Friede ist mehr als ein frommer Wunsch
Dialogveranstaltung in der Brühler Moschee

- Der Islamwissenschaftler Hüseyin Inam (l.) und der Theologe Dr. Werner Höbsch (r.) sprachen über die Bedeutung des Friedensbegriffs in den Religionen.
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Brühl - Warum ist für die Religionen der Friede mehr als ein frommer Wunsch?
Auf diese Frage versuchten der Islamwissenschaftler Hüseyin Inam und
der katholische Theologe Dr. Werner Höbsch in der Brühler Moschee
Antworten zu geben. In seiner Begrüßung kam Hasan Güngör von der
Initiative auf das größte Übel der Menschheit, den Krieg, dem
besonders im 19. und 20. Jahrhundert Millionen von Menschen zum Opfer
fielen und ganze Kontinente in Hunger und Elend versetzte, zu
sprechen.
Man rede, besonders in der Öffentlichkeit, weniger über den Frieden
als viel mehr über den Krieg, stellte Inam fest. Die großen Kriege
der letzten beiden Jahrhunderte seien, entgegen der gefühlten Meinung
in der Öffentlichkeit, nicht religiös motiviert gewesen, sondern im
Machtstreben von Personen und Nationen begründet. Der Gläubige
kleide seinen Glauben nicht mit Grausamkeit. Die Unterschiedlichkeit
von Menschen dürfe kein Grund für Hass und Gewalt sein. Die
Ehrfurcht vor dem Recht des Anderen sei begründet in der Ehrfurcht
vor Gott.
Der Unfriede komme durch den Menschen, so Höbsch. Gewalt bringe neue
Gewalt hervor und setze eine Gewaltspirale in Gang. Der Friede sei ein
gestalteter Prozess: Vertrauensaufbau, Beziehungen pflegen, Begegnung
ermöglichen. Der Weg von Jesus Christus sei nicht Rache und
Vergeltung, sondern Vergebung und Gewaltlosigkeit. Das Bild, das der
Geschlagene auch die andere Wange hinhalten soll, interpretierte
Höbsch als „paradoxe Intervention“, eine überraschende Aktion,
die eine verfahrene Situation wieder öffnen kann. „Uns fehlen
leider Persönlichkeiten, die für solche Überraschungen gut sind und
nicht alles bis ins Kleinste geplant, kalkuliert und abgewogen
haben“, so Höbsch. Im anschließenden Austausch mit dem Publikum
wurden die vorgetragenen Positionen vertieft. Danach gab es die
Möglichkeit zur Begegnung bei Getränken und Imbiss, was ausgiebig
genutzt wurde. Übrigens: Die nächste Dialogveranstaltung zum selben
Thema steht bereits fest für Dienstag, 9. Oktober im
Begegnungszentrum margaretaS am Heinrich-Fetten-Platz.
Redakteur/in:RAG - Redaktion |
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