Juden in Deutschland
Des Lebens sicher?

Dr. Ludger Joseph Heid legte in seinem fesselnden Vortrag den Finger auf die Wunde des Vergessens.  | Foto: Gunter Hübner
  • Dr. Ludger Joseph Heid legte in seinem fesselnden Vortrag den Finger auf die Wunde des Vergessens.
  • Foto: Gunter Hübner

Oberberg (gh). Nach langer Corona-Pause, aber immer noch nach den 3G-Regeln, war wieder einmal der Dr. Ludger Joseph Heid zu Gast bei einer Veranstaltung der Oberbergischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.

In bewährter Kooperation mit dem Katholische Bildungswerk hatte der Vorsitzender der Gesellschaft, Wolfgang Birkholz, zu einem Vortrag in die Halle 32 auf dem Gummersbacher Steinmüller-Gelände eingeladen.

Erneut war das Interesse groß, ist doch Dr. Ludger Heid als renommierter Historiker, Literaturwissenschaftlicher und Publizist für seine fundierten und sachlichen Vorträgen bekannt, die immer wieder neue Aspekte beleuchten. So war es auch dieses Mal, als er jetzt zum wieder verstärkt aktuellen Thema „Müssen wir wieder die Koffer packen? Zur Lage der Juden in Deutschland“ sprach.

Antisemitische Stimmung

Schnell zog er die Zuhörer in seinen Bann, denn nach einem geschichtlichen Abriss über Ausgrenzung, Verfolgung, Ächtung, Schikanen, Hetze und Vertreibung der Juden, nicht nur in Deutschland, sondern weltweit, ging er auf die antisemitische Stimmung ein.

„Was ich Ihnen erzählen werde, wird Ihnen nicht gefallen, aber Antisemitismus ist eine Geißel der Menschheit“, so Heid. Seinen entsetzlichen Höhepunkt fand sie unter dem menschenverachtenden Regime der Nazis, dem sechs Millionen Juden zum Opfer fielen. Aber auch nach 1945 und dem unsagbaren Pogrom, der allen Menschen die Augen hätte öffnen müssen, stellen sich die heute etwa 120.000 bis 150.000 in Deutschland lebenden Juden immer wieder aufs Neue die Frage, ob sie hier sicher sind?

Notwendiger Polizeischutz für jüdische Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen oder Synagogen sprechen eine andere Sprache.

Verunglimpfung und An-

griffe auf deutsche Juden gehören fast zum Alltag. „Das tragen einer Kippa oder eines Judensterns, etwa als Anhänger einer Halskette, kann eine ‚Mutprobe‘ sein“, so Dr. Ludger Heid.

Antisemitismus begegne uns auf Schritt und Tritt in all seinen fratzenhaften Facetten. So wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der „Friede“ mit den Tätern vollzogen. Mit den Juden nicht. Dies bringen nicht zuletzt die sozialen Medien, die zumeist Anonymität gewährleisten, deutlich zu Tage. „Eine Umfrage, nach der 25 Prozent der Deutschen eine antisemitische Einstellung haben, zeigt dies in erschreckendem Ausmaß. So dürfen wir als Gesellschaft nicht wegschauen, uns an die Situation ‚gewöhnen‘ und vielleicht sogar beim Kofferpacken mit zur Hand gehen. Der größte Freund der Barbarei ist das Vergessen. Wir dürfen nicht vergessen und brauchen eine fundierte Aufklärung auf allen Ebenen“, fasste Dr. Ludger Heid zusammen und ergänzte, „denn wie schon unsere Bundespräsident in einer Neujahrsansprache festhielt, brauchen wir Demokratie und die Demokratie braucht uns. Gerade jetzt und ich frage mich, wo sind die humanistischen Stimmen, die sich empören?“.

LeserReporter/in:

Gunter Hübner aus Gummersbach

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