Todesfalle Rhein
Warum die kölsche Lebensader kein Planschbecken ist!

Badende im Rhein im Sommer 2020 in Rodenkirchen, die sich der Gefahr offensichtlich nicht bewusst waren. | Foto: Archivfoto: Uwe Weiser
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  • Badende im Rhein im Sommer 2020 in Rodenkirchen, die sich der Gefahr offensichtlich nicht bewusst waren.
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von Alexander Kuffner

Das Quecksilber pendelt sich fast täglich um die dreißig Grad ein, die Wohnung ist stickig, in den Straßen steht die Luft – Köln lechzt nach Abkühlung. Doch: Die Bäder sind voll, die Seen ebenso – zudem gibt‘s in Letzteren nur wenige offizielle Badestellen. Also ab an den Rhein?!

Köln. Immerhin: Ein kühles Lüftchen geht dort immer, doch Baden im Rhein ist lebensgefährlich. Diese Tatsache kann nicht oft genug wiederholt werden, wie der jüngste tragische Fall aus Bornheim zeigt. Ende Mai kamen dort ein Vater (36) und sein Sohn (7) in den Fluten ums Leben – beide hatten keine Chance.
Alleine im vergangenen Jahr sind laut Deutscher Lebensrettungsgesellschaft 355 Menschen in deutschen Gewässern ertrunken. 105 davon in Flüssen. Immer wieder gibt es Rettungseinsätze am Kölner Rheinufer. 2022 gab die Kölner Feuerwehr 48 mal den Einsatzcode „Person im Rhein“ aus.

Dennoch tummeln sich derzeit täglich viele Hundert an den beliebten Badestellen in Köln, zum Beispiel an der Rodenkirchener Riviera mit ihren Sandstränden oder an den Poller Wiesen. Solange man dort nur die Sonne genießt, oder maximal kurz die Füße abkühlt, ist auch nichts dagegen einzuwenden. Doch immer wieder sind Schwimmer zu beobachten oder Eltern, die ihre Kinder bis zum Bauch und tiefer im Wasser planschen lassen. Geraten sie in einen der zahlreichen Schiff-strudel, gibt es meist keine Rettung mehr.
Aber warum ist der Rhein so gefährlich? Und was kann ich tun, wenn doch etwas passiert ist, ob mir oder jemand anderen? Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

1. Warum besteht Lebensgefahr?

Die großen Rheinschiffe erzeugen beim Vorbeifahren einen gefährlichen Sog. Das kann jeder selbst am Ufer beobachten: Kommt ein großes Schiff, zieht sich das Wasser zurück. Ist es vorüber, kehrt der Rhein rasant wieder. So gesehen gibt es dadurch alle paar Minuten „Ebbe“ und „Flut“. Direkt am Ufer sorgt das für lauschiges Plätschern und einen kleinen „Meer-Effekt“.

Doch im Wasser ist dieser Sog oft so stark, dass Badenden die Beine weggezogen werden. Wer bereits im tiefen Wasser ohne Bodenkontakt schwimmt, kann durch den Sog vom Ufer weggezogen oder unter Wasser gedrückt werden. Hinzu kommen die natürlichen Strudel im Rhein. Besonders kritisch ist die Lage zwischen zwei Buhnen, das sind die Landzungen, die bis weit auf den Rhein hinausgehen. Zwischen diesen scheint das Wasser immer besonders ruhig, doch gerade dort schlägt die Sogwirkung der Schiffe am heftigsten zu.

2. Ist Schwimmen im Rhein verboten?

Tatsächlich: nein. Der Rhein ist eine Bundeswasserstraße, also müsste die Bundesrepublik ein generelles Badeverbot an seinen Ufern aussprechen. Doch da dies aufgrund seiner Länge nicht kontrolliert werden könnte, gibt es auch kein Verbot. Das Bundeswasserstraßengesetz verbietet das Schwimmen nur an bestimmten Stellen, vor allem an Brücken, Schleusen, Schiffsanlegern, Werften und einhundert Meter ober- und unterhalb von Hafeneinfahrten wie zum Beispiel in Niehl.

3. Was kann ich tun, wenn ich in einen Strudel gerate und weggezogen werde?

So weit möglich ruhig bleiben. Nicht versuchen, gegen die Strömung anzuschwimmen, das ist aussichtslos. Ruhig mit der Strömung schwimmen, am besten auf dem Rücken treiben lassen. So ergibt sich eventuell die Möglichkeit, sich an der nächsten Landzunge, an Treibgut oder anderem festzuhalten. Immer wieder laut um Hilfe rufen!

4. Was kann ich tun, wenn ich jemanden in Not im Rhein sehe?

Sofort 112 alarmieren und den Standort durchgeben. Am Rhein stehen verteilt Warnschilder mit einem Code, der als Positionsangabe für Rettungskräfte dient. Ist der gerade unbekannt, so gut wie möglich die eigene Position beschreiben, zum Beispiel markante Bauwerke in der Nähe nennen.

Solche Hinweisschilder finden sich überall am Kölner Rheinufer. Mit dem Positionscode wissen die Retter sofort, wo sie hin müssen. | Foto: Archivfoto: Uwe Weiser
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Am besten mit dem Handy am Ohr den Verunglückten am Ufer verfolgen, um den Helfern immer genaue Positionsangaben liefern zu können. Auf gar keinen Fall ins Wasser springen und einen eigenen Rettungsversuch starten!

Badende im Rhein im Sommer 2020 in Rodenkirchen, die sich der Gefahr offensichtlich nicht bewusst waren. | Foto: Archivfoto: Uwe Weiser
Solche Hinweisschilder finden sich überall am Kölner Rheinufer. Mit dem Positionscode wissen die Retter sofort, wo sie hin müssen. | Foto: Archivfoto: Uwe Weiser
Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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