Erinnerung an den Gründungstag
Ein Jahrtausend im Blick

Feierten das 1000-jährige Jubiläum der Abtei Brauweiler: Prof. Jürgen Rolle, Vorsitzender des Kulturausschusses, Frank Keppler, Bürgermeister der Stadt Pulheim, Frank Rock, Landrat des Rhein-Erft-Kreises, LVR-Direktorin Ulrike Lubek, Prof. Jürgen Rüttgers, Vorsitzender des Freundeskreises Abtei Brauweiler, Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Dr. Corinna Franz, LVR-Kulturdezernentin, Dr. Marc Steinert, Leiter des LVR-Kulturzentrums Abtei Brauweiler und Pfarrer Peter Cryan.  | Foto: Nicole Schäfer / LVR-ZMB
  • Feierten das 1000-jährige Jubiläum der Abtei Brauweiler: Prof. Jürgen Rolle, Vorsitzender des Kulturausschusses, Frank Keppler, Bürgermeister der Stadt Pulheim, Frank Rock, Landrat des Rhein-Erft-Kreises, LVR-Direktorin Ulrike Lubek, Prof. Jürgen Rüttgers, Vorsitzender des Freundeskreises Abtei Brauweiler, Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, Dr. Corinna Franz, LVR-Kulturdezernentin, Dr. Marc Steinert, Leiter des LVR-Kulturzentrums Abtei Brauweiler und Pfarrer Peter Cryan.
  • Foto: Nicole Schäfer / LVR-ZMB

Mit einem Festakt erinnerte der Landschaftsverband Rheinland (LVR) an den Gründungstag der Abtei Brauweiler vor 1.000 Jahren: Am 14. April 1024 trafen die ersten Mönche in Brauweiler ein, um hier ein Kloster zu errichten.

Pulheim-Brauweiler (hs). Auf den Tag genau 1.000 Jahre später, kamen zwar keine Mönche, aber viele Vertreter aus Politik, Kultur und Wirtschaft, darunter auch LVR-Direktorin Ulrike Lubek, um diesen besonderen Geburtstag mit dem LVR als Träger sowie der Pfarrgemeinde Brauweiler-Geyen-Sinthern und dem Freundeskreis der Abtei Brauweiler (FAB) zu feiern.

In ihrer Begrüßung umriss Anne Henk-Hollstein, Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, die wechselvolle Geschichte des Ortes: Lange ein religiöser Ort wurde die Abtei mit der Säkularisierung in napoleonischer Zeit zunächst als Bettler- und Arbeitsanstalt genutzt, bevor die Nationalsozialisten unter anderem ein Konzentrationslager sowie ein Gestapo-Gefängnis errichteten. Die dort wohl prominentesten Inhaftierten: Der spätere erste Bundeskanzler, Konrad Adenauer, und seine Frau, die hier Gewalt und Traumatisierung erlebten. Im Nachkriegsdeutschland diente die Abtei als Arbeitshaus, auch noch als der LVR die Liegenschaft 1954 übernahm. Später wurde dort ein psychiatrisches Landeskrankenhaus eingerichtet. Aufgrund öffentlicher Kritik am Umgang mit psychisch kranken Menschen wurde es 1978 geschlossen.Mit Beschluss der Landschaftsversammlung Rheinland wurde aus einem Ort des Zwangs und der Gewalt ein Kultur- und Dienstleistungszentrum, in dem heute mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege, dem LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum und der Rheinland Kultur GmbH wichtige Dienststellen des LVR ihren Sitz haben. Henk-Hollstein betonte, dass diese politische Entscheidung eine bewusste Abkehr von der früheren Nutzung gewesen sei: „Es ist uns ein Anliegen, diesen Ort öffentlich zugänglich zu halten, Menschen einzuladen, angesichts der langen Geschichte der Abgrenzung nun ein integrativer Ort zu sein. Deshalb erweitern wir im Jubiläumsjahr unser kulturelles Angebot um neue und besondere Facetten: Eine ganz neue Ausstellung zur Abteigeschichte, die erweiterte und neu gestaltete Gedenkstätte, und ein Klostergarten nach historischem Vorbild. All dies stärkt den Kulturort und bildet nachhaltige Investitionen, die weit über das Jubiläumsjahr hinauswirken.“

Die Entwicklung des LVR in Brauweiler geht weiter und über die Abtei hinaus: Mit dem Donatus-Quartier wird auf einem Grundstück des LVR durch die Bauen für Menschen GmbH ein inklusives Wohnquartier neben der LVR-Donatus-Schule entstehen. Mit Schule, Kultur und künftigem Wohnen ist Brauweiler ein wichtiger inklusiver Standort des LVR, der noch weiteres Potenzial für die Zukunft hat.

