Karl Heinz Brendel - Ein Fußballer ohne Glück
Die Porzer Fußballer-Legende

Foto: Fotos von Werner Kilian mit freundlicher Genehmigung der SpVg. Porz, RSV Urbach, Dieter Hennes und Medienmitarbeiter
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Karl Heinz Brendel - Der Traum einer Fußball-Legende, der nie wahr wurde

Drei Schienbeinbrüche verhinderten eine sichere FC-Karriere - Sympathischer Fußball-Fachmann später auch eine Trainerkoryphäe

Porz (wk) - Der Porzer Fussballticker hat in der Vergangenheit bereits mehrere verdiente Fußballer vorgestellt, die sich um den Porzer Fußball verdient gemacht haben. Heute berichten wir über einen weiteren großen Porzer Fußballer, der nicht nur unfassbar viele fußballerische Qualitäten hatte, sondern eigentlich schon mit einem Bein im Profikader des 1. FC Köln stand. Doch die Gesundheit bremste ihn aus, so dass er seinen großen Traum vom Profifußball begraben musste. Die Rede ist von Karl Heinz Brendel, der damals in den 70er Jahren bei der Amateurmannschaft des 1. FC Köln für große Furore sorgte und der alles mitbrachte, um den Sprung nach ganz oben zu schaffen.

Sage und schreibe drei Schienbeinbrüche zog sich Brendel zu, wonach er verständlicherweise nie wieder auf das Leistungsniveau kam, was ihn beim FC II so stark machte. Bei der SpVg. Porz begannen viele talentierte Fußballer ihre Karriere, um dann später im Profibereich durchzustarten. Wolfgang Weber, Bernd Cullmann, Herbert Neumann und Carsten Cullmann sind Beispiele dafür, dass man es auch von einem „kleinen Verein“ nach ganz oben packen kann. Auch Karl Heinz Brendel war damals einer dieser jungen Burschen, für den der Weg nach ganz oben eigentlich vorgezeichnet war.

Bei der SpVg. in Porz durchlief er die Jugend, integrierte sich anschließend schnell im Seniorenbereich, wo sein außergewöhnliches Talent in der Landesliga auch über die Porzer Grenzen hinaus die Runde machte. Ein Vereinswechsel für den damals jungen Bundeswehrsoldaten war damit nur eine Frage der Zeit. So schloss er sich im Sommer 1972 den Amateuren des 1. FC Köln an, womit er den nächsten Schritt nach oben vollzog. Mit Johannes Strotmann wechselte ein weiterer Porzer Jung zum FC II.

Porz entpuppte sich als Fußball-Schmiedestätte

Auch Strotmann war bei der SpVg. ein sehr erfolgreicher Spieler, ein kopfballstarker Typ Mittelstürmer, was auch dem damaligen FC-Trainer Rudi Schlott nicht verborgen blieb und den langen Schlacks persönlich beobachtete. Überhaupt war Porz für den FC eine gerngesehene „Spieler-Schmiedestätte“ und Sammelbecken. Neben Brendel und Strotmann war auch Hans-Gerd Baedorf ein überragender Torwart im Kasten der „Rothosen“, der viele Anfragen von höherklassigen Clubs ausschlug. Mit Wagenknecht und Kedwesch gab es weitere Beispiele dafür, dass Porz eine außergewöhnliche fruchtbare Jugendarbeit zu dieser Zeit betrieb.

Für Karl Heinz Brendel ging der Weg beim FC II weiter steil nach oben. Auch hier nahmen seine weitere fußballerische Entwicklung und Qualität weiter Gestalt an und er wurde schnell Stammspieler. So war es dann auch nicht verwunderlich, dass Brendel 1973 in die Mittelrhein-Auswahl und in die Aus-wahlmannschaft um den Kampf des Amateur-Länderpokals berufen wurde. Und ja, auch damals gab es schon die Derbys gegen Bayer Leverkusen, wo Brendel zwar der beste Mann auf dem Platz war, aber das Match gegen Bayer mit 0:3 verloren ging (1974).

Sein steiler Weg wurde dann erstmal jäh beendet. Mit nur 20 Jahren zog er sich im Frühjahr 1974 einen Schien- und Wadenbeinbruch zu und musste nach erfolgter Heilung, dann noch eine Meniskusoperation über sich ergehen lassen. Doch Brendel blieb bissig und ließ sich davon nicht von seinem Weg abbringen. Mit viel Energie schaffte er wieder den Anschluss und kam 1975 zu seinen ersten Einsätzen im Profiteam des 1. FC Köln. Im Rahmen eines Trainingslagers im oberhessischen Grünberg besiegte die Geißbock-Elf damals zunächst den Hessenligisten VfB Gießen mit 4:2.

Karl Heinz Brendel und Wolfgang Weber gemeinsam im FC-Trikot

Brendel kam in der 56. Min. für Wolfgang Overath ins Team, wo aufgrund von Abordnungen und Verletzungen zum größten Teil Akteure aus dem zweiten Glied zum Einsatz kamen. In der zweiten Begegnung gegen den Kreisligisten TSV Kleinlinden (9:2) kam Brendel in der 38. Min. für Schäfer ins Spiel, womit auch bewiesen ist, dass die Porzer Jungs Brendel und Weber tatsächlich schon mal zusammen für den FC aufgelaufen sind. Zwei Wochen später gastierte Brendel dann mit der FC-Amateurmannschaft im DFB-Pokal im Hamburger Volksparkstadion, wo man Bundesligagrößen wie Manni Kaltz, Schorsch Volkert und Buffy Ettmayer gegenüberstand.

