50 Jahre Oberbergischer Kreis
Die Entstehung

Blick aus einem Heißluftballon des Ballonsport-Club Nümbrecht. | Foto: Julia Jeschke/Tim-Oliver Wobig
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  • Blick aus einem Heißluftballon des Ballonsport-Club Nümbrecht.
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Gastbeitrag des Vorsitzenden BGV Abt. Oberberg, Marcus Dräger

Natürlich gab es schon einen Oberbergischen Kreis - seit 1932 die Kreise Gummersbach und Waldbröl zusammengelegt wurden. In seiner heutigen Form kann er dann in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiern, da er mit seinen 13 Städten und Gemeinden mit der Kommunalreform zum 01.01.1975 neu gegründet wurde. Somit ist der OBK heute einer von insgesamt 32 Landkreisen in NRW. (Wenn man die Städteregion Aachen mitrechnet.)

Wie kam es zur Kommunalreform? Seit den 1960er Jahren erkannte man, dass eine große Zahl kleiner Gemeinden und Ämter nicht mehr in der Lage war, adäquate Verwaltungsaufgaben den modernen Anforderungen entsprechend zu bestreiten. Somit beschloss der Landtag in Düsseldorf in mehreren Schritten ab 1966, die damals 57 Landkreise und 38 kreisfreien Städte im ganzen Land neu zu ordnen. Schon 1969 gab es ein Gesetz zur Neuordnung des „alten“ Oberbergischen Kreises. Dieses beinhaltete den Zusammenschluss von Denklingen und Eckenhagen zur neuen Gemeinde Reichshof. Den Zusammenschluss von Marienberghausen und Nümbrecht zur neuen Gemeinde Nümbrecht.

Den Zusammenschluss von Bielstein und Wiehl zur neuen Gemeinde Wiehl. Die Auflösung der Gemeinde Lieberhausen und Eingliederung in die Stadt Gummersbach. Zudem wurde das Amtsgericht Wiehl aufgehoben. Das war jedoch nur eine erste Vorrunde, die ihren Abschluss 1974 in einigen weiteren Gesetzen fand. Oberberg und seine Nachbarschaft wurden neu geordnet im „Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden und Kreise des Neugliederungsraums Köln", das zum 01.01.1975 in Kraft trat. Dort heißt es unter § 25 recht lapidar: „Auflösung des bisherigen und Gründung eines neuen Oberbergischen Kreises aus den Gemeinden Bergneustadt, Engelskirchen, Gummersbach, Hückeswagen, Lindlar, Marienheide, Morsbach, Nümbrecht, Radevormwald, Reichshof, Waldbröl, Wiehl und Wipperfürth.“ Unter verschiedenen anderen Paragraphen wurde noch die Zusammenlegung der Gemeinden Engelskirchen und Ründeroth zur neuen Gemeinde Engelskirchen bestimmt sowie die Aufteilung der Gemeinde Gimborn auf die Nachbarn Marienheide, Gummersbach, Engelskirchen und Lindlar. Soweit die Gesetzeslage. Dem vorausgegangen war schon ein mit großer Spannung erwarteter Vorschlag des Innenministers Willi Weyer (1917-1987), FDP. Er fand beim Kreis und auch in den betroffenen Kommunen große Zustimmung. Er sah vor, die Städte Radevormwald und Hückeswagen - beide bisher im Rhein-Wupper-Kreis - und Wipperfürth (mit der Gemeinde Klüppelberg), das seit der Auflösung des Kreises Wipperfürth 1932 im Rheinisch-Bergischen Kreis lag, in den OBK einzugliedern. Ebenso die Gemeinde Lindlar und die Gemeinde Engelskirchen, auch beide vorher im Rheinisch-Bergischen Kreis. Die Gemeinde Hohkeppel wurde aufgelöst und auf Engelskirchen, Lindlar und Overath aufgeteilt. Eine Stellungnahme des Oberkreisdirektors Dr. Friedrich-Wilhelm Goldenbogen lässt aufhorchen: „Von mir wird sehr begrüßt, daß der Innenminister im Wesentlichen den Vorschlägen folgt, die die Kreisverwaltung vorgelegt hat.“ Der Minister hatte aber auch noch einen Alternativvorschlag. Dieser sah vor, nur Engelskirchen und Lindlar in den OBK einzugliedern und die drei Städte im Norden in den Rheinisch-Bergischen Kreis einzugliedern. Im weiteren Verlauf war natürlich auch vorgesehen, dass jeder Stadt- und Gemeinderat den Gebietsänderungen zustimmen musste. Dem sei vorausgeschickt, dass sich 1974 alle Räte aus Fraktionen der CDU, SPD und FDP zusammensetzten. Hier zeigt sich ein interessantes Bild in den drei nördlichen Städten: In Radevormwald stimmte der Rat am 05.04.1974 ab und votierte mit den Stimmen von CDU (16) und FDP (2) für Oberberg. Die SPD (14) stimmte geschlossen für den Rheinisch-Bergischen Kreis und unterlag somit. Ähnlich in Hückeswagen, wo am 29.03.1974 eine Mehrheit von CDU und FDP für Oberberg stimmte und die SPD unterlag mit geschlossener Stimmabgabe für den Rheinisch-Bergischen Kreis. Anders in Wipperfürth. Dort tagte der Stadtrat am 31.03.1974 und sprach sich einstimmig für die Zugehörigkeit zum OBK aus. Die Bergische Landeszeitung berichtet: „Es dauerte kaum 10 Minuten und bei der Frage ob Wipperfürth entsprechend dem Hauptvorschlag des Innenministers dem künftigen Oberbergischen Kreis angehören soll, flogen die Hände nur so in die Höhe. Einstimmiger Ratsbeschluss, ohne eine Nein-Stimme, ohne eine Enthaltung: Oberbergischer Kreis. Der CDU-Fraktionssprecher Kemper begründet die Ablehnung des Rheinisch-Bergischen Kreises: Man müsse nach mehr als 40 Jahren Zugehörigkeit zum Rheinisch-Bergischen Kreis feststellen, daß es zumindest am Verständnis für die Sorgen und Probleme der ländlichen Zonen bei den Vertretern der Ballungsrandzonen in der Nähe von Köln und der Rheinschiene fehle. Im Gegensatz dazu findet man im Oberbergischen Kreis die gleichen Probleme wie im östlichen Rheinisch-Bergischen Kreis.
In der Gemeinde Engelskirchen wurde am 09.04.1974 getagt und sich einstimmig für die Zusammenlegung mit Ründeroth und die Zugehörigkeit zum OBK ausgesprochen. (Verr, Büddelhagen und Brächen kamen zu Wiehl) Im Gegensatz zur Gemeinde Ründeroth, die den neuen Gemeindenamen „Aggertal“ anstrebte, folgte der Engelskirchener Rat in namentlicher Abstimmung dem Vorschlag des Innenministers für „Gemeinde Engelskirchen“ bei zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen. Der Lindlarer Gemeinderat tagte am 12.04.1974 und folgte auch einstimmig dem Hauptvorschlag des Innenministers. Laut OVZ nahm CDU Sprecher Dr. Breuer Stellung: „Der Oberkreisdirektor des Rheinisch-Bergischen Kreises habe Lindlar bereits an den Oberbergischen Kreis abgetreten... In Lindlar wisse man, dass das Verhältnis des Oberbergischen Kreises zu seinen Gemeinden gut sei. Die Struktur der Gemeinde Lindlar passe gut in den OBK, außerdem sei man Nachbar der Kreisstadt Gummersbach. Allerdings müssen die Verkehrsanbindungen von Gummersbach nach Lindlar verbessert werden.“

