Stopp Gewalt an Frauen
Jede 3. Frau in Deutschland erlebt Gewalt

Mädchen und Frauen mit Behinderung erleben noch mehr Gewalt als Frauen ohne Behinderung und zwar zwei- bis dreimal so oft.   | Foto: Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen
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  • Mädchen und Frauen mit Behinderung erleben noch mehr Gewalt als Frauen ohne Behinderung und zwar zwei- bis dreimal so oft.
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Alle 20 Minuten ruft eine Frau diese Nummer an: 08000 116 016.
Das ist die Nummer vom Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen".
Die Frau ruft da an,
weil ein Mann ihr Angst macht.
Weil ein Mann ihr weh tut, sie geschlagen wird oder verprügelt.
Weil sie bedroht wird.
Weil sie etwas machen soll, das sie nicht machen will.
Weil sie vergewaltigt wurde und noch mehr schlimme Sachen.
Jede 3. Frau in Deutschland erlebt das.
Das ist schlimm, sehr sehr schlimm.
Mehr als 1.000 Frauen rufen da an in einer Woche!
2.400 Frauen mit Behinderung haben im letzten Jahr beim Hilfetelefon angerufen.
Mädchen und Frauen, die eine Beeinträchtigung haben, erleben körperliche und sexualisierte Gewalt 2 oder 3mal häufiger als Mädchen und Frauen ohne Behinderung.

Wir von Blatt-Gold wollen, dass mehr Mädchen und Frauen das Hilfetelefon kennen.
Da kann man IMMER anrufen, auch nachts.
Wir haben mit Petra Söchting gesprochen.
Sie leitet das Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen". 

Hallo Frau Söchting, rufen viele Frauen mit Behinderung an? Die erleben ja mehr Gewalt als Frauen ohne Behinderung.
Petra Söchting: Das ist richtig. Frauen mit Behinderung sind sehr oft von Gewalt betroffen. Darum ist es so wichtig, dass sie wissen, dass es das Hilfetelefon gibt und dass sie sich jederzeit bei uns melden können.
Im letzten Jahr haben rund 2.400 Frauen mit Behinderung beim Hilfetelefon angerufen.
In den allermeisten Fällen ging es um Häusliche Gewalt in einer Partnerschaft oder ehemaligen Partnerschaft. Sehr oft berichten Frauen mit Behinderung auch von sexualisierter Gewalt.

Gibt es viele Frauen mit Lern-Schwierigkeiten, die anrufen?
Petra Söchting: Im letzten Jahr haben uns 160 Frauen in der Beratung erzählt, dass sie Lern-Schwierigkeiten haben. Wahrscheinlich waren es aber viel mehr.
Unsere Beraterinnen fragen nicht danach, ob eine Frau eine Behinderung hat.
Wenn sie es nicht selbst erzählt, wissen wir es nicht.

Können Sie uns sagen, welche Gewalt sie am häufigsten erleben?
Auch Frauen mit Lern-Schwierigkeiten erleben am häufigsten Häusliche Gewalt oder sexualisierte Gewalt.

Manche Frauen, die eine Beeinträchtigung haben oder Lernschwierigkeiten haben, die kann man manchmal schwer verstehen. Was machen Sie dann?
Unsere Beraterinnen sind in Leichter Sprache geschult.
Sie haben viel Erfahrung.
Wenn eine Frau anruft, die eine Lern-Schwierigkeit hat, können unsere Mit-Arbeiterinnen ihr gut helfen.
Sie stellen sich auf die Bedürfnisse der Frau ein.
Sie sprechen dann langsamer und in einfachen Sätzen und Worten.
Sie bemühen sich immer, zusammen mit der Frau eine Lösung zu finden.

Welche Hilfe benötigen die Frauen?
Das ist von Frau zu Frau sehr unterschiedlich. Frauen melden sich bei uns aus sehr unterschiedlichen Situationen heraus und mit sehr unterschiedlichen Anliegen. Es melden sich Frauen, die aktuell in einer Gewalt-Situation leben. Es melden sich aber auch Frauen, bei denen eine Gewalt-Erfahrung schon länger zurückliegt und die vielleicht noch nie mit jemandem darüber gesprochen haben.
Es gibt auch Frauen mit sehr konkreten Anliegen, die zum Beispiel einen Platz in einem Frauen-Haus suchen. Andere möchten wissen, was sie nach einer Vergewaltigung tun müssen, um medizinische Beweise in einem Kranken-Haus sichern zu lassen.

Was passiert, wenn man anruft?
Petra Söchting: Die Beraterin nimmt sich in jedem einzelnen Fall Zeit,
sie hört gut zu,
sie nimmt die persönliche Geschichte ernst und
schafft eine Atmosphäre, die es möglich macht, über das zu sprechen, was man erlebt hat.
Dann kann man gemeinsam nach Lösungen suchen.
Wir überlegen zusammen: was ist der nächste Schritt aus der Gewalt?
Ganz wichtig ist, dass das Hilfetelefon keine Dinge über den Kopf der betroffenen Frauen hinweg einleitet. Die Frau allein entscheidet, was sie als nächstes tun möchte und wann sie das tun möchte.
Unsere Mit-Arbeiterinnen machen nichts, was die Frauen nicht wollen.

Wie schnell kriegen die Frauen Hilfe?

Petra Söchting: Die Mit-Arbeiterinnen vom Hilfe-Telefon sind immer erreichbar. Das heißt am Tag und in der Nacht. Und auch am Wochenende und an Feiertagen.

Haben Sie einen Tipp für Frauen, wenn sie geschlagen werden oder begrapscht oder angefasst an Stellen, wo man das nicht möchte?

Petra Söchting: Wir geben keine allgemeinen Rat-Schläge und Tipps, sondern beraten und unterstützen jede Frau immer individuell. Unser Tipp ist, dass sich die Frau beim Hilfetelefon melden kann. Dann kann sie mit der Beraterin besprechen, was sie tun kann. Wir möchten Frauen Mut machen, damit sie sich Hilfe holen.

Text und Fragen (mit Unterstützung): Jochen Rodenkirchen vom Projekt "Fit für Medien", initiiert von der Gold-Kraemer-Stiftung in Kooperation mit der CaritasStiftung im Erzistum Köln und der Kämpgen Stiftung.

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