Streit um Tagebau
Hambacher Forst soll kein Schutzgebiet sein

Die Braunkohleförderung kann uneingeschränkt weitergehen, sagt RWE Power. Der BUND hat jedoch gegen die weitere Abholzung des Hambacher Forstes erneut Klage eingereicht. | Foto: Kühn
  • Die Braunkohleförderung kann uneingeschränkt weitergehen, sagt RWE Power. Der BUND hat jedoch gegen die weitere Abholzung des Hambacher Forstes erneut Klage eingereicht.
  • Foto: Kühn
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Elsdorf/Kerpen - (red) Ein Fachgutachter begründet im Auftrag von RWE Power, warum der
Hambacher Restwald kein Schutzgebiet sein soll.

Der verbliebene Hambacher Forst braucht nicht unter Schutz gestellt zu
werden. Weder ist der Restwald unverzichtbar für den Erhalt seltener
Tierarten wie der Bechsteinfledermaus. Noch eignet er sich in
besonderem Maße zu diesem Zweck. Andere Bereiche sind deutlich besser
geeignet. Zu diesem Fazit kommt der Kieler Biologe Dr. Ulrich Mierwald
in einem Fachgutachten, das er in Köln ausgewählten Journalisten
vorstellte.

Er tat dies auf Einladung von RWE Power. Das Unternehmen hatte
Mierwald mit dem Gutachten über die naturschutzrechtlichen Aspekte
beauftragt. Damit wurden Sachfragen aufgegriffen, die das
Oberverwaltungsgericht Münster Ende vergangenen Jahres in einem
Eilverfahren formuliert hatte. Die 40-seitige fachgutachterliche
Stellungnahme des renommierten Kieler Experten wurde mit dem
Hauptbetriebsplan 2018 bis 2020 bei der Bezirksregierung Arnsberg
eingereicht. Sie hat den naturschutzrechtlichen Status nunmehr
umfassend geklärt. Die Bezirksregierung Arnsberg ließ den
Hauptbetriebsplan für den Tagebau Hambach am 29. März zu Der BUND
NRW hat am vergangenen Freitag Klage beim Verwaltungsgericht Köln
gegen die Zulassung eingereicht, denn er ist anderer Auffassung und
möchte die weitere Rodung des Hambacher Restwaldes und somit auch den
weiteren Tagebau stoppen.

„Die Braunkohlengewinnung kann wegen der Anordnung des
Sofortvollzugs, die ebenfalls am 29. März ausgesprochen wurde,
uneingeschränkt weitergehen“, teilte das Unternehmen mit. Rodungen
sind jedoch nicht vor dem 1. Oktober gestattet.

Die im vergangenen Winter gestoppten Rodungen müssten nachgeholt
werden, stellte Michael Eyll-Vetter klar. Er leitet die Sparte
Tagebauentwicklung. Zudem müssten weitere Abschnitte gerodet werden,
um den Fortschritt des Tagebaus Hambach sicherzustellen. Von den
zurzeit noch übrigen rund 200 Hektar des Hambacher Forstes würden
mehr als 100 Hektar weichen. Gleichzeitig betonte Eyll-Vetter, dass
mittlerweile rund 1.500 Hektar ehemaliger Bergbaufläche hochwertig
rekultiviert seien. Dazu kommen weitere 1.500 Hektar außerhalb des
Abbaufeldes, die dem Artenschutz dienen.

Bei der gleichen Veranstaltung präsentierte Sandra Janz von der
Abteilung Landschafts- und Naturschutz das Artenschutzkonzept für den
Tagebau Hambach. Dafür hätte RWE Power bislang über 50 Millionen
Euro ausgegeben, erklärte Pressesprecher Guido Steffen. Rund 800
Hektar Altwald im Umfeld des Tagebaus würden ökologisch aufgewertet.

In Steinheide, Dickbusch und anderen Waldgebieten bleiben alte Eichen
laut dem Unternehmen 50 Jahre länger als üblich stehen.
Totholzstämme werden nicht weggeräumt, sondern dienen Tieren als
Heimstatt. Auf weiteren 100 Hektar werden Alleen, Grünzüge und
andere Vernetzungsstrukturen angelegt – Ausbreitungswege für die
Fledermäuse. Und auf noch einmal 600 Hektar ehemaligem Ackerland
entstehen Streubobstwiesen und Kuhweiden, wo die verdrängten
Waldtiere Nahrung finden.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

22 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.