Aus Stoffquadraten zum Gemeinschaftswerk
St. Stephan präsentiert Priestergewand

Insgesamt 111 Stoffquadrate fügten die Textilkünstlerinnen und Gemeindemitglieder Christine Ertner, Margret vom Hövel und Almut Sanftleben zusammen und applizierten sie auf das violette Gewand. | Foto: Dörstel
  • Insgesamt 111 Stoffquadrate fügten die Textilkünstlerinnen und Gemeindemitglieder Christine Ertner, Margret vom Hövel und Almut Sanftleben zusammen und applizierten sie auf das violette Gewand.
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Brühl - Hello Kitty, ein Posthorn, niedliche Bärchen, feine Spitze: Das und
mehr ziert das neue Priestergewand, das in der Brühler Gemeinde St.
Stephan im Rahmen der Messe am ersten Fastensonntag eingeweiht werden
konnte. Insgesamt 111 Stoffquadrate fügten die Textilkünstlerinnen
und Gemeindemitglieder Christine Ertner, Margret vom Hövel und Almut
Sanftleben zusammen und applizierten sie auf das violette Gewand.
Zugeschnitten hatten sie die 8 x 8 cm großen Vierecke aus
Stoffspenden, die die Gemeindemitglieder in den Wochen zuvor abgegeben
hatten. Gefragt gewesen waren nicht irgendwelche Stoffe, sondern
solche, die für ihre Besitzer eine besondere Bedeutung haben. So
kamen nach und nach vom Brautschleier über die erste Babybettwäsche
und die Krawatte des verstorbenen Vaters bis hin zur abgetragenen
Jacke eines fleißigen Renovierungshelfers die unterschiedlichsten
Textilien zusammen.

Die Idee zu dem ungewöhnlichen Projekt hatte ein Kreis von
Gemeindemitgliedern bei der Vorbereitung der Familienmessen, die es
seit gut zweieinhalb Jahren Sonntag für Sonntag in Sankt Stefan gibt.
Brühls leitender Pfarrer Jochen Thull war gleich angetan von der
Initiative und kümmerte sich umgehend um die Beschaffung eines
schlichten violetten Gewandes als Basis für das Gemeinschaftswerk.

„Unser Ziel war, mit diesem Messgewand etwas zu erschaffen, das das
Gemeinschaftsgefühl und den Zusammenhalt der Gemeinde stärkt. Die
eng zusammenliegenden und miteinander verbundenen Quadrate sollen die
Verbundenheit der Mitglieder mit der Gemeinde symbolisieren“,
erklärt Mitinitiatorin Almut Sanftleben. Eine Überlegung, die ganz
offensichtlich aufgegangen ist: Zum einen stießen die Spendenaufrufe
auf so große Resonanz, dass auch nach Vollendung des Gewands noch
reichlich Stoff vorhanden ist. Zum anderen zeigten sich die
Gemeindemitglieder beim ersten Einsatz „ihres“ Messgewands am
ersten Fastensonntag tief bewegt. Um die Einzigartigkeit des Gewands
und der Aktion zu unterstreichen, hatte Pfarrvikar Augustine Onwubiko
die Messe in der Albe, dem schlicht weißen Untergewand des Priesters,
begonnen, während das neue Messgewand auf einem Ständer neben dem
Altar drapiert war. Nach dessen Segnung streifte Onwubiko das Gewand
über, das er und seine Kollegen bis Ostern nun bei jeder Messe in
Sankt Stefan tragen werden.

Nach der Messe nutzen die Gemeindemitglieder die Gelegenheit, sich das
Gewand aus der Nähe anzusehen, suchten nach ihrer persönlichen
Stoffspende und machten Fotos. Neben einem Kreuz und einer umlaufenden
Bordüre aus den gespendeten Stoffen ziert das Gewand auf der
Rückseite ein stilisiertes Labyrinth mit Rosette, das von Lothar
Ertner entworfen und von seiner Frau Christine umgesetzt wurde – ein
Hinweis auf das große Labyrinth in Sankt Stephan, das seit 2015
zahlreiche Einzelbesucher und Gruppen anzieht .

Derzeit arbeiten die Initiatoren noch daran, all die Geschichten, die
sie gemeinsam mit den Stoffspenden erhalten haben und die von der
persönlichen Bedeutung des jeweiligen Stoffstücks erzählen, in
einem Buch zusammenzufassen, das spätestens ab dem vierten
Fastensonntag in der Kirche ausliegen soll.

Das Priestergewand ist übrigens nicht das erste Gemeinschaftswerk,
das in St. Stephan zur Fastenzeit entstanden ist: Im vergangenen Jahr
waren die Gemeindemitglieder dazu aufgerufen, Ihren persönlichen
Lebensfaden in ein Fastentuch zu weben, mit dem von Palmsonntag an das
Kreuz verdeckt wird. Vor zwei Jahren schuf die Gemeinde mit farbigen
Handabdrücken ihr individuelles großformatiges Auferstehungstuch
für die Sonntage der Osterzeit. „Das Pastoralteam und ich freuen
uns über die vielfältigen Initiativen, die in St. Stephan für eine
deutliche Belebung des Gemeindelebens sorgen. Solche Aktionen zeigen,
wie lebendig unsere Kirche vor Ort ist“, so Pfarrer Jochen Thull.

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RAG - Redaktion

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