Erstes Death Café in Köln am 15. Oktober
Kaffee, Kuchen und Emotionen

Foto: Robert Kneschke - stock.adobe.com
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von Alexander Büge

Die Themen Trauer, Tod und Sterben beschäftigen in Köln tagtäglich zahlreiche Menschen. Viele von ihnen haben aber nicht oder nur unzureichend die Möglichkeit über ihre Gefühlslage zu berichten. Andere trauen sich womöglich nicht, gewisse Themen gegenüber ihren Verwandten oder Bekannten nochmals anzusprechen. Um Betroffenen eine Möglichkeit zu geben, sich über diese Themen in einer angenehmen Atmosphäre mit Fachleuten und Gleichgesinnten auszutauschen, wird am 15. Oktober von 17 bis 18.30 Uhr in Köln erstmals ein sogenanntes Death Café durchgeführt. Veranstaltet wird dies im Gemeindesaal der Christuskirche am Stadtgarten (Dorothee-Sölle-Platz 1) von der Caring Community in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln im Rahmen der Palliativ- und Hospizwochen.

Am Kölner Death Café können insgesamt 25 Personen teilnehmen, die sich unter caringcommunity.koeln/death-cafe-koeln für die kostenlose Veranstaltung anmelden können. „Beim Death Café trifft sich explizit keine Trauergruppe. Vielmehr steht die Veranstaltung jedem offen“, erklärt Karin Ohler. Sie ist Projektleiterin der Caring Community, arbeitet als systemischer Coach und führt die Veranstaltung gemeinsam mit Trauerbegleiterin Hildegard Schüren vom Hospizdienst am Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln durch. „Wir werden dabei Impulse geben, worüber man sich unterhalten kann“, blickt Ohler voraus. „Anschließend wird über die Themen gesprochen, zudem findet auch ein Austausch in kleineren Gruppen statt. Auf diese Art und Weise hat jeder die Gelegenheit, mal zu Wort zu kommen.“

Karin Ohler (l.) und Hildegard Schüren veranstalten das Death Café.
 | Foto: privat

Gleichzeitig sei es wichtig zu wissen, dass jeder Teilnehmer auch die Möglichkeit hat, lediglich zuzuhören und nichts selbst vortragen zu müssen. „Jede Person soll sich wohlfühlen“, sagt Ohler. „Wenn jemand das Bedürfnis hat, über seine Gefühlslage zu sprechen, kann er das tun. Wenn er nur zuhören möchte, ist das natürlich auch in Ordnung.“

Dass das Konzept Death Café funktioniert, zeigt sich bereits seit dem Jahr 1999. Damals hatte der Schweizer Soziologe und Museumsdirektor Bernard Crettaz nach dem Tod seiner Frau das Café Mortel abgehalten – bei Kaffee und Kuchen. Und da der Zuspruch derart groß war, folgten zahlreiche weitere Veranstaltungen dieser Art. Zu einer weltweiten Bewegung wurde das Konzept allerdings erst, nachdem der Brite Jon Underwood darauf aufmerksam wurde. Auf der Seite deathcafe.com können Veranstaltungen dieser Art inzwischen eingetragen werden, sodass sich Interessierte dort jederzeit über Termine in ihrer Nähe informieren können. Allerdings gibt es Bedingungen, um auf der Seite zugelassen zu werden. So darf für die Veranstaltung kein Eintritt verlangt, dabei kein Profit gemacht und niemand zu Handlungen genötigt werden.

Dementsprechend können auch die Teilnehmer des Death Cafés in Köln ohne jeglichen Druck an der Veranstaltung partizipieren. Dass sie dabei mit fremden Menschen über ihrer Gefühlslage sprechen werden, sei für viele Leute zunächst ungewohnt, dann aber schnell sehr angenehm. „Vielen Leuten tut es unheimlich gut, auch fremden Menschen von ihrer Gefühlslage zu erzählen“, berichtet Ohler von ihren Erfahrungen. „Ich habe inzwischen schon an vielen Death Cafés teilgenommen und erlebt, dass es dabei nicht nur traurig zugeht. Ganz im Gegenteil: Natürlich darf geweint werden, aber es wird auch ganz viel gelächelt oder sogar gelacht, da die Atmosphäre vor Ort eine sehr positive ist. Denn viele Teilnehmer sind währenddessen erleichtert, dass sie frei erzählen und unbeschwert auftreten können – vor einer Gruppe von Leuten, die ähnlich fühlt.“

Und da dies auch beim ersten Death Café in Köln erwartet wird, wird es künftig wohl weitere Veranstaltungen wie diese geben. Karin Ohler und Hildegard Schüren planen diese jedenfalls schon. Denn sie möchten Trauernden nach dem ersten Death Café in Köln die Möglichkeit geben, dieses außergewöhnliche Angebot in der Domstadt regelmäßig nutzen zu können.

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Karin Ohler (l.) und Hildegard Schüren veranstalten das Death Café.
 | Foto: privat
Redakteur/in:

EXPRESS - Die Woche - Redaktion aus Köln

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