So wuchs der Oberbergische Kreis zum 01. Januar 1975 von 565,77 km² auf 922,72 km² und von 148.000 Einwohnern auf 240.000 Einwohner. Aus den vielen archivierten Protokollen und den meisten Presseberichten lesen sich keine besonders großen emotionalen Ausbrüche. (Dem Unmut einer Bevölkerungsgruppe in der Gemeinde Gimborn, die sich gegen die Auflösung aussprach, müsste da vielleicht noch ein eigenes Kapitel gewidmet werden.) Es gab auf Landesebene ein Volksbegehren gegen die kommunale Neuordnung - die Aktion Bürgerwille. Sie verpasste aber mit 719.900 abgegebenen Stimmen, die für einen Sieg nötige Stimmenanzahl von 2,4 Mio. sehr deutlich.

Im Oberbergischen Kreis trugen sich nur 286 von insgesamt 107.574 wahlberechtigten Bürgern in die Listen der Aktion Bürgerwille ein und lagen mit 0,26 % deutlich unter Landesdurchschnitt. Es erklärt sich vielleicht dadurch, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger des OBK einfach nicht betroffen waren von Veränderungen. Außer, dass ihr Heimatkreis größer wurde. Das Ergebnis der Aktion Bürgerwille nach Kommunen: Bergneustadt: 24 Gimborn: 130 Gummersbach: 18 Marienheide: 3 Morsbach: 12 Nümbrecht: 5 Reichshof: 50 Ründeroth: 15 Waldbröl: 50 und Wiehl: 9

So bleibt nach 50 Jahren das Resümee, dass es sicher eine sinnvolle Reform war, die einen leistungsfähigen Kreis gebildet hat. Ob es eine einheitliche Identität aller die GM auf dem Nummernschild haben gibt und die von Morsbach bis Radevormwald reicht, bleibt noch zu ergründen. Der Bergische Geschichtsverein Abt. Oberberg hatte zumindest in diesem Sommer eine Busgruppe der BGV-Abteilungen Radevormwald und Hückeswagen zu Gast im Aggertal und in Gimborn. (Man sieht daran, dass der Bergische Geschichtsverein Abt. Oberberg die Kommunalreform nicht mitgemacht hat. Er beschränkt sich mit seinem Vereinsgebiet auf den alten Kreis von 1932 plus Lindlar.) Von den Besuchern aus dem Nordkreis hörte man oft: "Ach, das ist aber schön hier, das hätten wir überhaupt nicht gedacht." Insofern sei die nächste Städtepartnerschaft angeregt: Vielleicht einmal zwischen Nümbrecht und Radevormwald, oder Hückeswagen und Reichshof.

Weitere Interessante Themen, etwa die Steinbruchführung in Lindlar, unter: www.bgv-oberberg.de

Redakteur/in:

Beate Pack aus Oberberg

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