf mit in die Widerbewaldung integriert werden. Weitere Baumarten können Tanne, Douglasie, Lärche oder Roteiche sein. Experimentierbaumarten wie Esskastanie, Baumhasel oder Zeder können mit einem Flächenanteil von zehn Prozent beigemischt werden. Pro Hektar erhält der Waldbauer hierzu 2.100 Euro Förderung inklusive einmalig 470 Euro für die erste Pflegemaßnahme. Damit muss der Waldbesitzer aber Pflanzen und auch den Pflanzenschutz abdecken. Diesbezüglich wurde dringend erwähnt, die Jagd und Jäger mit ins Boot zu holen, denn nur so sei gewährleistet, dass die Anpflanzung erfolgreich hochgezogen werden könne.

Laut Forstamt kommt man sehr schnell auf fünf Euro pro Pflanze mit der erforderlichen Schutzhülse und dem dazugehörigen Haltestab. Die bezuschussten Nestanpflanzungen obliegen einer Kontrolle nach fünf Jahren. Zu diesem Zeitpunkt wird es eine Begehung mit dem Forstamt geben und gemeinsam werden eventuelle Nachbesserungen abgesprochen, zu Lasten des Waldbesitzers.

Das Umfeld dieser Gruppenbepflanzung wurde hier ebenfalls vorgestellt als reine Naturverjüngung. Deutlich zeigten sich hier Eiche, Buche, Birke und Fichte als späterer Mischwald. Die Fichte ist auch hier geduldet aber in keiner Form förderfähig. Zur Naturverjüngung wurde ergänzt, dass man ohne weiteres bis zu fünf Jahre Geduld braucht, ehe sich diese entwickelt hat und Triebe zeigt. Unmittelbar gegenüber der Nestanpflanzung wurde noch eine komplett gegatterte Fläche besichtigt. Dieser Waldbauer hat auf jegliche Förderung verzichtet, die Anpflanzung wurde mit 6.000 Pflanzen auf einem Hektar vorgenommen. Die Pflanzenauswahl ist gleich der Gruppenbepflanzungen, also mindestens vier heimische Laubholzarten. Auch hier ist ein Abruf der öffentlichen Mittel möglich. Hierbei ist auf jeden Fall die Qualität des Zaunes von hoher Bedeutung, in diesem speziellen Fall sogar besonders, da die Nutscheid Rotwildgebiet ist und dieses sich sehr schnell an einem solchen Zaun vergreift beziehungsweise diesen anhebt, wodurch Schlupflöcher entstehen.

Abschließend informierte der stellvertretende Forstamtsleiter Jörg Fillmann noch über die Widerbewaldungsprämie 400/800. Hierbei gilt: 400 Pflanzen gleichmäßig verteilt auf einen Hektar, bezuschusst mit 800 Euro. Alle förderfähigen Baumarten - außer Fichte - sind hier erlaubt. Bi einer Umsetzung mit diesem Förderprogramm sollte vorab eine Begutachtung durch den Förster erfolgen. Hier ist keine Kontrollzeitbindung gegeben.

Die Leiterin des Forstbetriebsbezirkes Eitorf legte abschließend allen Waldbauern noch ans Herz, der Herbstbepflanzung unbedingt Vorrang zu geben. Der 1. Vorsitzende der FBG Ruppichteroth Klaus-Peter Bickenbach lud dann im Namen der FBG alle Teilnehmer noch zu einem fachlich-geselligen Ausklang auf seinen Hof ein.

Das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft betreut 14.000 Hektar Privat- und Kommunalwald. 13 Förster unterstützen die Waldbesitzer gemeinsam mit 16 Forstbetriebsgemeinschaften. Die FBG Ruppichteroth zählt derzeit 230 Mitglieder mit insgesamt 650 Hektar Wald.

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Wolfgang Steimel aus Ruppichteroth

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.