Audienz bei Prinz Kai I. und Prinzessin Katja I.
Karnevalsprinz der Herzen

Prinzenpaar der Herzen: Prinz Kai mit Prinzessin Katja, seine Mama | Foto: Blatt-Gold
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Blatt-Gold trifft die jeckesten Papp-Nasen des Karnevals:
Prinz Kai I. mit Prinzessin Katja I.
Sohn und Mutter.
Beide haben Konfetti im Herzen.
Zusammen schaffen sie es, dass der Karneval noch bunter wird.
Kai ist der erste Karnevals-Prinz mit Autismus.

Das war Kais größter Traum.
Und der ist in Erfüllung gegangen.
Seine Eltern haben dem Kai dabei geholfen.
Und die Zug-Gemeinschaft Bachem bliev Bachem .
Ihr Motto: Jeck mal anders.
Denn Karneval ist für alle! Alaaf.

Blatt-Gold: Wir waren am Samstag bei eurer Prinzen-Proklamation. Uns hat das beeindruckt, wie der Kai da auf der Bühne stand, mit der Bürgermeisterin und alles …
Katja zu Kai: Da kannst du stolz drauf sein.

Kai lächelt

Blatt-Gold: Wie lange habt ihr noch gefeiert?
Günter Clauss, Präsident der Zuggemeinschaft Bachem bliev Bachem:
Bis halb 4! Und wenn es nach Kai gegangen wäre, wären wir jetzt noch am Feiern.

Blatt-Gold: So viele Leute waren da. Eine riesige Schlange wollte zu euch und was fragen, sagen, Fotos machen. Und ihr beide standet da mittendrin. War das für den Kai nicht zu anstrengend, war er da nicht nervös?
Katja zu Kai: Warst du nervös? Nö, oder?

Kai schüttelt den Kopf

Blatt-Gold: Kai hat alles über sich ergehen lassen. Vielleicht hätte er irgendwann mal genug davon gehabt?!
Katja: Es war für Kai schon anstrengend, wenn jeder ihn anfassen will. Aber das haben wir im Sommer auf den Sommerfesten geübt, so dass Kai schon etwas daran gewöhnt war. Und Kai hat auch ganz klar gesagt, wenn er etwas nicht möchte. Wenn Frauen ihn küssen wollten, dann hat er immer mit dem Kopf geschüttelt. Das wollte er nicht. Das hat er inzwischen gelernt, dass er das sagt, was er nicht möchte. Wenn er nicht gedrückt werden möchte, dann sagt er das auch.

Blatt-Gold: Warum willst du nicht geküsst oder gedrückt werden. Ist das nicht etwas Schönes?

Kai schüttelt den Kopf.

Blatt-Gold: Kai ist kein großer Redner und du musst für ihn alles managen, als Prinzessin auf der Bühne. Vielleicht möchte der Kai dazu auch mal was sagen oder sagt der gar nichts?
Katja zu Kai: Du willst nichts sagen, oder?

Kai schüttelt mit dem Kopf

Katja: Deswegen bin ich Prinzessin geworden, an Kais Seite, weil das Sprechen dem Kai sehr schwerfällt. Und auch, dass er sehr oft nicht verstanden wird, was er sagt. Und darum haben wir uns überlegt: Ich übernehme das Sprechen, und Kai feiert.

Blatt-Gold: Wie weißt du, was Kai möchte?
Katja: Indem Kai mir das sagt. Er ist nicht immer so stumm. Mir erzählt er meist eine Frikadelle ans Ohr. Und daran, dass Kai jetzt so grinst, könnt ihr sehen, dass das stimmt.

Kai grinst breit

Blatt-Gold: Wie seid ihr Prinzen-Paar geworden?
Katja: Ich bin in der Zug-Gemeinschaft, das ist unser Karnevals-Verein. Im letzten Jahr haben wir zusammengesessen mit dem Vorstand – das sind die, die was zu sagen haben im Verein – und haben festgestellt, dass es in der nächsten Karnevals-Session keine Totalität geben wird. Und da habe ich gesagt: Ich hätte einen Prinzen, weil Kai schon ganz ganz lange den Traum hat, einmal Karnevals-Prinz zu werden. Ich muss dann mit auf die Bühne, weil irgendjemand für Kai das Sprechen übernehmen muss. Und da machte jemand den Vorschlag, dass ich Prinzessin werden soll. So ist die Idee entstanden, dass wir beide Prinzenpaar werden.

Blatt-Gold: Und wie ging es dann weiter?
Katja: Ich habe dann einige Tage darüber nachgedacht, ob ich das will. Und dann haben der Papa und ich Kai erzählt, dass er Karnevals-Prinz wird und Kai hat sich sooo dolle gefreut …

Katja zu Kai: Das hast du, nee!?

Kai nickt mit dem Kopf.

