Stadtmuseum Bonn
Geschichte in der Turnhalle

Luftaufnahme der denkmalgeschützten Turnhalle der alten Pestalozzischule. Dort sollen nach dem Auszug aus der Franziskanerstraße übergangsweise das Stadtmuseum und die Gedenkstätte Bonn unterkommen. In der Pestalozzischule nebenan laufen derzeit die Bauarbeiten für das neue Stadtarchiv. 
 | Foto: Bundesstadt Bonn/ Giacomo Zucca
  • Luftaufnahme der denkmalgeschützten Turnhalle der alten Pestalozzischule. Dort sollen nach dem Auszug aus der Franziskanerstraße übergangsweise das Stadtmuseum und die Gedenkstätte Bonn unterkommen. In der Pestalozzischule nebenan laufen derzeit die Bauarbeiten für das neue Stadtarchiv.
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  • Foto: Bundesstadt Bonn/ Giacomo Zucca

Bonn (red). Das Bonner Stadtmuseum steht vor einem bedeutenden Umbruch: Der geplante Auszug aus den angestammten Räumen in der Franziskanerstraße rückt näher – doch ein vollständiger Stillstand ist nicht vorgesehen. Stattdessen präsentierte Museumsleiter Florian Pauls dem Kulturausschuss am Dienstag, 17. Juni, eine Interimslösung mit Perspektive: Die denkmalgeschützte Turnhalle der ehemaligen Pestalozzischule an der Budapester Straße soll künftig das neue, wenn auch vorübergehende Zuhause des Stadtmuseums sowie der Gedenkstätte Bonn und des NS-Dokumentationszentrums werden.

Neue Wege für Bonns Stadtgeschichte

Der Vorschlag der Verwaltung fand im Kulturausschuss grundsätzliche Zustimmung. Nun liegt der Ball beim Stadtrat, der am 3. Juli entscheiden wird, ob die Verwaltung mit den erforderlichen Vorbereitungen für die Herrichtung der historischen Halle beginnen darf. Das städtische Gebäudemanagement hat bereits Planungsmittel in den Wirtschaftsplan für 2026 eingestellt.

Herzstück der neuen Ausstellung soll ein innovatives Konzept sein: Anhand von 100 exemplarischen Objekten will das Stadtmuseum Bonner Geschichte aus über 2.000 Jahren erzählen – mit einem Fokus auf Alltagskultur, städtische Erinnerung und internationale Bezüge. „Wer Bonn verstehen will, muss die Bonner Geschichte kennen“, erklärt Museumsleiter Pauls. „Wir wollen deutlich machen, wie regionale, nationale und sogar weltgeschichtliche Ereignisse ihre Spuren in der Stadtgesellschaft hinterlassen haben.“

Dezentral gedacht, digital verbunden

Die Ausstellung wird nicht ausschließlich in der Turnhalle zu sehen sein. Ein Teil der Objekte soll – ganz im Sinne einer stadtweiten Erinnerungskultur – an anderen Orten in Bonn gezeigt werden. Dazu plant das Stadtmuseum Kooperationen mit externen Partnern, etwa Kultureinrichtungen oder Bildungsträgern, die einzelne Ausstellungsstücke temporär übernehmen und präsentieren. Ein durchgängiges Design- und Textkonzept sowie digitale Anwendungen sollen die über das Stadtgebiet verteilten Exponate visuell und inhaltlich miteinander verbinden.

Synergien mit Stadtarchiv und Malermuseum

Die Wahl des Interimsstandorts ist strategisch: Die Turnhalle befindet sich in direkter Nachbarschaft zur alten Pestalozzischule, die derzeit umfassend saniert wird und absehbar das neue Stadtarchiv beherbergen wird. Die räumliche Nähe schafft Synergien zwischen Stadtmuseum, Gedenkstätte und Archiv – sowohl im Betrieb als auch bei gemeinsamen Veranstaltungen. Damit entsteht in der Bonner Innenstadt ein neuer kultureller Knotenpunkt: ein Quartier des historischen Gedächtnisses.

Im Obergeschoss der Halle befindet sich zudem bereits seit Jahren das Malermuseum. Auch diese Einrichtung bleibt bestehen – und eröffnet Möglichkeiten für inhaltliche und kuratorische Kooperationen.

Übergangslösung mit ambitioniertem Zeitplan

Der Übergang vom alten Standort zur neuen Interimspräsentation soll möglichst reibungslos erfolgen. Die Dauerausstellung in der Franziskanerstraße wird voraussichtlich Ende 2025 schließen. Um die Zeit bis zur Eröffnung in der Turnhalle zu überbrücken, soll das Ernst-Moritz-Arndt-Haus verstärkt für Sonderveranstaltungen genutzt werden.

Langfristig ist zudem ein weiterer Umzug geplant: Ab 2027 will die Stadt mit den konkreten Planungen für den Neubau der Gedenkstätte in Endenich beginnen.

Ein Ort mit Geschichte – für die Geschichte

Mit der Entscheidung für die Turnhalle als Interimsstandort greift die Stadt auf ein Gebäude zurück, das selbst Teil der Bonner Bau- und Bildungsgeschichte ist. Die denkmalgeschützte Struktur bietet nicht nur ausreichend Platz für die geplante Ausstellung, sondern auch ein atmosphärisches Umfeld, das Geschichte erfahrbar macht.

Ob und wann dieses Konzept Realität wird, entscheidet sich am 3. Juli im Stadtrat. Doch schon jetzt zeichnet sich ab: Die Stadt Bonn will ihre Geschichte nicht im Archiv verstauben lassen – sondern sichtbar, nahbar und lebendig in Szene setzen.

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RAG - Redaktion

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