Pfarrer Ludwig Pützkaul geht in den Ruhestand
Doch bekanntlich "geht man niemals so ganz"

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Nicht nur die Kirchenbesucher auch die Pfarrer werden rarer

„Aus gesundheitlichen Gründen“, so Pfarrer Pützkaul, werde er Ende des Monats vorzeitig in den Ruhestand gehen

Von Manfred Görgen

Unvergessen bei vielen noch der Tag, als Pfarrer Ludwig Pützkaul 2008 sein silbernes Jubiläum feierte. Vor wenigen Wochen (29.Juni) wurde an dessen 40Jähriges Weihefest gedacht.

Bad Münstereifel-Mutscheid. „Sag mir, wo die Priester sind, wo sind sie geblieben“? Frei nach einem bekannten und anderslautenden Liedtext, trifft dies immer mehr auch für unsere Regionen zu: Kaum noch Männer die sich in ihrem festen Glauben an die Kirche zu „Seelsorgern“, beziehungsweise das Amt eines Priesters berufen fühlen.

Somit kaum noch Geistliche, verbunden mit Zusammenlegungen von Pfarreien, die ihren christlichen Dienst vollziehen und diesen kaum noch - wie in früheren Zeiten anders geregelt - leisten können. Aus Seelsorge ist auch viel Bürokratismus geworden, was nicht jedem Geistlichen mitseiner manigfaltigen Umsetzung liegt. Nicht nur die kleinen Kapellchen, kleineren Kirchen in den Dörfern, auch den großen Gotteshäusern droht die Gefahr, dass einige bald schon für immer geschlossen werden könnten.

Das liegt nicht nur an den fehlenden Pfarrern, sondern natürlich auch an den rückläufigen Zahlen an Kirchenbesuchern. Bemerkbar macht sich das nicht nur am Beispiel Bad Münstereifel und den immer stärker betriebenen Zusammenlegungen.

Unabhängig von der Zerstörungen der Flut ist unter anderem "kaum noch was los" zum Beispiel in der Eicherscheider Kirche, in Mahlberg, Schönau, Rupperath, Scheuren, Wald, Effelsberg. Und nicht nur der für Bad Münstereifel für alles zuständige Pfarrer Robert Rego sollte mal mal nachfragen, wie weit diese Pläne von Köln aus schon gediehen sind.

Und aufgrund vieler immer noch nicht abgeschlossenen Vorfällen innerhalb der Kirchen mit Missbrauch durch Priester an Kindern und Jugendlichen - damit verbunden und stark bemerkbar - die zahlreichen Kirchenaustritte, werden auch die Theologen immer weniger. Drohen in Zukunft einige Kirche vermutlich für immer geschlossen zu werden.

Und bei allem seit längerer Zeit vorhandenem Übel kommt nun auch noch eine weitere Hiobsbotschaft bezüglich der Bad Münstereifeler Pfarreien hinzu: Pfarrer Ludwig Pützkaul geht Ende des Monats offiziell in den Ruhestand. Aus gesundheitlichen Gründen, wie von ihm selbst zu erfahren. zu erfahren. Von einem Mann und beliebten Seelsorger, der am liebsten kein großes Aufsehen bezüglich seiner Person machen möchte und nur einem befreundeten Journalisten das Einverständnis und OK für eine Veröffentlichung gab. Dem für das Erzbistum zuständige Organ der Kirchenzeitung, wollte er kein Interview geben. Da gebe es sicherlich andere die erwähnt werden sollten.

Derzeit gehört Pfarrer Ludwig Pützkaul noch mit zu den längst verbliebenen amtlichen und geschätzten Geistlichen im Höhengebiet des Münstereifeler Seelsorgebereiches.

Noch einmal etwas ausführlicher Rückblick haltend, konnte er nicht nur bereits vor vielen Jahren (am 29.Juni 2008) sein silbernes Priesterjubiläum in der Eifel begehen und sich noch groß feiern lassen. Kürzlich mit dem 29.Juni, dem Tag der Priesterweihe vor genau 40 Jahren, allerdings ohne dies groß herauszustellen.

Gehört Pützkaul aber zumindest auch zu den überzeugten Seelsorgern, die „keinerlei Verständnis“ für die Geistlichen aufbringen können, die wegen der immer noch nicht endgültig verarbeiteten Missbrauchsfälle und lange Zeit der Vertuschungen im Erzbistum Köln um Erzbischof Woelki & Co „mehr als nur unverzeihliche Schuld auf sich geladen haben.“

Doch in einigen anderen und eigenen Angelegenheiten kann sich allerdings auch Pützkaul noch an so manch turbulente Monate um „Pfarrer oder Nicht-Pfarrer“ und „angedrohter möglicher Versetzung“ zurückerinnern. Gab es in Effelsberg sogar eine Bittprozession wegen Verbleib von Pützkaul. Einer Prozession, die allerdings wenig später der damalige Kölner Weihbischof Dr. Heiner Koch als „Protestprozession interpretierte.

