Großbauprojekt
Der Tausendfüßler wird fit für die Gegenwart

Es ist das vielleicht größte Bonner Bauprojekte im kommenden Jahrzehnt: Der Neubau des „Tausendfüßlers“ wird im Optimalfall 6,5 Jahre dauern und 2027 abgeschlossen sein. Projektleiterin Friederike Schaffrath und Dipl-Ing. Martin Fuchs beim Ortstermin unter der A 565. | Foto: mt
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  • Es ist das vielleicht größte Bonner Bauprojekte im kommenden Jahrzehnt: Der Neubau des „Tausendfüßlers“ wird im Optimalfall 6,5 Jahre dauern und 2027 abgeschlossen sein. Projektleiterin Friederike Schaffrath und Dipl-Ing. Martin Fuchs beim Ortstermin unter der A 565.
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Bonn - (mt). Es sind 630 Meter Autobahn, die neu gebaut werden
müssen. Kaum der Rede wert, könnte man meinen. Würden sich diese
630 Meter nicht als Hochstraße durch Wohn- und Gewerbegebiet durch
Bonn schlängeln. Der Tausendfüßler, der 1959 als Teil einer
Schnellstraße in Betrieb genommen wurde, war niemals für den Verkehr
ausgelegt, der heute über ihn abgewickelt werden muss. Über die zwei
Spuren pro Richtung schieben sich rund 93.000 Fahrzeuge täglich, das
sind etwa 23.000 mehr als die Bahn eigentlich bewältigen kann.
Entsprechend oft stehen Autos und LKW hier im Stau. Liegengebliebene
Fahrzeuge sind ein besonderes Problem, denn eine Standspur gibt es
nicht.

Der starke Verkehr setzt auch dem Bauwerk zu. Für die Fachleute von
Straßen.NRW steht fest, dass der Tausendfüßler seine rechnerische
Nutzungsdauer 2022 erreicht hat. „Danach bricht zwar nichts
zusammen“, beruhigt Projektleiterin Friederike Schaffrath von
Straßen.NRW, doch Kontrollen und Reparaturen müssen ab diesem
Zeitpunkt in immer kürzeren Abständen erfolgen und es drohen
Geschwindigkeitsbegrenzungen und Fahrverbote für den
Schwerlastverkehr, wie man es etwa von der Leverkusener
Autobahnbrücke kennt.

Daher führt kein Weg an einem Neubau vorbei. Dieser ist im
Bundesverkehrswegeplan 2030 mit der höchsten Stufe, also
„vordringlichem Bedarf“, vorgesehen. Um den neuen Tausendfüßler
für die hohen Verkehrsanforderungen vorzubereiten, wird er über
sechs Fahrspuren plus Standstreifen verfügen. „Dadurch wird die
Brücke annähernd doppelt so breit wie derzeit“, so Schaffrath.

Die größeren Abmessungen sorgen jedoch an mehreren Standorten für
Probleme. Bekanntester Betroffener ist das Bonner Tierheim. Hier
müssten mehrere Zwinger dauerhaft verschwinden und die wichtige
Quarantäne-Station wäre für mehrere Monate nicht nutzbar. Auch
andere Anwohner müssten zumindest zeitweise einen Teil ihres
Grundstücks für die Bauarbeiten zur Verfügung stellen. Im
naheliegenden Gewerbepark müsste ein Gebäudeteil verschwinden.

Sofern sich Straßen.NRW mit allen Betroffenen gütig einigen kann,
sollen 2020 vorbereitende Maßnahmen für den Entlastungsneubau
parallel zum derzeitigen Tausendfüßler beginnen. Über diese
Entlastungsbrücke wird der Verkehr in beide Fahrtrichtungen
abgewickelt, während der Tausendfüßler abgerissen und neu gebaut
wird. Während der Bauarbeiten, die von Ende 2021 bis 2027 verlaufen
sollen, wird keiner der zahlreichen Parkplätze unter dem
Tausendfüßler zur Verfügung stehen. Da die A 565 in der Nähe des
Tierheims sowohl über die Gleise der Stadtbahn als auch über die der
Deutschen Bahn führt, kann dort nur unter Einhaltung von Sperrzeiten
gearbeitet werden. Die Stützpfeiler, die dem Tausendfüßler seinen
Namen geben, könnten auch in Zukunft so oder so ähnlich für die
Stabilität des Bauwerks sorgen.

Während Anwohner für die Dauer der Arbeiten nicht von Baulärm
verschont werden können, soll die Lärmbelastung danach spürbar
geringer sein. „Der Lärmschutz wird deutlich besser sein als er es
heute ist“, betont Friederike Schaffrath. Neben der Verwendung von
offenporigem Asphalt sind teils deutlich höhere Lärmschutzwände von
bis zu 12 Metern Höhe vorgesehen.

Da für einen Teil der Bauarbeiten die Anschlussstelle Tannenbusch
gesperrt werden muss, will Straßen.NRW den Verteilerkreis am
Potsdamer Platz zu einem „Turbokreisel“ umbauen, der durch mehrere
parallele Spuren leistungsfähiger werden soll als der vorhandene
Kreisel. Eine Umbaumaßnahme, die wahrscheinlich nicht rückgängig
gemacht werden wird.

Für die Baumaßnahmen und Entschädigungen plant Straßen.NRW mit
Gesamtkosten in Höhe von 300 Millionen Euro. Sollten diese 2027
verbaut und bezahlt sein, könnte der Verkehr endlich wieder fließen.
Die Frage wie lange das andauern wird, kann heute noch niemand
beantworten. Im Jahr 2030 werden Verkehrszahlen von 102.000 Fahrzeugen
pro Tag erwartet. Damit wäre der neue Tausendfüßler bereits gut
ausgelastet.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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