In 108 Jahren um die Welt
Eisenbahnfan ersteigert Ansichtskarten

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Königswinter/Erlangen - Der Anbieter der Karten stammt aus Australien. Im Zeitalter der
sozialen Medien, von E-Mails und MMS-Nachrichten scheint die gute alte
Postkarte nur noch etwas für Traditionalisten zu sein.

Oder für Sammler wie Günther Klebes.

Der 67-jährige Franke liebt alte Postkarten, genauer solche mit
eisenbahnhistorischen Motiven aus dem deutschsprachigen Raum. Seine
jüngste Errungenschaft sind zwei Ansichtskarten aus dem
Siegengebirge. Sie zeigen die Drachenfelsbahn vor dem Schloss
Drachenburg.

In zwei Tagen bis Frankreich

Die ältere von beiden wurde 1908 von Königswinter nach Clamecy
(Nièvre) in Frankreich gesandt und war nur zwei Tage unterwegs (!)
Gedruckt wurde sie in Trier.

Die andere stammt laut handschriftlichem Vermerk von 1955, wurde in
Düsseldorf hergestellt und nie versandt.

Die Wunschkarten gab’s auch noch zum Schnäppchenpreis

„Ich bin bei einer luxemburgischen Internet-Auktion auf die Karten
gestoßen und habe mir gesagt: ,Dampf im Siebengebirge, die muss ich
haben’“, sagt der ehemalige Heilerzieher, der in Erlangen zu Hause
ist.

Postkarten, die die Hubertusbrücke in Boppard oder die
Hohenzollernbrücke in Köln zeigen, gehören schon länger zu seiner
rund 600 Exponate umfassenden Sammlung. Aber die Drachenfelsbahn
musste her, da er sie ja auch von früheren Besuchen her kannte. Seine
Mutter stammte aus Bonn-Bad Godesberg und so kam er oft in die hiesige
Gegend.

„Erstaunlich fand ich auch, dass der Anbieter eine Adresse in
Australien hatte“, erklärt Klebes.

Weil er der einzige Bieter war, konnte er die Wunschkarten auch noch
zum Schnäppchenpreis von gerade einmal 1,50 Euro pro Stück erwerben.
„Das ist eigentlich viel zu billig“, kommentiert das der Käufer.
Normalerweise wäre er bereit gewesen, dafür bis zu fünf Euro
auszugeben; denn es waren selten angebotene Karten.

Diesen Preis zahlte er aber dann auch, da noch das Porto für einen
Auslandsbrief dazu kam.

Es gebe aber auch Philokartisten, die einen zweistelligen Betrag für
eine Ansichtskarte hinblättern würden.

Wie die Ansichtskarte nach Australien kam, ist unklar

Wie die guten Stücke von Frankreich beziehungsweise dem Rheinland
nach Australien gekommen sind, darüber kann der Sammler nur
spekulieren. „Ob dahinter eine Auswanderung steht, oder einfach ein
Bündel alter Postkarten nach einer Haushaltsauflösung an einen
Händler veräußert wurde, der die Karten über das Internet
weitervermarktet, weiß ich nicht“, sagt Klebes.

Es gibt sogar eigene Ausstellungen für die Karten

Seine Sammelwut in Sachen Bahn-Postkarten ist übrigens kein
Einzelfall: „Es gibt sogar eigene Ausstellungen für
Eisenbahn-Philatelisten“, sagt Klebes und durchforscht schon wieder
das Internet nach Exponaten wie der Ansichtskarten aus Königswinter.

Hochzeitsreise mit Glacier-Express

Der 67-jährige Klebes sammelt nach eigenem Bekunden begeistert
„alles, was mit der Bahn zu tun hat - außer echte Lokomotiven“.
Bei ihm zu Hause stehen Modelle und historische Uniformmützen - die
so genannten „Rotkäppchen“ - neben zahllosen selbst geschossenen
Fotos und Alben voll einschlägiger Telefonkarten und Briefmarken.

Daneben arbeitete der Schulbusfahrer und dreifache Vater ehrenamtlich
bei der Bahnhofsmission, als Hobby nennt er „Bahn fahren“, und
selbst auf Hochzeitsreise ist er vor 33 Jahren mit dem Glacier-Express
von Sankt Moritz nach Zermatt gefahren.

Auch im Rheinland war er oft mit der Bahn unterwegs - frei nach dem
Motto "Der Weg ist das Ziel !"

- Günther Klebes

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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