Haben sich aber die von Köln aus geplante Zusammenlegung der beiden Seelsorgebereiche Höhengebiet und Münstereifel die Gemüter längst wieder beruhigt. Konnte zumindest am 29. Juni 2008 Ludwig Pützkaul ein ausgesprochen festliches und schönes Priesterjubiläum feiern.

War es aber schon vor Jahren um den sonst als sehr lebenslustig bekannten und zuweilen sogar auf dem Akkordeon mitunter in der Kirche St. Helena in Mutscheid nicht nur das „Großer Gott wir loben Dich“ spielende, fast merkwürdig ruhig um den im Höhengebiet sehr geschätzten, beliebten und von früher her bekannt, sonst sehr unternehmenslustigen, lustigen und gerne „über sich selbst und die Welt lachenden“ Geistlichen Pfarrer Ludwig Pützkaul geworden.

War dieser zuerst - nach dem weggelobten Gang des nur für wenige Jahre in Houverath tätigen Pfarrers Andreas Luckey - neben seiner ursprünglich für Mutscheid und Rupperath hauptverantwortlichen Gemeinden - auch für Houverath und Effelsberg zuständig, gab es seit der Zusammenlegung eine Art „Bäumchen-Wechsel-Dich“ Kirchenspiel. Die Geistlichen - und dazu zählt natürlich auch Pfarrer Ludwig Pützkaul wurden in allen Kirchen des damals zusammengelegten Seelsorgebereichs (neun Pfarreien insgesamt) nach Bedarf eingesetzt.

Der aus Euskirchen (im Schatten der Herz-Jesu-Kirche geboren und aufgewachsen) stammende Pfarrer Ludwig Pützkaul hat sich längst daran gewöhnt und ist nach einem vor Jahren mal verpassten „Maulkorb“ einiger „Oberen“ aus Köln nach Aussagen von Freunden viel nachdenklicher und zurückhaltender geworden. Durfte er sich allerdings nicht erst seit seinem silbernen Jubiläum freuen, wie in alten Tagen lachen, stand doch nach fast zehnjähriger Tätigkeit in der Mutscheid in der Mutscheid das Fest des silbernen Priesterjubiläums an.

Vom damaligen Kardinal Höffner wurde Ludwig Pützkaul im Dom zu Köln zum Priester geweiht. „Am gleichen Tag wie damals Papst Pius, allerdings dieser natürlich viel früher als ich“, lachend Pützkaul.

Gefeiert wurde damals das große Dörfer-Ereignis - und 25 Jahre Priester auf den Tag genau - in der Kirche St. Helena in Mutscheid. Die drohte damals (2008) noch fast aus allen Nähten zu platzen und einige Menschen vor der Kirche ausharren mussten. Heute kaum noch vorstellbar nach diesen Missbrauchsskandalen und verschleppender und teils vertuschender Aufarbeitung und Schuldeingeständnis bis zum von vielen Menschen gefordert „längst überfälligen Rücktritt“ von Erzbischof Woelki.

In Begleitung der Rupperather Bläser, Mutscheider Feuerwehr, damals noch zahlreichen Seelsorgern, vielen Messdienern von nah und fern und dem zu jener Zeit hier in der Eifel noch agierenden und unbeliebten Münstereifeler Pfarrer Thomas Bahne, wurde das Fest in der Kirche begangen. Damals waren noch neben der jüngeren Schwester (Monika+) von Pfarrer Ludwig Pützkaul, auch dessen damals 87Jährige und auf ihren Sohn stolze Mutter Gertrud + aus Euskirchen angereist.

