Deutsche Meisterschaft Männerballett
Waschbrett statt Waschbär

Mareike Piontek und Franzi Sprenger, designierten Beueler Tollitäten kürten die „Tornados“ zum Deutschen Meister 2017 | Foto: Helmut Müller
50Bilder
  • Mareike Piontek und Franzi Sprenger, designierten Beueler Tollitäten kürten die „Tornados“ zum Deutschen Meister 2017
  • Foto: Helmut Müller
  • hochgeladen von RAG - Redaktion

Bonn - Rasierte, muskulöse, gebräunte Unterschenkel in Sneakers statt
behaarte, weiße Waden in Pumps. Waschbrett- statt Waschbärbauch.
Gestylte Frisuren statt zotteliger Perücken und kunstvoll geschminkte
Gesichter statt Bartstoppeln und aufgeklebte Wimpern.    
Bei der 14. Deutschen Meisterschaft für Männerballette, zum 5. Mal
in Bonn, ausgerichtet vom Bundesverband Deutscher Männerballette
e.V., dem die Bonner Arno Schatz und Jürgen Klasen vorstehen, waren
Männerballette im ursprünglichen Sinn für Auftritte von Männern in
Frauenkleidern oder als Mariechen, bis auf wenige Ausnahmen, nicht
anzutreffen.

Kein Klamauk im rosa tutu

# Image

Vor 20 Jahren war es noch mehr die Gaudi, die Auftritte von
Männergruppen wie „Bordsteinschwälbchen“, „Die Pfundigen“,
„Eichzeller Schreckschruwe“, „Flotte Hosen“,
„Gefühlsecht“  oder Asseler Schneeflöckchen“ zum Erlebnis
machten. Heute treten diese Gruppen, meist aus Karnevalsvereinen
entstanden, immer noch auf. Sie tragen jetzt viel Schminke, kreisen
nur noch selten mit den Hüften und bieten nicht nur Klamauk im rosa
Tutu.
Sportliche Hochleistung, ideenreiche Geschichten, glänzende
Unterhaltung und eine abwechslungsreiche Show zeichneten die Auftritte
2017 aus. Was als Karnevalsklamauk begann, ist längst echter
Tanzsport. Niveauloses Rumgehopse war noch nicht mal im Ansatz zu
erkennen.

Hobbyballette waren in Beuel ebenso wie Profis dabei, die vor
Meisterschaften wöchentlich vier bis sechsmal trainieren. Das
Wichtigste aber sind: der Spaß am Tanzen, Respekt und Fairness
gegenüber den Konkurrenten sowie deutschlandweit eine große,
übergreifende Freundschaft der Ballette.

Die Ballette stammten vornehmlich aus Dörfern oder Kleinstädten in
Bayern, den neuen Bundesländern, dem Saarland, Baden-Württemberg,
Hessen  oder Rheinland Pfalz.Teilnehmer aus dem Rheinland, dem
Hotspot des Karnevals, Fehlanzeige. Aus NRW waren allerdings drei
Gruppen am Start wobei die PG Riedberg mit 439 Punkten Achter
wurde.Diese Entwicklung ist leider schon während der letzten Jahre
aufgetreten. Arno Schatz, Mitglied im ehemaligen Bonner Männerballett
„Bonner Bonbons“ findet dies sehr schade und hofft, dass sich das
wieder ändert.
Zur Vorrunde mit 22 Teams war das Brückenforum am Samstag fast
ausverkauft aber beim Finale am Sonntag brechend voll. Die Besucher
waren aber nicht die heimischen Karnevalisten oder Literaten, sondern
die Fanclubs der 22 Ballette, die mit insgesamt ca. 300 Tänzern
anreisten.
Während sich die Tänzer vor ihren Auftritten in der Josefschule oder
der Tiefgarage dehnten und aufwärmten, wurde die Bühne von den
Helfern, entsprechend dem Motto des Tanzes, aufwendig dekoriert.
Die Gruppen tanzen und erzählen bei den Auftritten ganze Geschichten.
Dabei kommt es nicht nur darauf an, dass man perfekt synchron
aufeinander abgestimmte Choreografien sieht. Gaudi, Spaß- und
Partyfaktor stehen ganz oben. Akrobatik und Schauspieltalent sind
ebenso gefragt.

Akrobatik und die "ganz große Show"

Beim späteren Sieger, den „Tornados Weiler“, stand allerdings die
Akrobatik im Vordergrund. Den Rheinhessen ging es bei Ihrer Ballett-
Show „Let‘s get ready to rumble“ um Kraft, Technik,
Kreativität, Humor und Originalität. Der Lohn waren 478 von 500
möglichen Wertungspunkten. Fünf mehr als das Männerballett
Finsterwalde, das mit dem Lustspiel „Der Dieb Lord Lovely“ nicht
nur von den Fanclubs aus Brandenburg orkanhaltigen Beifall erhielt.
Dritter wurden mit 466 Punkten die Rheinland-Pfälzer „Asseler
Schneeflöckchen“ mit der Show „Tick-Tack der Herzschlag des
Lebens“.
Die Bewertung der Tänze erfolgte durch eine professionelle 7-köpfige
Jury, die neben Choreographie, Präzision, Drehungen und Sprüngen,
Balance und Schritten, Kostümen, Schminke und Präsentation auch das
Gesamtbild auf der Bühne bewertete.
Noch nie war die Leistungsdichte so dicht wie in diesem Jahr. Die
Spannung war nicht nur dem Publikum vor der Verkündung des Siegers
ins Gesicht geschrieben und bei der Siegerehrung waren mit der
designierten Wäscherprinzessin, Franzi Sprenger und der designierten
Liküra, Mareike Piontek, auch Bonner Karnevalisten auf der Bühne,
verteilten Pokale und ehrten die Sieger.

- Helmut Müller

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

30 folgen diesem Profil