Unterstützung für Lindentheater
Ganz Frechen kämpft für sein Kino

So sähe es ohne Kino an der Lindenstraße aus: In einer Spontanaktion schloss das Lindentheater am Freitag seine Pforten und hing Beschriftung und Plakate ab. Am Samstag ging der Betrieb aber - wie gewohnt - weiter. | Foto: Peter Metz
  • So sähe es ohne Kino an der Lindenstraße aus: In einer Spontanaktion schloss das Lindentheater am Freitag seine Pforten und hing Beschriftung und Plakate ab. Am Samstag ging der Betrieb aber - wie gewohnt - weiter.
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Frechen - Die Nachricht schlug ein, wie eine Bombe: „Kino wird verkauft“
titelte das Wochenende am Freitag auf www.wochenende-online.de und
meldete den anstehenden Verkauf des denkmalgeschützten Lindentheaters
an einen Frechener Bauträger. Dieser hatte sein Kaufinteresse und den
anstehenden Notartermin – auf telefonische Anfrage – bestätigt.
Über seine Pläne für das Areal und die Zukunft des Kinos wollte er
aber vorerst nicht sprechen.

Der Online-Artikel wurde innerhalb kurzer Zeit über 150 Mal geteilt
und zigtausendfach gelesen. In sozialen Netzwerken wurde hitzig
darüber diskutiert. Eine Online-Petition zum Erhalt des Kinos wurde
eingerichtet. In den ersten zwei Tagen wurden bereits rund 5000
Unterschriften gesammelt.

„Auch wir haben aus der lokalen Presse - kurzfristig und ohne
Vorwarnung – von dem Verkauf des Areals erfahren“, meldete das
Lindentheater. Die Kinobetreiber Lindentheater e.V. und Frechen-Film
e.V. seien bestürzt über die Entwicklung. In der Vergangenheit habe
man selber mehrfach Kaufinteresse an dem Objekt bekundet.

„Jetzt müssen wir sehen, wie es weitergeht. Wir hoffen, es geht
überhaupt weiter“, erklärte Peter Metz vom Lindentheater e.V.. Der
Schock müsse erstmal verdaut werden.

Die Freitagsvorstellung wurde kurzfristig abgesagt. „Wir sahen uns
außerstande, an diesem Abend eine Vorstellung durchzuführen, als
wenn nichts vorgefallen wäre“, entschuldigte sich der Lindentheater
e.V. bei seinen Gästen. In einer spontanen Aktion wurden am Freitag
die Außentüren, Plakatvitrinen und die Buchstabenleiste leer
geräumt, um allen Passanten, Anwohnern und Kinogängern zu zeigen,
wie das Linden-Theater ohne einen Spielbetrieb aussehen würde.

Bürgermeisterin Susanne Stupp erklärte auf Anfrage, dass ihr und der
Stadt sehr daran gelegen sei, dass Lindentheater in seiner jetzigen
Form zu erhalten. Dem Investor sei auch sehr deutlich vermittelt
worden, welche Veränderungen durch den Denkmalschutz überhaupt
möglich seien.

Bei der Übergabe der ersten 5.000 Unterschriften der Online-Petition
am Sonntag vor dem Kino beruhigte die Verwaltungschefin, dass der
Bauträger ihr versichert habe, den Pachtvertrag mit dem Lindentheater
eV. nicht aufkündigen oder verändern zu wollen.

„Wir müssen alles dafür tun, dass das Lindentheater erhalten
bleibt“, sagt Karla Palussek, CDU-Fraktionsvorsitzende im Rat der
Stadt Frechen. Eventuell müsse die Stadt in diesem Fall auch von
ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen.

„Als es Mitte vergangenen Jahres erste Gerüchte gab, dass sich ein
stadtbekannter Investor für das Kinogrundstück interessiere, hatte
die CDU - aus der Koalition - heraus den Antrag gestellt, dass die
Stadt bei Grundstücken, die für Frechen von Bedeutung sind, ihr
Vorkaufsrecht nutzten solle“, erinnert sich Bernhard von Rothkirch,
Fraktionsvorsitzender der FDP. Diesen „Weckruf“ müsse die
Bürgermeisterin eigentlich gehört haben. „Wir erwarten, dass die
Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch macht und unser Lindentheater
erhalten bleibt“, fordert von Rothkirch.

„Abermals mussten wir eine für Frechen wichtige Information aus der
Presse entnehmen“, ärgert sich auch Dieter Zander von der
Perspektive für Frechen. Dabei hätten doch beim Thema „Verkauf des
Lindentheaters“ in der Verwaltung sämtliche Alarmglocken läuten
müssen. Zander: „Wir von der „Perspektive“ hätten uns eine
frühzeitige Information seitens der Bürgermeisterin gewünscht,
zumal ihr die Brisanz der Angelegenheit sicherlich bekannt sein
dürfte.“ Es bliebe zu konstatieren: „Dumm gelaufen“!“

Der Fortbestand und Kinobetrieb müsse unbedingt sichergestellt
werden. Politik und Verwaltung dürften nicht zulassen, dass eine
erhaltenswerte Kulturstätten im Stadtgebiet unwiderruflich verloren
ginge. „Für die vielen ehrenamtlich Tätigen im Verein
Linden-Theater kommt das drohende Aus einem Schlag ins Gesicht gleich.
Das haben sie nicht verdient!“ Auch die Perspektive fordert, dass
der Gebrauch des Vorkaufsrechtes eingehend geprüft werden muss.

„Für die Frechener Kulturszene wäre es ein großer Schlag, wenn
auch noch das letzte Kino in Frechen verschwende“, so der
SPD-Fraktionsvorsitzender Hans Günter Eilenberger. Alle rechtlichen
Möglichkeiten zum Erhalt des Lichtspielhauses müssten unbedingt
ausgeschöpft werden.

- Lars Kindermann

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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