Alle „Pfarrangehörigen und Mitchristen“ im Seelsorgebereich Bad Münstereifel waren zu dieser Feier eingeladen und gratulierte auch der evangelische Pfarrer Raschke (kurz zuvor erneut Vater geworden) sehr herzlich. Es sei schon beachtlich, wie beliebt dieser Geistlicher sei, stellte auch er gerne damals heraus. Feierlich und dem Jubiläum angemessen, nicht nur beim auch musikalisch gestalteten Festgottesdienst mit Gesang und instrumentaler Begleitung mehrere Vereine und Organisationen, sondern auch beim sich anschließenden Empfang mit musikalischer Begleitung einiger Chöre sowie den Musikvereinen Houverath, Mutscheid und Rupperath bei Kaffee und Kuchen im an der Kirche St. Helena angrenzenden Pfarrhof. Viele Frauen aus den Dörfern hatten leckeren Kuchen gebacken und für den Festtag des Jubilars und dessen hunderte von Gästen gespendet. Es folgten immer wieder Ansprachen und Glückwünsche. Geschenke in Form von roten und weißen Rosen, Weine, Geldgeschenke und hatten die Vertreter der Pfarreien und auch die weltlichen Vereine und kirchlichen Organisationen emsig gesammelt, um dem überaus beliebten Geistlichen neben einer Stola, auch ein Navigationsgerät für das Auto zu überreichen, damit er stets alle Ziele gut ereiche. Sozusagen als Jubiläumsgeschenk aus der Mutscheid etablierte sich ein Kinderchor. Ging man damals noch auf die Darbietungen von Pfarrer Ludwig Pützkaul mit seiner „Quetsch“ ein. Pützkaul sei ein großer Förderer der Musik zu Ehre Gottes und allgemein. Wenn sich dessen Körperbewegungen am Altar der Musik anpassen, sei das auch Lohn für die Arbeit der Christen. Überspitzt hieß es zu jener Zeit noch: „Sister Act im Höhengebiet der Stadt Bad Münstereifel.“

Pützkaul sei „dat Pastürche“, wie es sich die meisten Menschen wünschen. Hautnah und sich möglichst nicht verbiegen lassend.

Schon bei seinem silbernen Jubiläum bei seiner Predig hatte Pützkaul für ein gutes Miteinander und auch Farbe bekennend appelliert. Alle seien Kinder Gottes. Hieß es damals noch an Pützkaul versprechend gerichtet: „Wir zählen auf dich so wie du auf uns zählen kannst.“ Und weil es aller Wahrscheinlichkeit nach bei der Verabschiedung Ende August keine allzugroße Zeremonie geben dürfte, hier erneut auch in Erinnerung bringend, was damals gesagt wurde. So sprach Britta Zavelberg aus Houverath im Namen aller Pfarrgemeinderäte aus dem Höhengebiet, das gerade dieser Pfarrer es geschafft habe, die Menschen mit stets freundlicher und offener Art anzusprechen und für die Kirche zu begeistern. Für Pützkaul bedeute Priester sein nicht Beruf, sondern Berufung. Dies nach dem Motto „Mensch unter Menschen zu sein.“ Dies habe Pützkaul unter anderem große Sympathien bei Kindern und älteren Mitchristen und auch Anerkennung gebracht. Sein Wesen sei von Harmoniebedürfnis geprägt. War allerdings schon vor Jahren herauszuhören, dass es in manchen Fällen auch mal gut gewesen wäre, mit der Faust auf den Tisch zu hauen und ein „Machtwort“ zu sprechen.

Und wenngleich Pfarrer Ludwig Pützkaul in wenigen Wochen seinen Ruhestand antreten wird, haben die Worte eines guten und langjährigen Freundes immer noch ihre Gültigkeit: „Fühle dich weiter wohl in unserer Mitte, wie wir bei dir, sei zufrieden und glücklich und werde möglichst sehr alt in der schönen Eifel.“

Und wie zu vernehmen, wird er der Eifel, der Mutscheid und dem alten Pfarrerhaus treu bleiben. Am Samstag, 26.August, findet nach der Messe in St. Helena (und aus gegebenem Anlass der Gottesdienst diesmal bereits um 18 Uhr, statt wie sonst üblich um 19 Uhr) die Verabschiedungsfeier von Ludwig Pützkaul statt. Bleibt zu wünschen, das es dem Priester aus Berufung gesundheitlich noch lange so gut wie eben möglich geht. Auch, dass er zuweilen sich seine beliebte "Quetsch" beziehungsweise Akkordeon schnappt und nicht nur das bekannte Lied von Trude Herr spielt "Niemals geht man so ganz."

Ps. Eventuell schafft das Erzbistum Köln auf dringende Bitten von Pfarrer Robert Rego eine neue Stelle für den in Kürze in den Ruhestand tretenden Pfarrer Pützkaul. In der Bitte heißt es dass es aber unter anderem, dass es dann aber schon ein "fertiger" Priester sein müsste und damit keine Einarbietung nötig sei. 

Text und Fotos Copyright Manfred Görgen, Pressebüro MaGö, mg

LeserReporter/in:

Manfred Görgen aus Bad Münstereifel

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