Demo gegen rechts
Für eine offene Gesellschaft

Foto: Michael Kupper
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Waldbröl. Rund 800 Menschen waren am Samstagmittag trotz anhaltendem Nieselregen dem Aufruf der Waldbröler Ratsfraktionen zu einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus auf dem Marktplatz gefolgt. In einer gemeinsamen Presseerklärung hatten die Parteien und Wählergemeinschaft gefordert, ein klares Zeichen der demokratischen Mehrheit für Menschen- und Asylrechte zu setzen. Hass, Rassismus und Ausgrenzung hätten weder in der Marktstadt noch irgendwo in Deutschland einen Platz: „Wir stehen für eine offene Gesellschaft und schätzen die Vielfalt der fast 100 unterschiedlichen Kulturen in Waldbröl.“

„Wir wollen ein gutes Leben für uns und unsere Kinder. Dazu gehören Frieden, Freiheit und Menschlichkeit“, sagte Bürgermeisterin Larissa Weber in ihrer Begrüßung. Rassismus, Extremismus und Diskriminierung in jeder Form seien jedoch Feinde dieser Ziele. „Wir haben nicht vergessen, was hier vor Jahrzehnten passiert ist, was die Nationalsozialisten den Menschen angetan haben – und wir möchten nicht, dass sich diese Geschichte wiederholt.“

In einer ergreifenden Rede erinnerte Dr. Sándor Károly Molnár, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Waldbröl, an die die drei Worte „Nie wieder Krieg“, die in weißen Lettern auf der Friedensmauer zu lesen sind. Molnár betonte, dass Krieg weder Diskussion noch Verhandlung bedeute, sondern schlicht und einfach Gewalt. Ein Krieg werde allerdings nicht mit Waffen begonnen, sondern im Herzen: „Wo die Herzen verschlossen sind, kann der Same des Hasses wachsen.“ Der Pfarrer prangerte Ideologien an, die eine Gesellschaft in nützliche und nutzlose Personen spalten: „Alle Menschen haben eine Würde, die in unserem Grundgesetz steht.“

„Wir sind sehr dankbar für die vielfältigen Unterstützungen, die wir hier erfahren haben“, erklärte die Iranerin Vida Salehi vom Waldbröler Freundeskreis Asyl. Vor rund zehn Jahren habe sie mit ihrer Familie aus ihrem Heimatland fliehen müssen und inzwischen in Deutschland eine neue Heimat gefunden. Seit letztem Jahr sei sie deutsche Staatsbürgerin und arbeite jetzt als Deutschlehrerin in Gummersbach. Doch nun werde von einigen politischen Gruppen ihre Ausreise gefordert: „Wir haben Angst.“

„Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen“, zitierte Gerhard Jenders von „Oberberg ist bunt, nicht braun“ den Holocaust-Überlebenden Primo Levi und forderte: „Jetzt ist es unsere Verpflichtung dieser Aufgabe nachzukommen.“ Wastl Roth-Seefrid schilderte, dass die Idee, die Wagenengel bei Karnevalszügen mit Warnwesten und dem Aufdruck „Karneval ist bunt, nicht braun“ spontan entstanden sei: „Diese Westen werden in dieser Session im ganzen Rheinland zu sehen sein.“ Den Abschluss machte Küster Jörg Groneberg mit einer Samba-Trommel und dem Sprechchor: „Rechtsradikale, nein danke. Deutschland ist nicht euer Land – Ihr seid nicht anerkannt.“

Freie/r Redaktionsmitarbeiter/in:

Michael Kupper aus Reichshof

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