30 Jahre Paul Kraemer Haus Pulheim

„Ich möchte hier nie wieder weg!“

Endlich wieder ein Sommerfest. Und dann noch ein ganz besonderes. Zu seinem 30-jährigen Jubiläum lud das Paul Kraemer Haus Pulheim nach dreijähriger Corona-Abstinenz Familien, Freunde und Nachbarn wieder ein, miteinander zu feiern. Dieser Anlass bot auch die Gelegenheit auf die Anfänge des Hauses zu schauen.

Pulheim (hs). Acht der heutigen Bewohnerinnen und Bewohner sind von Beginn an dabei. Unter ihnen auch Birgit Held. Die heute 65-Jährige ist Mitglied des Bewohnerbeirates und weiß zu berichten, dass ihre Eltern damals mühsam einen Wohnplatz für sie gesucht hatten. „Es gab bei allen Bewerbungen immer eine Ablehnung und als ich einen Platz in Pulheim bekam, war ich überglücklich“, sagt sie. Dieses Glück und die Freude über ihr neues Zuhause war auch bei der Jubiläumsfeier in ihrem Gesicht zu finden. „Pulheim ist unsere Heimat geworden. Ich danke allen, die uns dabei geholfen haben. Ich möchte hier nie wieder weg!“, bekannte sie.

Im Jahr 1993 eröffnete die Gold-Kraemer-Stiftung mit dem Paul Kraemer Haus Pulheim – das Haus ist benannt nach dem Unternehmer und Stiftungsgründer Paul R. Kraemer aus Frechen – ihr drittes von heute insgesamt sechs Wohnhäusern als besondere Wohnform für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Zuständig für die Wohnangebote der Stiftung ist die Paul Kraemer Haus gGmbH, eine 100-pr Tochter. Inmitten einer gewachsenen Wohnsiedlung der Stadt Pulheim bot das Wohnhaus im Aurikelweg beim Start zunächst 48 Wohnplätze. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im Jahr 2014 zogen die Hälfte der Bewohner im Rahmen einer Dezentralisierung in das neugebaute Paul Kraemer Haus Stommeln auf dem Kattenberg. Heute wohnen 24 Menschen im Haus. Vier bis sechs Bewohner leben in einer Wohngruppe zusammen. Jeder hat sein eigenes, individuell gestaltetes Zimmer. Gemeinsam teilt sich die Wohngruppe eine moderne und barrierefreie Wohnküche.

Insgesamt 33 Mitarbeiter arbeiten in einem multifunktionalen Team zusammen. Seit eineinhalb Jahren leitet die Heilerziehungspflegerin Lia Schubert das Haus. „Ich bin seit 2011 bereits bei der Stiftung und habe hier in Pulheim auch mein Anerkennungsjahr gemacht,“ berichtet sie von ihrem Start. Enno Bühler ist bereits 25 Jahre als Dipl. Sozialarbeiter für die Stiftung tätig und kennt seitdem das Haus und seine Bewohner. Seine besondere Aufgabe ist die Begleitung der Bewohner im Betreuungsdienst. Hier finden diejenigen Angebote und Unterstützung, die bereits verrentet sind.

Teilhabe und mehr Selbstbestimmung, das gilt es für die Bewohner sowohl im Haus, als auch im Sozialraum zu realisieren. Pulheim bietet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten diese Teilhabe an. An ihren freien Tagen nimmt sich Birgit Held viel Zeit für ausgiebige Spaziergänge zusammen mit ihrer Mitbewohnerin Renate Detmer, mit der sie leidenschaftlich gerne die Stadtbücherei und den Pulheimer Wochenmarkt besucht. Beide sind tätig im Bewohnerbereit und somit die Ansprechpartnerinnen für alle Belange der Mitbewohner. Beide sind auch bekennende FC-Fans. So verbringen sie an vielen FC-Spieltagen ihre Freizeit beim Public Viewing in der Gaststätte „En d´r Pump“, wenige Meter fußläufig vom Paul Kraemer Haus entfernt.

Bereits zu Beginn des Jahres gab es für alle Bewohner eine kleine interne Hausfeier. „Anlässlich des runden Jubiläums stehen Sie in diesem Jahr besonders im Mittelpunkt“, so die Worte des Vorstandsvorsitzenden der Gold-Kraemer-Stiftung, Professor Hans Josef Deutsch, der bei seinem Besuch auf die Begründer der Stiftung verwies. „Paul und Katharina Kraemer haben sich dafür eingesetzt, dass Menschen mit Behinderungen in der Mitte der Gesellschaft stehen und sie gleichberechtigt mitgestalten. Und genau das geschieht bei Ihnen hier in Pulheim“, so Hans Josef Deutsch, der für die Bewohner der ersten Stunde eine besondere Urkunde dabeihatte.

Infos zum Paul Kraemer Haus gibt es im Internet unter www.gold-kraemer-stiftung.de/paul-kraemer-haeuser/paul-kraemer-haus-pulheim/