Blatt-Gold: Wie sieht das aus, wenn Kai sich doll freut?
Katja: Er hat ganz strahlende Augen gehabt, dann hat er uns beide ganz oft gedrückt und immer wieder gefragt: Iche Prinz? Iche Prinz? Und dann bist du in dein Zimmer gelaufen und hast Karnevals-Musik angemacht. Einmol Prinz zo sin.

Kai strahlt.

Blatt-Gold: Wolltest du Prinzessin werden? War das dein Traum?

Katja: Nein! Es war nie mein Traum. Aber um Kai seinen Traum zu erfüllen, mache ich das sehr sehr gerne – und: es macht mir inzwischen auch viel Spaß!

Günter: Das, was die Katja und der Kai machen – Mutter mit autistischem Sohn - das hat es in ganz Deutschland noch nicht gegeben.

Blatt-Gold: Warum gab es das vorher noch nicht?

Katja: Ich denke, der Mut hat vielen gefehlt. Wir waren auch nicht ganz sicher, auf was wir uns da einlassen. Es ist schon ein Wagnis. Ich denke, viele Eltern trauen ihren Kindern, das auch nicht zu und versuchen, sie zu beschützen. Ich denke, ihr wisst alle, wie man angeguckt wird und so … Davor möchten Eltern ihr Kind beschützen und nicht aussetzen. Aber wir haben mit Kai darüber gesprochen und gesagt: Wenn du Prinz werden willst, dann gehört das dazu. Das war für dich in Ordnung, oder?

Kai strahlt.

Blatt-Gold: Sonst würden wir hier nicht sitzen. Wie reagieren denn die anderen Menschen da drauf?
Katja: Ganz toll! Dass alle so positiv sind und auch auf Kai ganz offen zugehen, damit hätten wir nicht gerechnet. Es ist überwältigend, wie viele Leute begeistert von der Idee sind, begeistert von dem, was wir machen. Und das macht uns einfach viel Spaß und gibt uns unheimlich viel Mut und – Kai hat es Selbstbewusstsein gegeben. Weil Kai hat gemerkt, dass er so, wie er ist, angenommen wird und das ist etwas, was er so noch nicht viel erlebt hat von Fremden.

Blatt-Gold: Braucht Kai länger, um mit Leuten warm zu werden oder wie ist das?
Katja: Ja, auf jeden Fall.

Blatt-Gold: Angenommen, wir würden uns jetzt noch ein paar Mal treffen …
Katja: Dann würde Kai zunehmend offener werden. Aber beim ersten Mal ist es schon schwierig für ihn.

Blatt-Gold: Von wem hat der Kai die Begeisterung für Karneval?

Katja: Das wurde Kai schon mit in die Wiege gelegt. Sein Papa und ich, wir sind auch Karnevalsjecken. Als ich hochschwanger war – mit sooo einem dicken Bauch, wo der Kai drin war – waren sein Papa und ich bei einem Konzert der Bläck Fööss. Da musste ich ganz doll lachen, weil der Kai von innen mit Musik gemacht hat. Da habe ich die Hand von Kais Papa auf meinen Bauch gelegt und da musste der Papa auch lachen, weil er gespürt hat, wie Kai da drin mit Hum-Tata gemacht hat. Und da haben wir damals schon gesagt: Der wird ein Karnevals-Jeck!

Alle lachen

Blatt-Gold: Jeck mal anders – das ist euer Motto.

Katja: Ja, wir wollen, Inklusion auf eine ganz andere Schiene bringen und in den Karneval. Indem Kai Karnevalsprinz ist, können wir beweisen: Es ist egal, welches Handicap man hat, jeder kann Prinz werden und dabei ganz ganz viel Spaß haben!

Blatt-Gold: Und ihr macht zu einem Lied Gebärdensprache. Da muss Kai nicht sprechen.
Katja: Ja, wir machen Gebärden zum Lied „Du bes Kölle“ von Tommy Engel. Wenn wir in die Säle einmarschieren und keinen Tambour-Korp dabeihaben, nehmen wir von Brings: Jeck Yeah. Es geht im Lied darum, wie unterschiedlich Menschen sein können. Kai und ich mögen das Lied unwahrscheinlich gern. Und es sind Puppen im Video.

Blatt-Gold: Worauf freut ihr beide euch als Prinz und Prinzessin in der Session?
Katja zu Kai: Worauf freust du dich? Auf den Zug?

Kai strahlt.

Katja: Kai freut sich total auf den Karnevals-Zug.

Günter: Da sind Katja und Kai die Attraktion des Zugs. Das ist der Höhepunkt des Prinzen. Kai freut sich auch, in die Säle einzumarschieren. Er sieht die ganzen Leute und ihr Lachen. Einfach auf der Bühne zu stehen, zu lächeln und zu sehen, dass sich die Leute freuen.

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