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Ehrenamtsfilm der Alzheimer Gesellschaft
Jung und Alt gegen Einsamkeit und Demenz

Bei der Vormittagsbetreuung der Gruppe "Füreinander" macht Ulla Henkel mit Seniorinnen und Senioren Musik.  | Foto: Andrea Floß
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„Was soll ich denn allein zu Hause sitzen, hier kann ich mich mit anderen austauschen, andere kennenlernen und Spaß haben“. Für Antonio Dell‘ Anna sind die Treffen in den Räumlichkeiten der APK Soziale Dienste in Hürth immer etwas ganz Besonderes. Geschulte Ehrenamtler der Selbsthilfegruppe „Füreinander“ bieten an allen Wochentagen in der Dieselstr. 4 eine Halbtagsbetreuung für ältere Menschen an, die Zeichen einer Demenz oder Depression aufweisen. Bei Bewegungsübungen und Gedächtnistraining, Spielen, gemeinsamem Singen und Musikmachen vergeht die Zeit wie im Flug, es wird erzählt und gelacht. Heute sind nicht nur fünf Schülerpraktikanten des Ernst-Mach-Gymnasiums zu Gast, sondern auch ein Produktionsteam aus Köln, das im Rahmen der Ehrenamtskampagne der Alzheimer Gesellschaft NRW einen Film über das wegweisende Mehrgenerationenprojekt dreht. Premiere soll im Frühsommer sein, auch in Hürth ist eine öffentliche Vorführung geplant, Ort und Termin sind noch offen.

Die Idee, Jung und Alt zusammenzubringen, Senioren aus Einsamkeit und Lethargie zu Hause herauszuholen und ihnen eine gute Zeit zu bereiten, begeistert Jung und Alt. „Hier stehen nicht die Defizite, sondern die verbliebenen Ressourcen älterer Menschen im Vordergrund“, so die Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis, Dr. Sibylle Schreckling, die die ambulante Demenzbetreuung auch als Entlastung für pflegende Angehörige gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft für psychisch Kranke (APK) ins Leben gerufen hat. Seit 2009 besteht die Kooperation mit dem Ernst-Mach-Gymnasium: Schülerinnen und Schüler der Stufen 9 bis 10 nehmen an der Durchführung des Gruppenprogramms teil und erhalten tiefe Einblicke ins Älterwerden und seinen Einschränkungen.

Mit allem hätte Laura, 15, beim „Stadt-Land-Fluss“-Spielen gerechnet, nur nicht mit Sukkulenten als aus der Pistole geschossene erste Antwort auf die Frage nach einer Pflanze mit dem Anfangsbuchstaben S. „Cool“ findet Noori, den alten Leuten zuzuhören. „Sie erzählen so gern von früher, zu Hause haben sie eventuell niemanden, der sich für ihre Geschichten interessiert“, meint Tobias. Zu wissen, was die Krankheit Demenz mit einem Menschen macht, aber auch was dagegen hilft, ist für die Jugendlichen eine völlig neue Erfahrung. Bei der Sitzgymnastik ächzen alle gemeinsam und haben ähnliche Schwierigkeiten, die Hände hinter dem Rücken zusammen zu führen. Dr. Schreckling geht als „Perpetuum Mobile“ mit gutem Beispiel voran und macht die Übungen vor, die zum Erhalt der Beweglichkeit und anderer Kompetenzen beitragen. Als Neurologin kennt sie nicht nur die medizinische Seite, sondern bringt auch aus tiefster Überzeugung die „Ohrläppchen zum Glühen“ und „Hirn und Body“ in Schwung.

"Mit einem Lächeln nach Hause gehen"

In einem Nebenraum übt Musikpädagogin Ulla Henkel mit einer kleinen Gruppe das Tischharfenspiel. Dank Unterlegnoten ist das Musikinstrument auch ohne Vorkenntnisse leicht zu lernen. „Nur keine Angst“ ermutigt die ehemalige Ärztin Ingrid Eisolt, 91, ihre junge Mitspielerin Sophie. Mine Marklein, die sich nach einem erfüllten Berufsleben ehrenamtlich in der Gruppe engagiert, wünscht sich, dass das „Füreinander“-Angebot noch bekannter wird. „Mit einem Lächeln nach Hause gehen, auch wenn sich mein Gegenüber vielleicht nächste Woche nicht mehr an meinen Namen erinnert“, ist ihr Antrieb.

Iris Poloczek-Jordan beschäftigt sich im Rahmen einer Doktorarbeit auch wissenschaftlich mit dem Thema und untersucht die Wirksamkeit der Eurythmietherapie als komplementäre Behandlungsform bei Menschen mit Demenz mit leichten kognitiven Störungen. Die sich wiederholenden Bewegungsabläufe fördern die Konzentration, Gedächtnis und Motorik, wirken Stress und dem Verlust von Fähigkeiten entgegen, fördern die Wahrnehmung und heben die Stimmung. „Wie eine Waschanlage für die Seele“, schwärmt Eurythmie-Teilnehmerin Sabine. Sich endlich wieder als Mensch zu fühlen, das ist auch das, was die Bewegungskunst auch für Carmen bedeutet. „Ich gehe wieder viel aufrechter durchs Leben“.

Das Angebot der Gruppe Füreinander findet in den APK-Räumen in der Dieselstraße 4 in Hürth-Hermülheim statt.

Kontakt: Dr. Sibylle Schreckling, info@schreckling.eu, Tel. 0157 34702309, oder pflegeselbsthilfe@gmx.de
www.alzheimer-gesellschaft-rhein-erft-kreis.de

Bei der Vormittagsbetreuung der Gruppe "Füreinander" macht Ulla Henkel mit Seniorinnen und Senioren Musik.  | Foto: Andrea Floß
Mit ein bisschen Hilfe der Ehrenamtlichen klappt es auch mit dem Rehasport. Bewegung hält Körper und Geist fit.  | Foto: Andrea Floß
Älteren Menschen mit den Ehrenamtlern von der Gruppe "Füreinander"  eine gute Zeit zu bereiten, macht Schülerpraktikant Noori (15) großen Spaß.  | Foto: Andrea Floß
Für einen Ehrenamtsfilm der Alzheimer Gesellschaft berichtet Schülerpraktikantin Laura (15) über ihr Engagement.  | Foto: Andrea Floß
"Profi" Ingrid Eisolt, 91, weiht Schülerpraktikantin Sophie in die Kunst des Veeh-Harfenspiels ein, das dank Unterlegnoten leicht zu lernen ist.  | Foto: Andrea Floß
Iris Poloczek-Jordan (rechts) bietet die Bewegungskunst Eurythmie in Hürth als Prävention und Therapie an.   | Foto: Andrea Floß
LeserReporter/in:

Andrea Floß aus Bergheim

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