Ungebremste Müllflut
70 gelbe Säcke pro Familie

Opladen - Kaum eine Nation trennt den Müll so akribisch wie die Deutschen.
Ausländer reiben sich häufig die Augen: Die Zeitung landet im
Altpapier, die leere Shampooflasche im gelben Sack, die
Kartoffelschalen auf dem Kompost und der alte Spülschwamm im
Restmüll. Jedes Jahr fallen in deutschen Kommunen und Gemeinden rund
50 Mio. Tonnen Abfall an. Damit gehören wir zu den größten
Müllproduzenten in der Welt. Daran ändert auch unser ausgefeiltes
Entsorgungskonzept nicht.

„Alles wird getrennt, sortiert und wenn möglich wiederverwertet.
Das denken wir jedenfalls, wenn wir alles in den bunten Tonnen und
Tüten verschwinden lassen“, erklärt Ingrid Mayer, Sprecherin der
der BUND Kreisgruppe Leverkusen. Dem sei leider nicht so:
„Beispielsweise werden zur Zeit nur rund 30 Prozent der Inhalte der
gelben Säcke recycelt“. Der Grund: Verpackungen sind zu
verschmutzt, um sie wieder zu verwerten und viele Plastikhüllen sind
aus mehreren Schichten unterschiedlichster Materialien
zusammengesetzt. „Das können selbst moderne Sortiermaschinen nicht
trennen“, so die Umweltschützerin. Die Folge sei, dass zwei Drittel
der von uns getrennten Verpackungsmaterialien letztendlich doch in der
Müllverbrennungsanlage enden.

Nach Angaben der Leverkusener Abfallbetriebe (AVEA) füllt eine
vierköpfige Leverkusener Familie 70 gelbe Säcke im Jahr. Seit 15
Jahren habe sich daran kaum etwas geändert, so der Müllentsorger.
Die Müllflut bleibt ungebremst. „Die Industrie achtet zu wenig auf
die Vermeidung, genauso wie die Konsumenten“, erklärt Britta Demmer
vom Förderverein NaturGut Ophoven. „Zwar werden die
Verpackungshersteller von der Politik aufgefordert Verantwortung zu
übernehmen. Sie müssen sich beispielsweise an der Finanzierung des
Dualen System beteiligen. Aber das hält sie nicht davon ab, immer
mehr Waren so zu verpacken, dass sie nicht recycelt werden können und
deshalb im Verbrennungsofen landen“. Das müsse sich ändern und die
Politik stärkere Impulse setzen, so Britta Demmer vom NaturGut
Ophoven.

Aber natürlich könne auch der Verbraucher etwas tun, so Ingrid
Mayer. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten seinen privaten
Verpackungsmüllberg zu reduzieren. Man könne Körbe und Stoffbeutel
zum Einkaufen verwenden anstelle von Plastiktüten, unverpacktes Obst
und Gemüse kaufen, Getränke immer in Mehrwegflaschen kaufen, große
anstatt kleine Verpackungseinheiten wählen, Kaffeekapseln, Pads und
Tetrapacks vermeiden, Produkte mit Kombipackungen aus Pappe und
Plastik im Regal liegen lassen, weil diese nicht getrennt werden
können und vieles mehr. „Der umweltfreundlichste Abfall ist der,
der nicht entsteht“, so die BUND-Vorsitzende. „Außerdem bezahlen
wir dann auch nicht für etwas, dass wir gar nicht brauchen, nämlich
Müll“.

Redakteur/in:

RAG - Redaktion

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