Nachdenkliches
Fluchttier und Glücksgefühl

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Ich habe mir gerade überlegt … ich bin ein Fluchttier! Die Zeiten, wo der Stier in mir geschnaubt und gewütet hat, sind lange vorbei. Mit zunehmendem Alter bin ich immer ruhiger geworden. Gelassener auch vielleicht. Ich habe längst begriffen, dass Aufregung, Wut und Ärger nichts bringen, sondern letztendlich mir nur selbst schaden!

Ich liebe inhaltvolle Sprüche, worüber ich in meinem letzten Artikel schon geschrieben habe. Negative Emotionen dürfen sein! Müssen sein! Sonst „verstopft“ das Innenleben, und der Schuss geht eben nach Innen los! Ganz schlecht! Negative Empfindungen haben die gleiche Daseinsberechtigung wie positive Gefühle! Demnach also nix wie raus damit! Besser, eine Explosion nach außen, als dass nicht verarbeitete schlechte Gefühle die Seele schädigen! Genauso habe ich es die meiste Zeit meines Lebens gehalten. Wenn mich jemand verletzt, beleidigt oder geärgert hat, gab es ein mittelschweres Erdbeben! Ich konnte brüllen, wie es eben einem im Stier Geborenen geziemt. Laut und kräftig. Da wackelten, so habe ich es immer beschrieben, sechs Häuser weiter die Wände! Allerdings waren meine seltenen Ausbrüche Zeichen meiner Hilflosigkeit, meiner Wehrlosigkeit und meiner Verzweiflung. Es gab Situationen, die mich in die Knie gezwungen haben und gegen die ich mich einfach nicht wehren konnte. Folge … Explosion vom Feinsten! Hat es etwas geholfen? NEIN! Eher war das Gegenteil der Fall! Ich war noch hilfloser, noch verzweifelter und voller Schuldgefühle, dass ICH mich daneben benommen habe, anstatt die Situation ruhig, weise und diplomatisch zu managen! Den Schwarzen Peter, die A-Karte, hatte schlussendlich immer ICH, weil ich mich nicht im Griff hatte und „ausgerastet“ bin! Triumpf für die Gegenseite, die mal wieder Oberwasser gewonnen hatte und weit ÜBER mir stand !!!! Einfach nur fürchterlich. Und demütigend!

Je mehr ich mich gedanklich mit diesem Ablauf auseinandergesetzt und tieferen Einblick in dieses Spiel gewonnen hatte, desto besser ging es mir und desto freier habe ich mich im Laufe der Zeit gefühlt! Das hat mir geholfen, meine provozierten Reaktionen zu verändern und mich aus diesem Kreislauf herauszunehmen! Ein guter Weg! Eine Befreiung! Selbstachtung. Selbstschutz. Selbstliebe. Ich war immer öfter NICHT MEHR der Spielball meines Gegenübers, der mit links meine Gefühle verletzen und mich zum Schäumen bringen konnte! Schluss mit Lustig! Heute weiß ich genau, WER ich bin und was ich in meinem Leben verdient habe und für mich brauche! Meint heute noch jemand, er könnte mit mir den Molli und mich zum dummen August machen … dann wars das mit dem Kontakt! Heute, und das ist das Privileg meines Alters, umgebe ich mich nur noch mit Menschen, die mir gut tun und die mein Leben bereichern. Und für die ich umgekehrt die gleiche Wertigkeit habe.

Es gibt so viele wunderbare Sprüche von klugen, bedachten und empathischen Menschen, die wirklich einsehbar besagen, dass man sich mit negativen Gefühlen am meisten selbst schadet. Stimmt! Und dass man sich vom schlechten Benehmen anderer nicht runterziehen lassen darf. Dass deren negatives Verhalten ein schlechtes Licht auf sie selbst wirft und zeigt, dass das Problem bei ihnen selbst liegt. Stimmt! Inzwischen habe ich eine wertvolle Sprüchesammlung, in die ich von Zeit zu Zeit immer mal wieder reinschaue. Es macht mir Freude und bereichert mich, diese Sprüche immer wieder zu überdenken und in meinem eigenen Leben einen Blick darauf zu haben.

Meine Entwicklung verlief nicht von heute auf morgen, sondern über Jahre hinweg. Ich musste mich ja auch von meinem eingefahrenen Reaktionsmuster verabschieden. Von meinen Verletzungen, die mir mein Gegenüber zugefügt hat, um sich selbst größer zu fühlen. Ab heute bin ich voll bewusst zum „Fluchttier“ mutiert! Und das bereitet mir große Freude! Ich bin gerne Fluchttier, weil ich mich schon einige Jahre bewusst der schlechten Chemie anderer Menschen entziehe. Ich bin schon lange nicht mehr deren Fußabtreter, auf dem sie sich und ihre eigenen charakterlichen Schwächen austoben können. Pech gehabt! Mit MIR nicht mehr! Ich klinke mich einfach aus. Trete einfach einen Schritt zur Seite. Raus aus der Angriffsziellinie. Oder beende den Kontakt und verzichte darauf, diesen entsprechenden Menschen in meinem Leben willkommen zu heißen. Das klappt nicht immer, aber immer öfter. Und es tut so gut! Fluchttier zu sein, ist die absolute Befreiung!