Prof. Dr. Jürgen Rüttgers, Vorsitzender des FAB, ergänzte: „Für mich als Jungen aus Brauweiler gehörte die Abtei schon immer zur Nachbarschaft und hat mich schon früh fasziniert. Dabei steht die Abtei nicht als kunsthistorisches Baudenkmal im Mittelpunkt, sondern als Begegnungsort von Menschen und Spiegelbild der Zeitgeschichte. Mit den Festivals Classic nights und Musica Sacra Nova, aber auch den Ausstellungen, Lesungen und philosophischen Veranstaltungen, die der Freundeskreis alljährlich und besonders jetzt im Jubiläumsjahr veranstaltet, ist Brauweiler inzwischen ein Zentrum rheinischer Kultur mitten in Europa, auf das ich stolz bin.“ Als Pfarrer der auf dem Gelände beheimateten Kirchengemeinde unterstrich Peter N. Cryan: „Beim Schriftsteller Alexander Solschenizyn heißt in einer Erzählung ‚den Oka-Fluss entlang’: ,In diese Steine haben unsere Vorfahren ihren tiefsten Begriff von Leben hineingelegt‘ und wir versuchen als aktive Pfarreiengemeinschaft vor Ort zeitgemäß diesen tiefsten Begriff im konkreten Miteinander, im gesellschaftlichen und örtlichen Kontext sowohl im Rückblick der Geschichte zu wahren als auch mit dem Blick in die Zukunft lebendig zu halten.“

Die Zeitspanne von 1.000 Jahren stand im Zentrum des Festaktes: So diskutierten LVR-Kulturdezernentin Dr. Corinna Franz, Frank Rock, Landrat des Rhein-Erft-Kreises, und Frank Keppeler, Bürgermeister der Stadt Pulheim, über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Abtei Brauweiler. Dabei wurde als entscheidender Schritt und Einschnitt in der jüngsten Geschichte der ehemaligen Abtei der Wandel von einer nach außen weitgehend verschlossenen Anlage zu einer lebendigen Einrichtung im Zentrum Brauweilers hervorgehoben, die Gästen jederzeit offensteht. Mit der künftigen Dauerausstellung und der neu konzipierten Gedenkstätte werden in den nächsten Wochen außerdem ausgezeichnete Möglichkeiten geschaffen, hier einen Ort für Fortbildung, Besuchsprogramme und Themenführungen zu etablieren, die sich auch mit der wechselvollen Geschichte Brauweilers auseinandersetzen.

Mit einem Vortrag von Prof. Dr. Karl Ubl, Lehrstuhl für Geschichte des Mittelalters an der Universität Köln, endete der offizielle Festakt. Ubl beleuchtete verschiedene Aspekte der frühen Klostergeschichte und führte die Gäste damit zurück in die Zeit der Ezzonen, deren Stiftung die Abtei zu verdanken ist.

Nach dem offiziellen Teil ging es anschließend in und rund um die Abtei mit einem Bürgerfest weiter: Zahlreiche Gäste waren gekommen, um mitzufeiern. Sie erkundeten die Abtei Brauweiler bei Führungen oder besuchten die Sonderausstellung „Federkiel, Pergament und Buch“. Außerdem wurde ein eigens für das Jubiläum geschaffenes Kunstwerk der „Palette Kunstmalgemeinschaft Brauweiler“ vorgestellt, in dem sich die Künstlerinnen und Künstler mit der Abtei Brauweiler auseinandersetzen. Live-Musik auf dem Guidelplatz gegenüber der Abtei begleitete den lebhaften Austausch und das Miteinander.

Das Programm zum Jubiläumsjahr und weitere Informationen unter: abteibrauweiler.lvr.de

Redakteur/in:

Holger Slomian aus Pulheim

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