Bürgergespräch in Flerzheim
Lehren aus der Katastrophe ziehen

Besonders groß war der Interesse der Flerzheimer am Bürgergespräch, zu dem rund 120 Interessierte auf den Dorfplatz gekommen waren.  | Foto: Foto art
  • Besonders groß war der Interesse der Flerzheimer am Bürgergespräch, zu dem rund 120 Interessierte auf den Dorfplatz gekommen waren.
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Rheinbach-Flerzheim (art). Besonders groß war der Interesse der Flerzheimer am Bürgergespräch. Rund 120 Interessierte waren der Einladung von Bürgermeister Ludger Banken und Ortsvorsteherin Ellen Schüller auf den Dorfplatz gefolgt. Gut ein Dreivierteljahr nach der Hochwasserkatastrophe ging es bei den drängendsten Fragen rund um die Themen Hochwasserschutz und Wiederaufbau.

Mehr als zwei Stunden lang informierten Bürgermeister Banken, Fachbereichsleiterin Margit Thünker-Jansen und Christian Gattke, Leiter der Abteilung Flussgebietsbewirtschaftung des Erftverbandes, über den Sachstand von Wiederaufbau, Nachsorge und Vorsorge und standen Rede und Antwort. Fragen, die vor Ort nicht direkt beantwortet werden konnten, sollen den Bürgern im Nachgang beantwortet werden.

„Sicher insgesamt ein Jahrzehnt“ werde ins Land gehen, um „alles besser als vor der Flutkatastrophe hinzubekommen“, war Bürgermeister Banken sicher. Bezogen auf Flerzheim nannte er an öffentlichen Gebäuden Feuerwehrgerätehaus, Turnhalle und Grundschule, die alle drei direkt an der Swist beziehungsweise in deren Nähe stehen. „Die Turnhalle ist nicht zu retten. Sie wird abgerissen“, stellte Banken fest. Aktuell werden demnach noch Gutachten zur möglichen Schadstoffbelastung des Bauschutts erstellt. Bei der Grundschule werden die Alternativen Sanierung oder Abriss und Neubau an anderer Stelle abgewogen. Aktuell werde durch einen Projektsteuerer eine Machbarkeitsstudie erstellt, so der Bürgermeister. Auf deren Basis werde dann die Politik entscheiden. Mögliche Neubauten würden allerdings „frühestens Ende 2026“ fertig. In der Zwischenzeit werde schon jetzt zumindest für den Schulsport die Mehrzweckhalle Ramershoven genutzt.

Kritisch hinterfragt wurde von Bürgern unter anderem, wieso nicht über Sirenen gewarnt worden sei. Dies sei nach dem Stromausfall nicht mehr möglich gewesen, so Banken. Inzwischen seien aber bereits 30 Prozent der Sirenen mit einer eigenen Notstromversorgung ausgestattet, das gesamte System werde entsprechend umgerüstet. Von Gattke wollte eine Bürgerin wissen, wieso der Erftverband nicht gewarnt habe, da doch noch zwölf bis 14 Stunden Zeit gewesen seien nachdem die Swist in Esch über die Ufer getreten sei. Der Erftverband sei schlicht für die Warnung nicht zuständig, stelle aber sein Know-how zur Verbesserung zur Verfügung, etwa mit der Installation von automatischen Wasserstandssonden, die in das Warnsystem mit einfließen. Geplant seien auch eine Reihe von Rückhaltebecken, deren Standorte aber noch nicht bekannt gegeben werden sollen, weil „an jedem einzelnen Standort mit Widerstand zu rechnen“ sei. In Flerzheim innerorts beidseits der Swist Spundwände als Schutz vor Hochwasser aufzubauen, wie von Bürgern vorgeschlagen, machte aus Sicht von Fachbereichsleiterin Thünker-Jansen keinen Sinn, weil die Gewässerstruktur der Swist eine andere sei als Rhein und Mosel, wo sich Hochwasserstände über längere Zeit ankündigen. Die Lösung könne nur sein, das Wasser vor Ort abzufangen. Genau das sei die Herausforderung, so Gattke: wie das Wasser gespeichert und zurückgehalten werden könne. Beim Ereignis vom Sommer letzten Jahres seien alle vorhandenen Rückhaltebecken randvoll gewesen. Weil in der Hochwasser- und Starkregenrisikovorsorge „alles mit allem zusammenhängt“, so Banken, habe sich Rheinbach überregional mit 14 Kommunen und vier Kreisen sowie dem Erftverband zusammengeschlossen. Die Kommunalagentur NRW unterstütze mit ihrem Know-how. Auch personell wurde die Stadtverwaltung verstärkt beziehungsweise soll verstärkt werden, und zwar konkret in den Bereichen Gewässerunterhaltung und Resilienz.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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