Ich habe im Moment ganz viel Ruhe und Zeit zur Besinnung! Zeit für jede Menge inneren Frieden! Das Einzige, was ich die letzten Tage getan habe, ist NICHTS! Absolut NICHTS! Wobei man ja eigentlich nie wirklich nichts tut. Tun tut man immer irgendetwas! Und wenn es nur Nachdenken oder in die Luft schauen oder bewusst Rumsitzen ist. Musik hören. Lesen. Schreiben. Sag ich mal so … ich habe nichts getan, was Kraft und Energie beanspruchen würde. Nichts, was im Sinne von produktiv anzusiedeln wäre. Meine Lebensgeisterchen waren in Urlaub. Meine Lebenslust machte ein mehrtägiges Mittagsschläfchen. Irgendwo hatte ich einen Virus mitgehen lassen! Eine sehr schmerzhafte Rippenfell-Entzündung. Husten war die Hölle! Und gehustet habe ich rund um die Uhr tagelang! Nicht lustig! Aber verschiedene Antibiotika gewinnen immer mehr den Kampf gegen dieses lästige Virus! Und die Lebensgeisterchen sind auf dem Vormarsch. Sie schlagen schon wieder Purzelbaum. Und meine Lebenslust lässt schon wieder an Kofferpacken denken.

Was mich aber die ganze Zeit bzw. die letzten Tage durch mein Zusammenhängen und meine Energielosigkeit begleitet hat, waren unheimlich schöne und intensive Glücksgefühle! Krank und Glücksgefühle? Passt das? Ja! Passt! Die wunderschöne weiße Wunderwelt hat mich bezaubert! So viel Schnee haben wir Jahre lang nicht mehr gesehen! Alles dick weiß zugedeckt. Ein Traum! Dazu Sonne pur und strahlend blauer Himmel! Ich wohne in einer Ecke, in die sich kein Räumfahrzeug verirrt. Teilweise umgeben von Feldern. Weiße sonnenbeschienene strahlende Wunderlandschaft! So schön! Unbeschreiblich schön. Unberührter Schnee. Bäume und Sträucher dick eingezuckert. Eine friedliche weiße Welt! Ich habe viel gesessen, ganz gemütlich mit schöner Musik, aus dem Fenster geschaut und diese weiße Landschaft so sehr genossen! Durch die Kälte hat sich die Tage nichts verändert. Der Schnee liegt noch fast genauso, wie am ersten Tag. Die Kälte ist im Moment tabu für mich. Also nix mit durch den Schnee stapfen. Ich habe mich lange nicht mehr so ausgeglichen und glücklich gefühlt. Wirklich richtig glücklich! Glück, das nichts kostet! Es ist einfach da! Eine wunderbare warme Empfindung. Und ich kann mich einfach nicht sattsehen an dieser weißen Welt, an dem Glitzern im Sonnenlicht und an dem blauen Himmel, auf dem nur teilweise die weißen Kondenzstreifen der Flugzeuge ein bizarres Muster zeichnen. Normalerweise bin ich kein Winter-Mensch mehr, obwohl ich in jüngeren Jahren viel und gut Ski gelaufen bin. Heute liebe ich die Wärme.

Hier gibt es in letzter Zeit sehr viele Elstern. Sie spielen mit dem Schnee. Es macht so viel Freude, das zu beobachten. Sie hüpfen durch den Schnee und sind bei der Schneemenge kaum zu sehen. Dann schaufeln sie mit ihrem Schnabel und einem gekonnten Kopfruck kleine Schneemengen in die Luft, die dann wieder auf ihr Gefieder herunterrieseln. Am liebsten würde ich mitspielen! Da der Schnee durch die Sonne wohl sehr weich und nicht gefroren ist, pustet der Wind so mit und mit den Schnee von den Ästen der Bäume und Sträucher. Und der Gräser. Schöner und interessanter für mich, als jedes teure Theater! Natur in ihrer Winter-Schönheit!

Ich freue mich, dass ich im Moment auf Grund meines frechen kleinen Virus aus dem Gefecht gezogen bin und die letzten Tage so viel Zeit und Ruhe habe, dies alles gemütlich beobachten zu können! Wer kann sich das normalerweise schon leisten. Und ich habe mich bei meiner Auszeit wirklich glücklich gefühlt. Glücklich und dankbar, dass ich ein warmes Zuhause habe, genügend zu Essen und Trinken im Kühlschrank, schöne Musik hören kann und im Moment meine Tage damit verbringen darf, einfach nur aus dem Fenster zu schauen in eine traumhaft schöne ruhige friedliche sonnige weiße Wunderwelt!

(C)eth

LeserReporter/in:

Ellen Thoms aus Pulheim

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