Das DFB-Pokalspiel beim Hamburger SV wurde zwar mit 4:0 verloren, doch den Amateuren gelang es, dass HSV-Coach Kuno Klötzer nach der Partie nicht gut auf seine Hamburger Bundesliga-Kicker zu sprechen war. Es folgte weiter die Berufung in die Mittelrheinliga-Auswahl, wo auch Johannes Strot-mann mit von der Partie war. Beide Spieler wurden auch zu einem Auswahlspiel zwischen einer Westdeutschen Fußballverband-Auswahl (Mittelrhein und Niederrhein) gegen die Nationalelf von Luxemburg am 23. März 1977 eingeladen und wirkten beim 4:0-Erfolg aktiv mit.

Im Mai 1977 errang Brendel unter Trainer Gero Bisanz der Gewinn der Fußball-Mittelrheinliga-Meisterschaft, wozu auch Spieler wie Strotmann, Mattern, Stegmann, Daum, Nicol, Abels u.a. gehörten. Im Januar 1980 ereilte Brendel das zweite Mal das fußballerische Schicksal. Erneut zog er sich einen Schienbeinbruch zu, womit die fußballerische Laufbahn des damals 27-jährigen einen weiteren Schlag erhielt. Trotz dieses erneuten persönlichen Schicksals bewies Brendel auch hier, dass er ein außergewöhnliches Kämpferherz hatte und sich wieder ins Team spielte.

Große Würdigung für Karl Heinz Brendel

Im Mai 1981 wurde er mit dem FC II Meister der Fußball-Oberliga Nordrhein. Die FC-Führung unter Präsident Weinand würdigte diese phantastische Meisterschaft und ehrte die Amateurspieler vor dem Bundesligaschlager des 1. FC Köln gegen den FC Bayern München. Damit konnte Brendel schon mal dran schnuppern wie es sich anfühlt, wenn 60.000 Fans Dir rauschenden Beifall und Anerkennung geben. Doch die positiven fußballerischen Gefühlswallun-gen hielten nur wenige Tage.

Im Kampf um die Deutsche Amateurmeisterschaft 1981 zog sich Brendel im Halbfinalspiel gegen den damaligen Westfalenmeister SC Paderborn (2:2) im Juni 1981 seinen dritten Schienbeinbruch zu, womit die Träume letztmalig brutal an der Wand zerschellten. Das Rückspiel in Paderborn gewann der FC II ohne Brendel 5:0 und im Finale besiegte man den 1. FC St. Pauli mit 2:0, womit der Gewinn der Deutschen Amateurmeisterschaft 1981 unter dem damaligen Meistertrainer Erich Rutemöller perfekt gemacht wurde. Brendel erholte sich von dieser erneuten schweren Verletzung nicht mehr, womit die Hoffnungen auf den Profifußball endgültig zu Ende waren.

Später wirkte er noch aktiv bei den Alten Herren der SpVg. Porz mit, womit er seine persönliche Fußballerkarriere mehr oder weniger ausklingen ließ. Dieter Hennes, die bekannte Porzer Fußballtrainer-Legende, der von 1998 bis 2010 den alten Porzer Traditionsclub RSV Urbach 12 Jahre lang zu den größten Vereinserfolgen der Vereinsgeschichte führte, kennt Brendel aus seiner damaligen Trainerzeit am besten. 2002 konnte er Brendel für ein Co-Trainer Engagement beim RSV Urbach gewinnen und so standen beide 8 Jahre zusammen an der Linie. Noch heute schwärmt Hennes von Brendels fußballerischen Fähigkeiten:

Trainer Dieter Hennes: Dankbarkeit für gemeinsame Jahre

„Ich bin so dankbar, dass ich mit ihm viele Jahre zusammenarbeiten durfte. Ich habe das immer als Privileg gesehen. Er war nicht nur eine echte Fußballkoryphäe, es war seine große Erfahrung, sein unglaubliches Auge für den Fußball, für Spielsituationen und seine fachlichen Analysen waren von solch hoher Qualität, dass ich dabei auch noch sehr viel gelernt habe“, schwärmt Hennes noch heute über die überragende gemeinsame Zeit in Urbach, wo die Gemeinschaft noch großgeschrieben wurde. Brendel war einer dieser Trainertypen, der sich nicht in die erste Reihe drängte.

Beobachten, registrieren, analysieren und Lösungsvorschläge, das war die Funktion und Handschrift eines Mannes, dem zur aktiven Zeit so vieles verwehrt blieb. Neben seinen außergewöhnlichen fußballerischen Fähigkeiten in der Co-Trainerzeit hat Hennes vor allem die menschliche Komponente an ihm sehr geschätzt: „Karl Heinz und ich waren natürlich mal hier und da nicht einer Meinung, aber wir haben uns in all den Jahren nie richtig gestritten. Ich habe ihn auch als Mensch sehr bewundert und geschätzt, weil er sehr feinfühlig war und die Dinge so trefflich formulieren konnte, dass jeder es verstand“, erklärt Hennes.

Im vergangenen Sommer feierte Brendel seinen 70. Geburtstag. Auch heute muss er sich mit dem ein oder anderen Wehwehchen herumschlagen. Das hat sich nicht geändert. Nicht geändert hat sich auch seine Liebe zum Fußball. Wann immer es die Zeit zulässt, trifft man ihn sonntags auf dem Platz. Trifft er dort auf seinen Freund Dieter Hennes oder Wolfgang Weber, kann man sicher davon ausgehen, dass sie nicht nur die beobachtete Partie fachlich perfekt analysieren, sondern auch in die guten alten gemeinsamen Zeiten verfallen und so manche Geschichte wieder aufgefrischt wird.

LeserReporter/in:

Werner Kilian aus Porz

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