VfG-Ausstellung
Die Schatten der Stadt

Die einfachen Habseligkeiten eines Wohnungslosen stehen in der Ausstellung im harten Kontrast zu den schwarz-weiß-Aufnahmen der Stadt.  | Foto: we
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  • Die einfachen Habseligkeiten eines Wohnungslosen stehen in der Ausstellung im harten Kontrast zu den schwarz-weiß-Aufnahmen der Stadt.
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Bonn (we). Eine außergewöhnliche Ausstellung zeigt das Kunstmuseum Bonn noch bis zum 21.04. Dann werden die Besucher unter dem Ausstellungstitel „Schatten der Stadt“ Gelegenheit gehabt haben, sich ein Bild zu machen vom Dasein derer, die vor Ort keine begeisterte Mehrheit finden: Vom Tagesablauf der Wohnungslosen, von denen, die auf der Straße leben:

„Es gibt in Bonn etwa 80 bis 100 Menschen, die es aus unterschiedlichen Gründen aus dem „normalen“ Leben gerissen hat und die deshalb auf der Straße leben“, sagt Sozialarbeiter Sebastian. Gemeinsam mit Sarah und Jonas kümmert er sich um die Bedürfnisse solcher Leute. „Wir versuchen, sie beim JobCenter anzumelden, allein schon, um die Krankenversorgung zu gewährleisten“, sagt er. Da arbeiten wir zusammen mit dem Verein in Bonn, der sich um nicht Krankenversicherte bemüht.“

Allein schon den Alltag zu bewältigen, gestaltet sich oft schwierig für die Betroffenen. Wie sie in diese Situation geraten? „Bei mir waren es private Brüche“ sagt Michael. Er lebte 15 Jahre lang draußen. Andere haben ihren sozialen Halt verloren, sind drogensüchtig, wollen allein sein oder... oder. Die Gründe dafür, auf der Straße zu leben, sind vielschichtig. Viele sehnen sich nach einem festen Zuhause. „Dafür haben wir das Projekt unserer Stiftung „Housing first“ aufgelegt, weiß Nelly Grunwald, Geschäftsführerin beim VfG (Verein für Gefährdetenhilfe).

„Dabei kaufen wir Wohnungen, die dann ausschließlich und ständig für unsere Klientel reserviert sind.“ So erhalten die Mieter die Sicherheit und das Vertrauen, das bei so manchem im Laufe der Zeit auf der Strecke geblieben ist. Sechs solcher Wohnungen gibt es bereits, eine siebte ist in Arbeit.

„Wir wollen mit der Ausstellung auf die Situation der Wohnungslosen aufmerksam machen“, so Nelly Grunwald weiter. „Neben dem Housing-Konzept haben wir ein Angebot etwa in der Sebastianstraße, wo etwa 100 Wohnungslose unterkommen können, betreut werden und zum Beispiel duschen können. Außerdem gibt es in der Nähe des Bahnhofs eine Betreuung mit einem Drogen-Ersatzraum. Wer dort mit einem Ersatzmedikament unter ärztlicher Aufsicht versorgt ist, kann oft sogar einer regelmäßigen Arbeit nachgehen. Weiterhin unterhalten wir in Meckenheim eine Klinik, in der auch therapiert wird. Wir versuchen, auf vielfältige Weise den Wohnungslosen zu helfen, wieder zurück in die soziale Gemeinschaft zu finden.“

Die Arbeit des VFG ist sehr erfolgreich. „Das sehen wir zum Beispiel am Durchschnittsalter unserer Klientel“, sagt Susanne Fredebeul vom VfG. „Während wir früher damit rechnen mussten, dass unsere Leute mit 40 nicht mehr unter uns waren, ist das Durchnittsalter heute wesentlich höher. Ein stimmiges Beispiel dafür ist Michael: Wie alt er ist? „70“, lacht er. Und freut sich, in einer Wohnung des Housing first untergekommen zu sein.

Barbara Scheuermann ist Ausstellungsleiterin des Kunstmuseums. „Wir wollen mit dieser Ausstellung zeigen, dass wir als Museum Teil der Stadtgesellschaft sind und uns am Dasein derer in der Stadt beteiligen“, sagt sie. Der Besucherandrang für die Ausstellung ist enorm. Viele wollen wissen, wie sich das Dasein auf der Straße darstellt und was der VfG wie tut.

Ach ja: Spenden sind gern willkommen, etwa für den Ankauf von Schlafsäcken. Auch das Gewähren von Wohnraum, den der VfG zugunsten der Wohnungslosen ankauft, ist hoch willkommen.

Die einfachen Habseligkeiten eines Wohnungslosen stehen in der Ausstellung im harten Kontrast zu den schwarz-weiß-Aufnahmen der Stadt.  | Foto: we
Die drei Sozialarbeiter, die Wohnungslose draußen betreuen: Sebastian, Jonas, Sarah (vlnr.) | Foto: we
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RAG - Redaktion

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